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Die Wiederkehrer

Die Wiederkehrer

Titel: Die Wiederkehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kooky Rooster
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Familie und Freunden klar zu machen. Er war davon ausgegangen, das Schlimmste, das ihm passieren könnte, wären schiefe Blicke, dumme Bemerkungen und gelegentliche Diskriminierung. Nun fielen ihm Berichte von Homosexuellen ein, die Angriffen bis hin zum Tod ausgesetzt waren – auch heute noch und hierzulande. Bisher war es für ihn kaum mehr als eine traurige Chronik gewesen, hatte ihn nie betroffen.
    „Warum“, grunzte Raffael. Niko spürte Angst hochkriechen. Mit klammen Fingern packte sie seine Knie, jagte ihm eiskalte Schauer über den Rücken, griff nach seinem Herz und zerquetschte es mit eiserner Faust. Die Frau, mit der Niko telefoniert hatte, hatte ihm zwar freimütig erzählt wie alt Raffael war, aber sie hatte mit keinem Wort erwähnt, dass er ein Sinkhead war. Wie hätte er auch auf die Idee kommen sollen, das zu erfragen?
'Guten Tag Frau Hagen, ist ihr Sohn homophob?'
    „Ich hab eine … Frage“, stieß Niko hervor und schluckte schwer. Definitiv war dieser Typ nicht auf seiner Party gewesen und definitiv hätte ihn keiner seiner Freunde eingeladen.
    „Bist du so ein Gottesfreak, oder was?“, fragte Raffael.
    „Ja …“, log Niko. Verdammt. Standen Gläubige nicht auch auf der Abschussliste? Stand eigentlich jemand
nicht
auf der Abschussliste?
    „Verpiss dich!“, knurrte Raffael und schlug ihm rüde die Tür vor der Nase zu. Niko sackten beinahe die Beine weg und er taumelte zurück. Er ließ einen erleichterten Stoßseufzer los und wankte zu den Treppen. Uffa! Hoffentlich hatte Harry nicht diesen Kerl gemeint! Niko würde sich nun durch die Telefonbücher der umliegenden Gemeinden wühlen. Verdammt, irgendein Hinweis wäre wirklich nett gewesen!
    „Hey! Schwule Sau!“, rief jemand und Niko fuhr hoch. Raffael Hagen stand mitten im Gang, den ganzen Körper angespannt und blinzelte ihn aggressiv, wenn nicht gar mordlustig, an.
    Scheiße!
    Niko nahm die Beine in die Hand und rannte, was das Zeug hielt. Hinter ihm hörte er das Quietschen von Sohlen auf dem Steinboden, schwere Stiefel, die rasch die Treppen hinab trampelten und immer näher kamen. Scheiße! Scheiße! Scheiße! Niko spürte kaum seinen Körper, als hätte dieser die Kontrolle übernommen. Er rannte so schnell, wie er weder in diesem noch in seinem alten Leben je gelaufen war. Immerhin war er jetzt jung und fit. Mit dreißig hätte Niko nicht die geringste Chance gehabt. Hatte er denn
jetzt
eine? Die Lunge brannte, das Herz raste. Niko sprang die letzten vier Stufen auf einmal, erreichte die Haustür. Verflucht, die Schritte kamen immer näher. Niko hielt sich gar nicht erst damit auf, die Tür zuzuhalten, denn er wusste nicht, ob er stark genug wäre, gegen Raffael Widerstand zu leisten. Außerdem – wie lange müsste er durchhalten, bis dieser Idiot aufgab?
    „Bleib stehen, du schwule Sau!“, grölte Raffael immer wieder. Scheiße! Scheiße! Scheiße! Nikos Beine schleuderten weich über den Asphalt, die Muskeln begannen zu brennen, ihm wurde von der Anstrengung schlecht. Niko sprintete über den Parkplatz, den wildgewordenen Skin im Nacken, als ihm bewusst wurde, dass es keine gute Idee wäre, sein Wohnhaus aufzusuchen. Der Scheißkopf erführe, wo er wohnte und würde ihm auflauern. Obwohl Niko keine Kraft mehr hatte, sich nichts sehnlicher wünschte, als sich in der Wohnung zu verbarrikadieren, stürmte er am Haus vorbei. Er hatte keinen blassen Schimmer, wohin er laufen sollte und er konnte wohl auch nicht darauf hoffen, dass dieser Skin eine schlechtere Kondition als er selbst hatte. Wäre Niko bloß regelmäßig laufen gegangen, wie er vorgehabt hatte!
    Stopp!
    Niko konnte nicht mehr. Er bekam keine Luft und die Beine zitterten. Das Herz schlug so heftig, dass es nur noch ein einziges Stechen war. Es hatte keinen Sinn zu flüchten. Jetzt blieb Niko vielleicht noch ein bisschen Restkraft, um sich zur Wehr zu setzen – oder es zumindest zu versuchen.
    Er kam noch nicht einmal dazu, sich umzudrehen, um den Angreifer zumindest ins Gesicht zu sehen, da spürte Niko schon einen dumpfen Schmerz an seinem Oberschenkel und sein Bein knickte einfach weg. Niko schlug unsanft auf dem Asphalt auf und – in Kombination mit der Erschöpfung – verlor er dabei fast das Bewusstsein. Der nächste Tritt erwischte den Rücken. Niko rollte sich instinktiv zusammen, wie ein Embryo, verbarg das Gesicht unter den geballten Fäusten. Es würde vorbeigehen. Es würde schmerzhaft sein, aber es würde vorbeigehen. Wie man Schläge

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