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Die Wiege des Bösen

Die Wiege des Bösen

Titel: Die Wiege des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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auch als der seltsame Finsternis-Mensch ihn berührte und seine Kräfte gegen ihn zu messen suchte. Gleichzeitig nahm er die anderen wahr. Auch sie gerieten in seinen Bann und kamen in die Reichweite seiner Töter, wie seine Schöpfer seine ausgebreiteten Arme nannten. Aber auch ihre Körper waren nicht solche, die sterben konnten.
    Es war kein Befehl in ihm für solch einen Fall. Etwas hielt seine Magie wach, aber seine Arme traten nicht in Aktion, auch dann nicht, als die Finsternis-Menschen darangingen, ihn zu zerstören.
    »Die Gianten!« rief Nottr Dilvoog zu. »Sie sollen ihnen helfen!«
    Während die Menschen den Koloß nur ins Wanken brachten und vergeblich an den Armen zerrten und hingen und der Stein unter ihren Fäusten zerfloß und sich wand wie etwas Lebendiges, vermochte er dem Angriff der Gianten nicht zu widerstehen. Mit unmenschlichen Kräften zerschmetterten sie seinen Schädel und rissen die steinernen Arme aus dem Rumpf und zerschlugen sie auf dem Boden. Ihre Keulen trommelten auf den Leib, ihre gepanzerten Fäuste krallten sich in den sich windenden Stein, zerrissen die magischen Bande, aus denen er bestand. Finsternis kämpfte gegen Finsternis. Es war ein grimmiger, blinder gnadenloser Kampf, der die Menschen schaudern ließ.
    Als die Gianten schließlich abließen, lagen nur noch drei matt schimmernde, gezackte Stangen am Boden.
    »Die Runengabeln!« entfuhr es Mosk. »Von denen der Caer sprach.« Am Himmel über ihnen tauchten zwei Späher auf und kreisten über dem Ort der Zerstörung.
    »Wir müssen weiter!« drängte Barynnen. »Wenn Ondhin erst weiß, daß wir die Scheuchen vernichten können, wird er ganz Elvinon gegen uns aufbringen…!«
    Goatin, nun siegesgewiß, trieb seine Schar voran. Alles wiederholte sich. Die menschlichen Geister und ihre magischen Körper versetzten die Scheuchen in abwartende, verwirrte Starre. Es war, als hätten sie ihresgleichen vor sich und doch nicht ihresgleichen, ihre Opfer und ihre Meister gleichzeitig. In ihrer Hilflosigkeit waren sie leichte Opfer für die Gianten.
    Menschen und Pferde folgten dem Pfad der Zerstörung, so rasch es ging. Dilvoog tauchte tiefer in das Bewußtsein des Priesters, über dessen Körper und Geist er herrschte, und er lernte, wie man sich der Späher bediente. Es gab einen Ruf, eine Verbindung von beschwörenden Lauten, die sie herbeiholte, Schlüsselworte, die die Kraft in ihnen lenkten, bestimmte, lenkende Gedanken, die sie einem Untertan machten, und solche, die einen sehen ließen, was sie gesehen hatten.
    Es fiel Dilvoog nicht schwer. Er war einst ein Teil der Finsternis gewesen. Er war mehr Herr über diese fliegenden Späher, als jeder Priester es je sein würde.
    Er dachte, und die Späher kamen herab und ließen sich vor ihm nieder wie große, ungelenke Vögel. Er berührte, was in ihnen war und sah…
    Elvinons steinerne Wildnis; den langsamen Vormarsch der Schar; das knöcherne Gesicht seiner Hohen Würdigkeit, Ondhins; den Hafen von Elvinon, in dem ein halbes Dutzend Schiffe lagen; den Kampf der Schar mit den Scheuchen. Letzteres tilgte er hastig aus den »Erinnerungen« der Späher.
    Als sie nach einer Weile wieder aufstiegen, trugen sie eine Botschaft mit sich für Alstaer, den Priester, der über das jenseitige Elvinon herrschte. Sie kündete den Ritter O’Braenns wichtiger Reise im Auftrag seiner Allerhöchsten Würdigkeit, Donahins, des Herrn der Finsternis, und von seinem Begehr nach einem Schiff für sich und seine Begleiter, um seine Reise fortzusetzen.
    Sie verschwanden in nördlicher Richtung – auf den Hafen zu. Ondhin würde seine Späher vermissen. Aber bis es soweit war, und er neue entsenden konnte und erkannte, daß er betrogen worden war, würden sie bereits auf See sein.
    Elf Scheuchen gingen unter dem Ansturm der Gianten zu Boden. Ein breiter, sicherer Pfad führte quer durch den Schatten der Schlange, auf dem die Schar sicher hinübergelangen konnte. Es erschien ihnen selbst unglaublich, aber sie hatten nicht einen einzigen Gefährten verloren. Nur ein Giant lag in den Staubdünen begraben.
    In den Wäldern jenseits wurden auch die Pferde wieder ruhiger, ihre Augen rollten nicht länger vor Todesangst.
    Dilvoog gönnte ihnen keine Rast.
    Er warf besorgte Blicke zum Himmel, aber keine neuen Späher kamen. Ondhin war offenbar nicht direkt in Verbindung mit seinen Spähern gewesen. Er hatte wohl Wichtigeres zu tun, als ihren Flug zu verfolgen. Daß sein Unterpriester Calloun mit seinen Gianten

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