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Die Wiege des Bösen

Die Wiege des Bösen

Titel: Die Wiege des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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die Schar führte, hatte ihn wohl beruhigt. Zum anderen war er sicherlich überheblich wie alle Dämonenpriester und zog gar nicht in Erwägung, daß von menschlichen Eindringlingen in seinen Kreis irgendeine wirkliche Gefahr drohen könnte.
    Dilvoog kannte Ondhin nicht, es war nur ein Bild, das er sich aus Callouns Erinnerungen machte.
    Der Schar blieb keine Zeit, zu jagen oder ihre Vorräte zu ergänzen. Lediglich ihre Wasserbeutel konnten sie füllen, und ihre Pferde fanden da und dort ein wenig zu kauen. Die Dämmerung fiel rasch, aber Dilvoog riet von einem Lager ab, und die Krieger spürten auch kein großes Verlangen nach Ruhe, so nah an den Scheuchen und der dämonischen Stadt. So zogen sie weiter, bis sie die Hände nicht vor vor den Augen sehen konnten und ihre Köpfe an den Bäumen blutig schlugen. Fackeln wollten sie nicht entzünden, um nicht nächtliche Späher Ondhins aufmerksam zu machen.
    Stolpernd gelangten sie schließlich auf einen alten Karrenweg, auf dem sie besser vorwärts kamen, bis sie die gerodeten Hänge um die Stadt erreichten.
    Elvinon sah gespenstisch aus. Das fahle Leuchten der Spur der Schlange Corube war nun eine unstete Helligkeit ohne Wärme, in der alles wirklich erschien. Es war kein irdisches, lebensspendendes Licht. Es war ein Leuchten aus einer anderen Welt, kalt und lebensfeindlich. Nur da und dort in der Nähe des Hafens brannten vereinzelte Fackeln, deren beruhigend flackerndes Licht sich im Wasser spiegelte. Und wo die Straße zum Hafen hinabführte bewegten sich ein halbes Dutzend Fackeln und erhellten das Tor in der Stadtmauer.
    Ein Dutzend Gestalten standen vor dem Tor und starrten ihnen entgegen. Drei waren Akolythen in schwarzen wollenen Gewändern, mit düsteren und freudlosen Gesichtern. Die anderen waren Gianten.
    Der Empfang war höflich und ohne Mißtrauen. Keiner zweifelte an ihrer Zugehörigkeit zur Finsternis und an ihrer Mission. Sie waren durch den für Lebende unbezwingbaren Gürtel der Scheuchen gelangt. Das war Beweis genug.
    Sie ritten durch verlassene Straßen, und das Klappern der Hufe und das Geräusch ihrer Schritte klang verloren. Viel konnten sie nicht erkennen in dem spärlichen Licht der Fackeln, nur daß die niedrigen Häuser wie Ruinen aussahen, ohne Dächer, ohne Türen, nur Stein. Hoch oben enthüllte der Schein der Finsternis die steinernen Zinnen der Festung, die einst Herzog Krudes Residenz war, bevor die Horden der Caer mit ihren Dämonen über die Straße der Nebel kamen.
    Auf halbem Weg zur Festung stand ein Haus, aus dessen Fensteröffnungen flackerndes Licht drang. Die Akolythen schlugen vor, daß die Schar an den Kais lagerte und die Führer mit ihnen zu Alstaers Tempelhaus hochstiegen, denn seine Würdigkeit, Alstaer, wollte gern über ihre Mission erfahren.
    Alstaer empfing sie neugierig. Er war in Mantel und Helm der Dämonenpriester gekleidet und wirkte ein wenig entrückt, als wäre er eben aus einer anderen Welt zurückgekehrt. Die Akolythen blieben in seiner Nähe. Das Fackellicht war spärlich, so konnten die Ankömmlinge nur erkennen, daß sie sich in einem großen Raum befanden, dessen obere und hintere Begrenzungen jenseits des Fackelscheins lagen. Es war kalt und unbehaglich, aber Bequemlichkeit und Wärme waren Überflüssig für den, der die Finsternis im Herzen hatte.
    Alstaer hockte sich zu ihnen auf den Boden, seine Akolythen neben ihm. Dilvoog-Calloun musterte er nur mit einem kurzen Nicken. Sie kannten einander. Dilvoog atmete auf. Alstaer war arglos. Er wußte noch nicht, daß sie den King der Menschenscheuchen mit Gewalt durchquert hatten.
    Auch bei Barynnen schöpfte er keinen Verdacht, aber Harynnen wußte genug, um als Priester Coryn keine Fehler zu machen.
    Alstaers Hauptaufmerksamkeit galt Maer O’Braenn. Er wußte von O’Braenn und seiner Niederlage gegen die Barbaren – jeder hier im Norden schien das zu wissen. Er hatte selbst einmal versagt und es wieder wettzumachen vermocht. Daher verstand er O’Braenns Beweggründe gut. Er zweifelte nicht an O’Braenn. Er deutete die Male an O’Braenn als Zeichen der Zugehörigkeit, nicht als Wunden aus Kämpfen gegen die Finsternis. Er deutete sie mehr noch als ein Zeichen Donahins, des Herrn der Finsternis, und er beneidete O’Braenn um diese Reise zu seiner Allerhöchsten Würdigkeit.
    Er ließ sich von O’Braenn über Ugalien und die Wildländer berichten und über die verlorene Schlacht und über die Gefangennahme der Barbarenhäuptlinge in Darain. Danach

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