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Die Wiege des Bösen

Die Wiege des Bösen

Titel: Die Wiege des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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ging er mit seinen Gästen zum Kai hinab und begutachtete die gefangenen Barbaren, die ersten Wildländer, die er zu Gesicht bekam.
    »Calloun mag zu seinem Herrn zurückkehren«, sagte er schließlich. »Ich und meine Gianten werden euch sicher über die Straße der Nebel geleiten…«
    »Ich werde nichts dergleichen«, erwiderte Dilvoog. »Mein Auftrag führt mich weiter als nach Akinborg an des Ritters Seite. Aber wir brauchen dein Schiff und nehmen deine Hilfe an, wenn du dafür sorgst, daß wir noch heute nacht auslaufen.«
    Alstaer zögerte, dann nickte er seufzend. »Es ist wohl mein Geschick, und das der meisten von uns, immer nur Handlanger zu sein.« Er wandte sich O’Braenn zu. »Wirst du seiner Allerhöchsten Würdigkeit berichten, daß Alstaer in Elvinon über die Finsternis wacht und hilfreich war?«
    »Das werde ich, Priester«, erklärte O’Braenn.

3.
    Alstaer nahm ein Dutzend von Dilvoogs Gianten unter seine direkte Kontrolle und bemannte damit einen Zweimaster, der nahe der Hafenausfahrt vor Anker lag und nicht sehr vertrauenerweckend aussah. Das Schiff hieß Nomcuse, nach einer Schlange der Finsternis, deren bevorzugtes irdisches Element das Wasser war, weshalb ihr Schatten auch auf die Straße der Nebel und das Meer der Spinnen fiel.
    Die Gefangenen, darunter auch Goatins Schar, wurden unter Deck gebracht und von den Gianten bewacht. Alstaer blieb keine Zeit, sich über die Vielzahl der Gefangenen zu wundern, denn unter seinen lenkenden Gedanken brachten die Gianten das Schiff in der schwachen Brise der Morgendämmerung aus dem Hafen. So saß er tief in die Führung des Schiffes versunken an Deck.
    Während O’Braenn ungeduldig auf das dunkle Meer starrte, wanderte Dilvoogs Blick immer wieder besorgt zu Elvinons steinernen Türmen zurück. Aber noch waren keine Späher zu sehen.
    Manchmal tastete er mit seinen Gedanken vorsichtig nach den Gianten, die Alstaer übernommen hatte. Er wollte herausfinden, ob sie ihm noch gehorchten. Aber der Priester schien es zu spüren, und Dilvoog versuchte es nicht weiter, denn seine Gedanken mochten leicht verraten, daß er nicht Calloun war.
    Nach einer Weile zog Nebel vom, Westen her über das Wasser. Die windzerfetzten Ausläufer verschlangen das Schiff. Elvinon verschwand hinter der weißen Wand. Geisterhafte Stille fiel über das Wasser, nur durchbrochen vom leisen Plätschern der Wellen gegen die Bordwände.
    Alstaer erwachte aus seiner Entrückung. »Sie werden den Kurs nun halten«, sagte er. »Bis zum Mittag ist Zeit für ein wenig Schlaf. Ihr seid die ganze Nacht geritten. Der Körper fordert seinen Preis, auch wenn die Dunklen Mächte hilfreich sind. Aber vielleicht kommt eine Zeit, da wir frei von Fleisch und Tod über die Welt wandeln und uns ihrer erfreuen…«
    »Woran sollten wir uns dann noch erfreuen?« erwiderte O’Braenn, obwohl solche Reden einem Priester gegenüber nicht klug waren.
    »Ich weiß, was du meinst«, sagte der Priester grinsend. »Der Körper hat auch seine Vorzüge, gewiß, aber die werden rasch vergessen sein gegenüber anderen Vorzügen… ewiges Wachsein, ohne Schlaf…«
    »Und ohne Träume«, ergänzte O’Braenn freudlos. »Und die Welt wird leer sein und ohne Leben…«
    »Die Welt wird bevölkert sein von unseren Schöpfungen, und sie werden vollkommener sein als alles Leben, denn die Finsternis hat keine Gesetze und keine Grenzen…!«
    »Ja, du hast recht«, murmelte O’Braenn resigniert. »Vielleicht ist das das hohe Ziel allen Daseins.«
    »Das ist es, Ritter, und du weißt es. Begatten und gebären und kriechen und sterben… das ist das Leben. Es muß das hohe Ziel des Geistes sein, sich davon freizumachen. Licht bedeutet Anfang und Ende. Finsternis bedeutet ewige Dauer. Lohnt es sich nicht, dafür zu kämpfen?«
    O’Braenn nickte langsam. »Du hast recht, wir haben für Geringeres gekämpft in den alten Tagen. Weißt du, was ich in der Finsternis sehe? Macht. Dafür kämpfe ich!«
    »Macht«, wiederholte der Priester. »Kein sehr edles Motiv, Ritter O’Braenn.«
    Maer O’Braenn zuckte verächtlich die Schultern. »Ich habe viele deinesgleichen gesehen, die nichts anderes wollen. Du bist noch unberührt von der Finsternis. Dein Gesicht ist noch frei…«
    »Ja, wie Calloun und Coryn auch. Hier, im Innern der Kreise ist die Welt bereits so voll Finsternis, daß einige wenige genügen, die Meister zu beschwören. Es ist eine besondere Gunst, besessen und mit der Finsternis verbunden zu sein. Wir auf unseren

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