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Die Wiege des Bösen

Die Wiege des Bösen

Titel: Die Wiege des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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einsamen Bastionen werden wohl warten müssen, bis die Welt gefallen und alles getan ist.« Es klang traurig.
    »Du bist ein Schwärmer, Priester«, stellte O’Braenn nicht ohne Sympathie fest. »Aber vergiß nicht, daß deine hehren Träume aus dem Fleisch geboren wurden! Erinnere dich daran, wenn eines Tages deine dunklen Gebete erhört werden.«
    »Ja, darüber will ich nachdenken. Aber es sind frevlerische Gedanken, die du mir in den Kopf setzt. Bist du ein Versucher? Ist das deine Mission in Dunsten unser aller Herrn?
    Prüfst du die Zweifler und suchst die Standhaften .!?«
    »Laß gut sein, Priester. Du weißt, weshalb ich hier bin…«
    »Ja, vielleicht.«
    Ein lautloser Schatten tauchte aus dem Nebel auf.
    »Schiff voraus!« rief Barynnen und fügte hastig hinzu: »Es kreuzt unseren Kurs… und wenn wir die Geschwindigkeit beibehalten, wird es uns rammen…!«
    Alstaer sprang auf und lief an die Reling. »Das ist…!« begann er heftig, dann sank er in Entrückung. Die Mannschaft gehorchte sofort. Jeder der Gianten wußte, was zu tun war. Steuer und Segel brachten das Schiff aus seinem Kurs, wenn auch langsam, da kaum Wind ging.
    Auch das andere Schiff, das sie nun genauer sehen konnten, änderte den Kurs. Das war um so gespenstischer, als niemand an Bord war. Es war mehr ein Boot, denn ein Schiff, mit Bordwänden, die kaum halb so hoch waren wie die ihren. Sie konnten das ganze Innere überblicken. Die überwiegende Aufmerksamkeit galt dem kräftigen Rammsporn, der knapp unter der Wasseroberfläche dahinglitt.
    »Das ist kein gewöhnliches Boot«, murmelte O’Braenn.
    Das Ausweichmanöver brachte ihr Schiff überraschend in Rammposition, und der Wind war nicht kräftig genug für eine weitere rasche Kursänderung. O’Braenn und Barynnen beugten sich weit über die Reling, sahen das Boot vor dem mächtigen Bug, sahen, wie es zerschmettert wurde.
    Der Priester stöhnte auf und erwachte voll Furcht aus der Entrückung.
    Dilvoog tauchte tief in Callouns Gedanken und Erinnerungen. Und nach einem Augenblick wußte er es.
    »Die Barken der Schlange!« entfuhr es ihm.
    »Ja«, flüsterte Alstaer. »Nomcuses Barken des Todes. Und ich habe eine zerstört…« Er schüttelte den Kopf. »Aber ich verstehe nicht, weshalb sie kam…« Seine Augen wurden weit. »Die Gefangenen!« entfuhr es ihm. »Sie sind nicht gezeichnet…!«
    O’Braenn nickte. »Sie sind, wie sie sind. Seine Allerhöchste Würdigkeit will es so.«
    Alstaer bezweifelte es nicht. »Wie seid ihr durch den Ring der Scheuchen gelangt?«
    O’Braenn deutete auf sein Gesicht. »Mein Zeichen war die Losung.«
    Alstaer runzelte die Stirn und nickte langsam. »Und nun?«
    »Wir werden sehen«, erwiderte O’Braenn barsch. »Es wird einen Weg geben!«
    Der Priester nickte erneut, doch zum erstenmal waren Zweifel in seinen Augen.
    Sie starrten in den Nebel. O’Braenn trat zu Dilvoog. »Weißt du etwas über diese Boote? Werden noch andere kommen?«
    Dilvoog nickte. »Calloun hat nie eines selbst gesehen, aber er weiß eine ganze Menge darüber. Es ist ein neuer Kreis der Finsternis. Der Schatten der Schlange Nomcuse. Die Barken sind nichts anderes als Menschenscheuchen…«
    »Scheuchen?« entfuhr es O’Braenn. »Bewegliche Scheuchen! Ihr Götter! Was können wir dagegen tun?«
    »Was der Priester bereits getan hat. Sie ausmanövrieren und versenken. Sie sind unbemannt und sprechen auf Leben an. Ich weiß nicht, aus welcher Entfernung sie es wahrnehmen können, aber es wird nicht leichter sein als das, was wir hinter uns haben.«
    Ein weiterer Bug tauchte aus dem Nebel auf und kam mittschiffs auf sie zu.
    Barynnen rief aufgeregt, aber Alstaer war bereits mitten im Manöver. Das Schiff drehte langsam, bis es auf gleichem Kurs mit dem Boot lief. Die Barke schwenkte ebenso langsam.
    Einen Augenblick später scharrte ihr Rammdorn über das Heck, ohne großen Schaden anzurichten.
    Ein zweiter Bug kam aus dem Nebel direkt auf den Bug des Schiffes zu. Alstaer schien sie zu fühlen, noch bevor einer von den anderen sie wahrnahm. Im schwachen Wind folgte das Schiff dem Ruder nur zögernd. Nebelschwaden verschluckten zeitweilig die Umrisse des eigenen Schiffes.
    Der erwartete Rammstoß blieb aus, aber Bordwände scharrten dumpf aneinander. Einen Atemzug später drang das Knirschen und Bersten eines Zusammenstoßes aus dem Nebel hinter ihnen.
    »Meisterhaft«, rief O’Braenn.
    Alstaer schüttelte benommen den Kopf. »Glück«, sagte er. »Wir müssen

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