Die wilde Geschichte vom Wassertrinker
verlassen, als sie hierher kam, Bogus. Sie hatte sich schon gegen dich
entschieden, weißt du…«
Ploink! Platsch!
»Und was ist
mit den Pillsburys?« fragte ich ihn. »Was werden sie denken, wenn du hier mit
dieser Frau und ihrem Kind lebst?«
»Deswegen haben
wir geheiratet«, hast du gesagt, und ich dachte, ich wäre zur Schnecke geworden – hätte mich selbst ins Meer geschleudert und so viel Wasser geschluckt, daß
ich deine Worte nicht richtig verstanden habe, Couth.
»Meinst du, ihr wollt heiraten, Couth?« fragte ich ihn
vorsichtig.
[389] »Nein,
ich meine, wir haben’s schon getan… sozusagen.«
Etwa vier Ploinks lang grübelte ich darüber nach. Wie war das möglich? Es schien
mir einfach nicht möglich, und deshalb hakte ich nach: »Wie kann das sein,
Couth? Ich dachte, ich wäre mit ihr verheiratet.«
Ȁh, das warst du
auch, natürlich, und diese… diese Sache ist vom Gesetz her noch nicht ganz
durch, aber weil du… sie verlassen hast, konnten wir es schon mal in Angriff
nehmen. Ich versteh es selber nicht richtig, aber einer von den Rechtsanwälten
der Pillsburys hat schon so einen Schrieb aufgesetzt…«
Ich dachte: Na,
du hast aber auch nicht nur dagesessen und Däumchen gedreht, Couth, oder?
»Wir hatten ja
keine Ahnung, ob und wann du zurückkommen würdest, Bogus«, sagtest du zu mir.
Und dann hast du gelabert und gelabert, wie dringend es schon allein vom Gesetz
her sei, das Ganze durchzudrücken, wegen der Steuer und wegen des Kinds. Vielen Dank ,dachte
ich, als du schließlich bei dem Punkt angelangt warst, daß ich so auch keine
Alimente zu zahlen bräuchte.
»Was bin ich
dir schuldig?« fragte ich dich.
»Ach was, das
ist doch unwichtig, Bogus.« Doch ich hatte schon den Briefumschlag
herausgezogen und drückte dir neunhundert Dollar in deine schmale Künstlerhand.
»Du lieber
Gott, Bogus, wo hast du das her?«
»Bin eben zu
Geld gekommen«, entgegnete ich und versuchte, den Umschlag wieder so
zurückzustecken, als wäre es das Natürlichste von der Welt, als hätte ich in
jeder Tasche noch so einen Briefumschlag und wüßte jetzt nicht genau, in welche
dieser da gehörte. Und dann, weil ich annahm, daß du das Geld nicht nehmen
würdest, fing ich an zu plappern, einfach aufs Geratewohl.
»Wenn ich schon
nicht selbst mit ihnen zusammenleben kann, Couth, dann bin ich wirklich froh,
daß du wenigstens bei ihnen bist. Du wirst besser für sie sorgen als ich, da
bin ich ganz sicher, und ich brauche mir keine Sorgen um sie zu machen.
Außerdem ist [390] das hier
für Kinder eine herrliche Gegend, und du kannst Colm das Fotografieren
beibringen.«
»Biggie wird in
diesem Sommer mithelfen«, hast du gesagt. »Weißt du, wenn die Pillsburys hier
sind – Einkaufen, Kochen, Haushalt und so was. Da hab ich mehr Zeit zum
Fotografieren und Entwickeln… Übrigens, ich hab im Herbst einen Teilzeitjob in
Bowdoin. Ist nur eine dreiviertel Stunde von hier. Nur ein paar Studenten – ’ne
Art Fotoworkshop. Ich hab auch ’ne kleine Ausstellung gemacht, im Frühling, und
ein paar Studenten haben sogar was gekauft.«
Das Gewicht
dieses Small talks erdrückte uns schier.
»Ist ja ganz
toll, Couth.«
»Bogus, was zum
Teufel wirst du jetzt machen?« fragtest du mich nach einer langen Pause.
»Oh, ich muß
zurück nach New York«, log ich. »Aber ich werd mich wieder blicken lassen…
sobald ich alles auf der Reihe hab.«
»Es wird bald
hell«, sagtest du. Wir sahen zu, wie die orangefarbene Morgensonne aus dem Meer
aufstieg und ihre ersten schwachen Strahlen auf den Strand trafen. »Colm ist
ein Frühaufsteher. Er kann dir seine Tiere zeigen. Ich hab ihm eine Art Zoo
gebaut, im Bootshaus, für ein paar Tiere, die ich für ihn gefangen hab.«
Aber ich wollte
nicht da sein, wenn er aufwachte, wollte nicht sehen, wie er aussah und wollte
auch nicht wissen, ob er mich vielleicht noch mochte. Erst mal etwas Gras
drüber wachsen lassen, sage ich mir immer; dann kann man immer noch einen
zweiten Blick riskieren.
Doch ich sagte
nur: »Ich muß mit meinem Chauffeur sprechen, Couth.«
Als ich
aufstehen wollte, hast du mich beim Gürtel gepackt und gesagt: »Dein Fahrer
weiß nicht mal, wer du bist, Bogus. Was ist denn bloß los mit dir?«
»Mach dir keine
Sorgen, Couth, mir wird’s schon gutgehen.«
[391] Du
bist mit mir aufgestanden, du zierlicher gefallener Engel, hast mich sanft am
Kopf gepackt: »Oh, Scheiße, o Mann, Scheiße, wenn wir doch nur beide mit ihr
leben könnten, ich
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