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Die Wiege des Windes

Titel: Die Wiege des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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denken müssen. Er würde mit Grit reden, ihm blieb keine andere Wahl.
    »Die fahren bei jedem Wetter, das ist denen egal.«
    »Dann fahren wir auch!«, entschied Trevisan. »Wir müssen endlich weiterkommen. Schließlich suchen wir einen Mörder, der äußerst brutal vorgeht und noch immer frei herumläuft. Töngen wird wissen, wo sich Larsens Freundin aufhält.«
    »Du meinst, der Mörder schlägt noch mal zu?«
    »Ich werde das Gefühl nicht los, dass es bei der Sache um etwas ganz Großes geht. Es ist doch komisch – wir fischen Larsen aus dem Teich und gleichzeitig ermittelt das LKA gegen ihn wegen eines Briefbombenanschlags. Und nachdem der Anschlag scheitert, wird ausgerechnet das Opfer angefahren und lebensgefährlich verletzt. Kirner glaubt auch, dass der Verdacht nur auf Larsen und seine Freundin gelenkt wurde. Aber wer steckt dahinter und um was geht es überhaupt?«
    Dietmar Petermann wandte sich Trevisan zu. »Es gibt viele radikale Spinner. Larsen und seine Freundin waren militante Naturschützer. Die haben einiges auf dem Kerbholz. Denk nur an den Brandanschlag auf den Yachthafen. Die gehören bestimmt einer Gruppe an. So was wie Greenpeace oder Robin Hood. Wenn du mich fragst, waren die auf diesen Esser sauer und haben deshalb den Plan ausgeheckt, ihm eine Lektion zu erteilen. Am Ende bekamen sie kalte Füße. Aber dafür hatten die anderen Jungs kein Verständnis. Im Grunde genommen ist Larsen über seine eigenen Beine gestolpert. Und das Mädchen liegt vielleicht auch schon längst im Brackwasser.«
    »Wood!«
    »Was?«
    »›Robin Wood‹ nennt sich die Gruppe und sie ist nicht radikal. Die haben unsere Gesellschaft in den letzten Jahren wirklich ins Grübeln und auch zum Umdenken gebracht. Sonst würden wir jetzt noch mit unseren alten Benzinkutschen ohne Katalysator die Luft verpesten und unseren Dreck in die Nordsee schütten.«
    »Na, ja. Hood, Wood oder wie auch immer. Du weißt, was ich meine. Und der Kat war auch nur ein Vorwand, um uns das Geld aus der Tasche zu ziehen.«
    *
    Das Polizeiboot legte gegen neun Uhr von der Mittelbrücke ab. Das Nordseebecken war randvoll gelaufen und die unbändige Kraft der Wellen war selbst im Jadebusen zu spüren. Es würde eine lange und unangenehme Reise werden. Trevisan hatte vorsorglich das Frühstück ausfallen lassen und nur einen Kaffee getrunken. Nicht nur wegen der bevorstehenden Überfahrt, auch Tante Klaras harte Worte waren ihm auf den Magen geschlagen. Er saß im beheizten Ruderhaus des Kreuzers und schaute durch die Backbordscheiben auf Dietmar Petermann, der an der Reling stand und sich gerade von seinem Frühstück trennte.
    »’ne steife Brise.« Der Steuermann lächelte Trevisan an.
    Trevisan nickte und schluckte die bittere Galle hinunter. Er wusste, dass die beiden Seemänner im Ruderhaus nur darauf warteten, dass er sich zu seinem Kollegen an die Reling gesellte. Diesen Gefallen wollte er ihnen nicht tun. Obwohl die See hinter Schillighörn noch eine Spur rauer wurde, hielt er durch, bis der Polizeikreuzer im Hafen von Langeoog festmachte.
    »Wie spät ist es?«, fragte Trevisan.
    »Halb elf.« Dietmar ließ sich auf einer Bank neben den Gleisen der Langeoogbahn nieder. »Mir ist noch ganz flau.« Er war bleich wie eine frisch gekalkte Wand.
    »Komm schon, ein kleiner Spaziergang an der frischen Luft bringt dir schnell wieder Farbe ins Gesicht.«
    »Wenn ich nur an die Rückfahrt denke, dann glaube ich kaum, dass sich an meinem Zustand etwas ändert, selbst wenn wir die ganze Insel umwandern«, antwortete Dietmar Petermann.
    *
    Köster reichte dem Kriminaloberrat den Faxauszug und blickte ihn betreten an.
    »Das darf doch nicht wahr sein«, raunzte Kirner. »Spielt jetzt die ganze Welt verrückt …! Ich dachte, es gäbe keine auswertbaren Fingerabdrücke.«
    »Offenbar doch«, Köster kratzte sich am Kinn. »Sie haben ihn im Kofferraum an der Innenseite des Radkastens entdeckt. Eine Stelle, an die man gar nicht rankommt, es sei denn …«
    »… es sei denn?«, wiederholte Kirner.
    »Es sei denn, man liegt im Kofferraum.«
    »Björn Larsen ist tot«, sagte Kirner nachdenklich. »Nach Ermittlungen der Wilhelmshavener Kripo starb er in der ersten Dezemberwoche. Er ertrank und wurde offenbar vor seinem Tod gefoltert.«
    »Und was, wenn dieser Provinzermittler sich irrt? Wir haben noch keinen positiven Bescheid von der Untersuchungsstelle.«
    Kirner schaute von seinem Schreibtisch auf. »Sie haben einen Parka gefunden, in dem sich ein

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