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Die Wiege des Windes

Titel: Die Wiege des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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Anschlag, umrundete er die Scheune und ging auf das Wohnhaus zu. Vorsichtig tastete er sich an der Wand entlang. Zwei Fenster und eine Tür gab es in der Rückfront. Trevisan hoffte, dass die Tür nicht verschlossen war. Er spähte durch eines der Fenster. Offenbar das Schlafzimmer. Er schlich zum anderen Fenster und warf vorsichtig einen Blick hinein. Sofort fuhr sein Kopf zurück. Das Fenster gehörte zur Küche. Durch die offene Innentür hatte er einen Blick in die gegenüberliegende Stube erhascht. Dort lag ein regungsloser Körper am Boden. Ein kleiner Mann mit gedrungenem Körperbau trat den Liegenden mit voller Wucht gegen die Rippen. Wenn Trevisan nicht sofort eingriff, würde der ihn tottreten. Trevisan stieß einen Pfiff aus, dann trat er mit voller Wucht gegen die altersschwache Hintertür. Das morsche Holz brach aus den Angeln und das Türblatt flog krachend ins Innere.
    »Hände hoch, Polizei!«, rief er und nahm die Pistole hoch.
    Der Gedrungene wirbelte herum. Plötzlich tauchte der zweite Mann neben der Tür auf. Trevisan erkannte nur seinen Schatten, schon krachte es und eine Kugel sirrte an ihm vorbei. Trevisan warf sich auf den Boden. Eine zweite Kugel verfehlte ihn nur knapp. Er hechtete in Deckung und hörte einen Aufschrei. Ein dritter Schuss fiel, diesmal vor dem Haus.
    Verdammt, Dietmar, schoss ihm durch den Kopf. Er krabbelte in Richtung Küchentür. Der kalte Luftzug machte ihm klar, dass die Vordertür offen stand. Trevisan arbeitete sich gebückt in die schmuddelige Küche vor und spähte in den nächsten Raum. Das Wohnzimmer war dunkel, nur durch die offene Vordertür drang Licht. Im Schutz der Trennwand richtete sich Trevisan auf. Ein kurzer Blick genügte. Im Wohnzimmer lag nur noch der leblose Körper des Geschundenen auf dem Boden. Die beiden anderen Männer waren verschwunden. Mit schussbereiter Pistole betrat Trevisan die Wohnstube. Ein kleiner Gang, mehr ein Windfang, führte nach draußen. Trevisan sprang vor und suchte erneut Deckung hinter einer Wand.
    Er hörte leises Jammern und lugte um die Ecke. Dietmar Petermann saß auf dem Boden und hielt sich seine Nase. Ein dünner Blutfaden rann durch seine Hände.
    »Diese Scheißkerle«, fauchte er.
    »Wo sind sie?«, fragte Trevisan.
    Dietmar nahm eine Hand von der Nase und wies den Weg entlang in Richtung Hafen. »Die Schweine haben mir meine Nase gebrochen«, näselte er. »Die sind einfach rausgekommen und haben mir irgendwas auf die Nase gehauen. Dann sind sie davongerannt. Es ging alles so schnell.«
    »Ich dachte, du würdest dich vorne postieren und in Deckung bleiben. Kannst du aufstehen?«
    »Es geht schon.« Dietmar versuchte sich zu erheben. Sein Blick streifte den Fußweg. »Da kommen sie wieder!«
    Trevisan fuhr herum. Zwei Männer rannten den Weg herunter. Als Trevisan die Uniformen erkannte, entspannte er sich. Es waren die Kollegen vom Polizeiboot. Atemlos trafen sie an Töngens Anwesen ein.
    »Was ist denn hier passiert?«, fragte der Bootsführer. Trevisan umriss kurz die Situation und fragte, ob ihnen jemand begegnet wäre. Die Polizeibeamten schüttelten den Kopf.
    »Da drinnen liegt noch jemand. Wir brauchen einen Arzt. Kümmert euch um ihn, ich muss zum Hafen!« Trevisan hetzte los. Wie konnte es sein, dass den beiden Polizisten niemand begegnet war? Bestimmt hatten sich die Kerle irgendwo versteckt.
    Am Hafen war keine Menschenseele zu sehen. Nur ein rostrotes Schiff fuhr hinaus auf die Nordsee. Es hatte bereits die Hafenausfahrt passiert. Er war zu weit entfernt, um mit bloßem Auge viel erkennen zu können. Unweit des kleinen Hafencafés entdeckte er ein Fernrohr. Er hetzte darauf zu. In seinen Taschen suchte er nach einem Geldstück. Das Schiff drehte nach Osten ab. Bald würde es hinter der Hafenmauer verschwinden. Trevisan fluchte. Endlich fand er eine passende Münze. Er warf es in den Einwurfschlitz und richtete das Fernrohr aus. Ungeduldig trommelte er auf das eiskalte Metall. Das Gerät brauchte eine Weile, doch dann gab es den Blick frei.
    »Sigtuna«, murmelte Trevisan. Eine schwedische Flagge flatterte am Heck des Kreuzers.

25
    Als Trevisan vom Hafen zurückkehrte, stand ein Elektromobil vor dem Anwesen. Die beiden Polizisten hatten einen Krankenwagen des Inselnotdienstes und den Inselarzt verständigt.
    Um Töngen stand es schlecht. Neben diversen gebrochenen Gliedern und Rippen hatte er auch einen Schädelbruch davongetragen.
    Dietmars Nase war nur noch ein blutiger Knollen. Auch er benötigte

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