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Die Wiege des Windes

Titel: Die Wiege des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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dringend chirurgische Hilfe. Zwar gab es hier auf Langeoog eine gut ausgerüstete Notfallpraxis, doch Töngen würde man hier nicht helfen können. Nach erster Diagnose des Notarztes bestand Lebensgefahr. Der Einsatz eines Hubschraubers war wegen des heftigen Windes nicht möglich, so wurde er kurze Zeit später zusammen mit Dietmar mit einem Seenotrettungskreuzer abgeholt und in die Norder Klinik gebracht. Bald darauf traf auch die Spurensicherung aus Aurich auf Trevisans Veranlassung auf der Insel ein.
    Was hatten die beiden Kerle bloß von dem Schäfer gewollt? Hingen der Anschlag auf Töngen und der Fall Larsen zusammen oder war der Eigenbrötler von der Insel selbst in eine üble Geschichte verstrickt?
    Trevisan hatte in das Gesicht des kleineren der beiden Schläger geblickt, aber er war nicht sicher, ob er ihn wieder erkennen würde. Eine gedrungene Gestalt, ein rundes Gesicht, eine dunkle Fischermütze und, wenn ihn seine Erinnerung nicht trog, eine Brille mit Goldfassung. Es war schon verwunderlich, wie wenig in Erinnerung blieb, wenn man unter Druck stand.
    Über drei Stunden verbrachte Trevisan noch auf der Insel, sprach mit den Auricher Kollegen und half bei der Erstellung computergestützter Phantombilder der flüchtigen Täter. Immer mehr Details kehrten in seine Erinnerung zurück und bald war er sich sicher, dass er vor allem den kleinen, bulligen Kerl wieder erkennen würde, falls er ihm begegnete.
    Kurz nach vier Uhr am Nachmittag traf Trevisan wieder auf seiner Dienststelle ein.
    Johannes Hagemann hatte auf ihn gewartet. »Dietmar ist erst einmal krank geschrieben«, berichtete er.
    »Auch das noch«, seufzte Trevisan. »Jetzt sind wir nur noch zu zweit.«
    »Am Montag kommt der Neue«, tröstete ihn Johannes.
    »Ob das eine Entlastung ist, wird sich herausstellen.« Trevisan ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Auf alle Fälle bin ich total fertig. Der Kerl hat ganz gezielt auf mich geschossen.«
    »Dann kannst du heute deinen zweiten Geburtstag feiern. Übrigens gibt es Neuigkeiten. Wir haben ein Fax vom LKA erhalten. Sie haben im Kofferraum des Peugeots, mit dem dieser Politiker aus Oldenburg angefahren wurde, einen Fingerabdruck von Larsen gefunden. Er lag so versteckt, dass man davon ausgehen muss, dass sich Larsen im Kofferraum befand. Blutantragungen sind ebenfalls vorhanden. Die Analyse läuft.«
    Trevisan machte große Augen. »Das könnte heißen, dass Larsen im Wagen transportiert wurde. Hast du die Reifenprofile schon mit unseren vom Hafen verglichen?«
    »Die Vorderreifen sind verbrannt, mehr Details habe ich bislang nicht.«
    Trevisan nickte. »Wenn sich das bewahrheitet, dann hängen der Fall Larsen und das Briefbombenattentat dichter zusammen, als ich zuerst angenommen habe. Wir müssen mir Kirner reden, unsere Zusammenarbeit muss noch enger werden.«
    Johannes Hagemann stützte den Kopf auf seine Hände. »Oder die vom LKA reißen die Ermittlungen komplett an sich.«
    Trevisan atmete tief ein. »Das glaube ich nicht. Da haben wir auch noch ein Wort mitzureden.«
    »Angesichts unserer Personaldecke wäre es vielleicht gar kein Fehler«, bemerkte Johannes zynisch.
    »Auf keinen Fall, jetzt sind wir schon so weit gekommen«, widersprach Trevisan. »Übrigens, du musst etwas herausfinden. Die beiden Typen auf Langeoog rannten in Richtung Hafen. Genau zu dieser Zeit ist ein rotes Schiff ausgelaufen. Ein Schwede. Der Name ist Sigtuna. Soweit ich mich erinnere, sprach auch Corde von einem roten Schiff. Ruf doch mal bei der Schifffahrtsdirektion an. Das sind mir doch zu viele Zufälle.«
    »Ich versuche es mal bei der Hamburger Lloyd. Ich habe da ein paar Beziehungen. Dann habe ich das Ergebnis bis morgen.«
    Trevisan lächelte. Er wusste, dass er sich auf Johannes verlassen konnte.
    Um 17 Uhr verließ Trevisan die Inspektion. Am westlichen Himmel türmten sich dunkle Wolken auf.
    *
    »Verflucht!«, schrie Sniper. »Er hat mich gesehen. Ich muss verschwinden.«
    »Es ist wohl besser, wenn wir beide von der Bildfläche verschwinden«, antwortete sein Komplize. »Ich weiß nicht, seit den letzten Wochen ziehen wir das Pech an wie Scheiße die Fliegen. Der Dicke wird aus der Haut fahren und Viktor auf uns hetzen.«
    »Ich schlage mir die ganze Nacht in der Kälte um die Ohren, friere wie ein Hund, um sicherzugehen, dass der Kerl alleine ist, und dann tauchen die Bullen dort auf. Da stimmt doch etwas nicht.« Sniper schlug mit der Faust auf den Tisch.
    »Der Kerl war hart im Nehmen«, sagte

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