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Die Wiege des Windes

Titel: Die Wiege des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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aufgesetztes Lächeln verschwand. »Ähm, ich kann mich nicht an den Namen erinnern.«
    »Die Sigtuna, das Forschungsprojekt im Wattenmeer. Seine Firma heißt ITATAKA. Erinnern Sie sich jetzt?«
    Lieblers Augen flatterten nervös hin und her. »Ah, richtig, ich erinnere mich. Das ist aber schon eine ganze Weile her.«
    »Das letzte Treffen zwischen Ihnen und Romanow fand vor kaum zwei Wochen statt«, forderte Trevisan den Verwaltungsbeamten heraus. »Sind Sie schon so vergesslich?«
    Auf Lieblers Stirn bildeten sich kleine Schweißtropfen. »Ich weiß nicht, wovon Sie reden …«
    »Bremer Hilton. Sie waren dort, Gunnar Lührs war dort, ein Ingenieur von ENCON-Network, und Alexander Romanow führte den Vorsitz«, setzte Kirner nach.
    Trevisan fasste in seine Jackentasche und zog ein rotes Dokument heraus. Er legte es vor Liebler auf den Tisch.
    »Was ist das?«
    Trevisan zeigte auf das Dokument. »Manchmal funktioniert unser Justizsystem doch. Das ist ein Haftbefehl. Wir werfen Ihnen Beihilfe zum versuchten Mord an Ihrem Vorgesetzten Doktor Thomas Esser vor. Und ehrlich gesagt sieht es überhaupt nicht gut für Sie aus. Auch die Umstände Ihres plötzlichen Reichtums wurden von uns überprüft. Was kostet eigentlich ein kleines Stück Land draußen im Roten Sand?«
    Lieblers Mund stand weit offen. Die Schweißperlen rannen ihm über das Gesicht.
    »Sie brauchen nichts zum Vorwurf zu sagen und können auch mit einem Anwalt sprechen«, zitierte Trevisan gesetzestreu die Belehrungsformel. »Ich verhafte Sie wegen Beihilfe zum versuchten Mord und Bestechlichkeit, und wir werden sehen, was noch alles hinzukommen wird, denn es gab noch weitere Leichen wegen des kleinen Fleckchens Sand im Wattenmeer.«
    »Ich sage nichts mehr«, entgegnete Liebler. »Ich will mit meinem Anwalt sprechen.«
    Es klingelte. »Wo ist der Türöffner?«, fragte Kirner.
    »Wer … wer kommt denn jetzt noch?«, stammelte Liebler.
    »Das sind nur unsere Kollegen«, erklärte der LKA-Beamte. »Wir werden Ihre Wohnung durchsuchen. Auch dafür haben wir ein Papier, das von einem Richter unterschrieben wurde.«
    »Ich will meinen Anwalt sprechen, sofort!«
    Trevisan erhob sich. »Nur zu. Wo ist das Telefon?«
    *
    Algardis Valonis saß seit dem Mittag im Foyer des Hilton- Hotels und blätterte in den Zeitschriften. Zwischendurch genehmigte er sich in der Hotelbar einen Drink. Er musste bis zum späten Nachmittag warten, bis Romanow endlich durch das Portal die Empfangshalle betrat. Der Russe umklammerte zwei schwarze Reisetaschen, die anscheinend ein ordentliches Gewicht hatten. Algardis hob die Zeitung ein kleines Stück höher. Romanow ging zielstrebig zur Rezeption und holte sich seinen Zimmerschlüssel ab. Sofort sprang ein Hotelbediensteter hinzu, der sich um die Taschen bemühte, doch Romanow schüttelte den Kopf. Er ging hinüber zu den Aufzügen. Nach einigen Sekunden verschwand er hinter der automatischen Tür.
    Algardis Valonis wartete noch einen Augenblick, ehe er die Zeitung zur Seite legte, sich erhob und das Treppenhaus betrat. Romanow bewohnte das Zimmer 312 im dritten Stock. Algardis Valonis bewältigte die Stufen in kürzester Zeit. Als er oben ankam, hörte er den Gong des Fahrstuhls, dessen Tür sich wieder schloss. Er trat vor Romanows Zimmer und klopfte. Er horchte und nahm Schritte hinter der Tür wahr. Noch einmal klopfte er dezent. Das Schloss wurde geöffnet, dann schwang die Tür einen Spalt auf. Romanows Gesicht erschien im Ausschnitt.
    »Was ist denn noch?«, fragte er.
    Algardis trat aus dem toten Winkel. Romanow zog erstaunt die Augenbrauen hoch. »Was willst du hier?«
    Algardis drückte die Tür gegen den Widerstand des dicken Mannes auf. »Ich komme von Petrov«, sagte er auf Russisch. »Er will wiederhaben, was ihm gehört.«

44
    Nach der Durchsuchung der Wohnung wurde Horst Liebler abtransportiert. Noch bevor Trevisan und Kriminaloberrat Kirner in ihrem Wagen Platz nehmen konnten, klingelte das Handy des LKA-Beamten. Trevisan warf Kirner einen ungeduldigen Blick zu. Er besah sich während des Telefonats die Umgebung, nur hin und wieder erhaschte er einen Wortfetzen. Offenbar war Dawarisch am Apparat. Trevisan musste beinahe eine halbe Stunde warten, bis das Gespräch beendet war.
    »Ich glaube, da ist ein ganz großer Stein ins Rollen gekommen«, erklärte der LKA-Beamte. »Die russischen Behörden haben den Chef des Kallimov-Konzerns verhaftet. Dimitrij Petrov ist der Regierung offenbar schon länger ein Dorn im Auge.

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