Die Wiederkehrer
Schwänze zuckten, sie brummten in den Kuss, legten einander die Hände sanft an die Wangen und gruben die Finger ins Haar. Als sie sich voneinander lösten, taumelten sie etwas, noch ganz benommen vom Rausch dieser wild-zärtlichen Berührung.
„Hast du nicht gesagt, du schreibst Hausfrauenpornos?“, krächzte Niko benommen.
„Du wärst überrascht, was bei denen ankommt … beziehungsweise, in einigen Jahren ankommen wird, wenn sich einige Tabus gelockert haben“, gab Bernd breit grinsend von sich.
„Was …
kommt
denn da an?“, wollte Niko wissen.
„Wir“, meinte Bernd knapp. „Noch Kaffee?“
„Was heißt …
wir
?“
„Schwule … und sie wollen jedes dreckige, kleine Detail wissen“, gab Bernd schmunzelnd von sich.
„Das ist ein Scherz, oder?“
„Definitely not!“
„Das heißt …“, Niko überlegte, „… du schreibst knallhart und detailliert über Sex unter Männern?“ Bernd nickte grinsend.
„Schlüpfrig, außerdem romantisch und unerträglich kitschig.“
„Jetzt will ich es
definitiv
lesen!“, meinte Niko und Bernd lachte, ging aber nicht darauf ein. Er stützte stattdessen die Ellenbogen auf den Tisch, legte das Kinn auf die Fäuste und blinzelte Niko neugierig an.
„Und was ist mit dir?“
„Was soll mit mir sein?“
„Was ist
deine
Bedingung für die Wiederkehr?“, wollte Bernd wissen. Niko verschluckte sich, hustete, rang um Luft und trank etwas Kaffee, um die Kehle zu beruhigen. Was sollte er Bernd sagen? Dass er eigentlich einen anderen Kerl lieben sollte? Dass er hier mit dem falschen Mann nackt in der Küche saß?
„Weißt du was passiert, wenn man die Bedingung nicht erfüllt?“, fragte Niko statt einer Antwort. Bernds Blick wurde ernst. Er nahm die Ellenbogen wieder vom Tisch.
„Oh! So schlimm?“, fragte er.
„Weißt du was in diesem Fall passiert?“ Niko blickte Bernd flehend an.
„Nein“, gab Bernd bedauernd von sich. „Du bist der einzige Wiederkehrer, den ich kenne, und
meine
Auflagen habe ich erfüllt … bisher zumindest.“
„Scheiße“, fluchte Niko und ließ den Kopf hängen. Wie sollte er das erklären?
„Was ist es denn?“, fragte Bernd. Er legte eine Hand liebevoll auf Nikos Wange und sah ihn mitfühlend an. „Vielleicht kann ich dir ja helfen dabei.“ Niko fing die Hand ab und verschränkte seine Finger mit denen seines Freundes. Ihm wurde schlecht. Warum nur hatte er davon angefangen, über die Bedingungen zu reden? Wie idiotisch. Er hätte doch wissen müssen, dass er dann auch von sich erzählen musste.
„Nein, kannst du nicht“, erklärte Niko traurig und spielte mit Bernds Fingern.
„Du machst mir Angst, Niko“, gestand Bernd.
„Es ist eine unfaire Bedingung. Ich wusste nicht, auf was ich mich da einließ – ich wollte nur einfach nicht im Koma liegen!“, stieß Niko verzweifelt hervor. „Harry hat mich nicht richtig informiert, nur blöde Andeutungen gemacht!“
„Harry … das ist dein Schutzengel, oder?“, mutmaßte Bernd.
„Ja“, knurrte Niko und blickte Bernd mit verschwommenem Blick an. „Ich will dich nicht verlieren“, wisperte er. „Ich will dich … Ich will mit
dir
zusammen sein.“
„Komm her!“, sagte Bernd ganz ruhig und rutschte auf der Eckbank weiter nach innen. Niko setzte sich zu ihm und Bernd umarmte ihn sanft, küsste ihn zärtlich auf die Schläfe, behandelte Niko so unerträglich behutsam, dass dieser in Tränen ausbrach.
„Musst du jemanden umbringen?“, fragte Bernd leise. Niko gluckste, auch wenn ihm nicht nach Lachen zumute war. Klar, so wie er sich aufführte,
musste
Bernd an so etwas Krasses denken. Niko lockerte die Umarmung und blickte Bernd verzweifelt in die Augen.
„Nein … das Gegenteil!“, jammerte er. Bernds Gesichtszüge entgleisten, er machte große Augen, verzog das Gesicht zu einer irritierten Grimasse.
„Du musst jemanden …
gebären?
“, fragte er verblüfft. Niko prustete los. Sie lachten. „Sorry, aber wenn du so etwas sagst … was soll ich denn denken?“, kicherte Bernd.
„Nein …
lieben
!“, gestand Niko endlich, „Ich muss jemanden lieben.“ Bernd verstummte. „Die Bedingung war, schwul zu werden und einen Mann zu lieben … einen bestimmten Mann“, erklärte Niko. Bernds Gesicht gefror. Er nahm die Arme von Niko und rückte weg.
„Das heißt … das ist alles nur ein
Projekt?
Du zwingst dich, mit mir zu schlafen und mit mir zusammenzusein, um noch einmal leben zu dürfen?“, fragte Bernd
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