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Die Wiege des Bösen

Die Wiege des Bösen

Titel: Die Wiege des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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reden«, sagte Nottr ungeduldig, »und uns dieses furchtsame Geschwätz anhören!«
    Dilvoog hieß die Giantenvorhut langsam weiterreiten. Sie erreichten die erste Scheuche, ritten so nah daran vorbei, daß sie den ausgestreckten, steinernen Arm fast berührten. Selbst auf den Pferden wirkten sie noch klein neben der hochaufgerichteten Gestalt. Sie regte sich nicht.
    »Wie erwartet«, murmelte Dilvoog. Er rief zwei weitere Gianten zu sich und führte sein Pferd langsam zwischen ihnen an der Scheuche vorbei. Obwohl er es erwartet hatte, atmete er doch auf, daß ihn das steinerne Ungeheuer passieren ließ. Calloun hatte also recht gehabt, aber Calloun besaß wenige eigene Erfahrungen. Es galt, vorsichtig zu sein, denn manche seiner Gedanken mochten sich als falsch erweisen.
    Barynnen war der nächste, vertrauend auf den Priesterrock Coryns, den er trug. Auch ihn nahmen zwei Gianten zwischen sich. .
    Aber diesmal erwachte der Koloß mit einem knirschenden Ruck.
    Warnende Rufe kamen aus der Schar. Barynnen spürte einen Schmerz in seinem Kopf. Dann wußte er nichts mehr; weder, daß er sein Pferd losließ und auf die Scheuche zugehen wollte, die ihn mit steinernem Gesicht von vage menschlicher Form erwartete; weder, daß er auf die Gianten einhämmerte, die ihn festhalten wollten; noch, daß ein steinerner Arm mit der Beweglichkeit lebenden Fleisches herabkam und einen der Gianten mit solcher Wucht niederschmetterte, daß dieser sich nicht mehr erhob und geborstenes Rüstzeug ringsum niederregnete.
    Der zweite Giant riß Barynnen zu sich aufs Pferd und trieb es außer Reichweite der Scheuche. Erst dann gab Barynnen seinen heftigen Widerstand auf und stand mit bleichem Gesicht vor der Schar.
    Er war verwirrt. »Sie hat dich in ihren Bann gezogen«, erklärte der Caer, der zuvor von den Moorscheuchen berichtet hatte. »Das ist die wirkliche Gefahr. Sie rauben einem den Verstand…«
    »Ich werde es versuchen«, erklärte einer von Goatins Schar, ein Dandamarer mit Namen Mosk. »Ich will sehen, was sie gegen unsere Körper vermögen.«
    »Warte!« rief Goatin. »Du weißt nicht, was sie alles tun können…!«
    Mosk zuckte die Schultern. »Wie sollen wir es sonst herausfinden? Ich weiß nicht, wie ihr es seht, aber ich denke es mir so: Diese tapferen Krieger haben viel mehr zu verlieren als wir, etwas, das wir längst verloren haben und das uns keine Magie wieder zurückbringt, auch wenn wir noch so sehr davon träumen. Daß wir überhaupt noch da sind, ist eine Gunst der Götter, eine geborgte Zeit, die wir nutzen müssen. Daß wir auf diesem Kriegszug gegen die Finsternis reiten, ist kein Zufall. Wir sind hier, weil es Aufgaben gibt, die die Lebenden nicht lösen können…«
    »Sie werden uns in ihren Bann ziehen wie die anderen«, wandte Goatin ein.
    »Gut so«, erwiderte Mosk, »so werden die anderen ungehindert reiten können.«
    Er ließ die Klinge stecken, denn sie war nutzlos gegen Stein, selbst wenn es von Scheinleben erfüllter Stein war.
    Er nahm den Weg, den die Gianten und Dilvoog genommen hatten. Dilvoog winkte drängend. Alle starrten gebannt.
    Als Mosk auf ein Dutzend Schritte an die Scheuche herankam, erwachte sie aus ihrer Starre. Es war eine kaum merkliche Bewegung, aber Mosk verhielt im Schritt.
    »Geh weiter!« schrie Dilvoog, begleitet von anfeuernden Rufen der anderen.
    Mosk schüttelte sich und setzte einen Fuß vor den anderen. Es sah so aus, als wäre er frei.
    »Weiter! Weiter!« brüllten die Gefährten.
    Aber das steinerne Ungeheuer bewegte den Kopf, drehte ihn knirschend herum wie schon einmal, und etwas ging von seinem blinden Gesicht aus, das den Dandamarer stolpern ließ – stolpern und innehalten und sich langsam herumdrehen und in die Reichweite der mörderischen Arme gehen.
    Alles Brüllen half nichts. Der Bahn war stärker.
    Einige Caer wollten losstürmen, um ihm zu helfen. O’Braenn rief sie mit überschlagender Stimme zurück.
    »Bleibt stehen, ihr Narren! Er hat bessere Chancen als ihr alle…!«
    Aber seine Dandamarer Gefährten stürmten vorwärts, alle vierzehn, gefolgt von dem halben Dutzend Lorvanern aus Goatins Schar, ohne auf Goatins Rufe zu achten.
    Inzwischen hatte Mosk die Scheuche erreicht, ohne daß etwas geschah. Offenbar war der steinerne Koloß im Zweifel über seine Beute, denn sie gehorchte wohl dem Bann, aber ihr Körper bestand aus denselben Kräften wie er selbst, solchen Kräften, wie er gewöhnlich gehorchte in seiner dunklen Einfalt.
    So verhielt er still«

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