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Die wilde Geschichte vom Wassertrinker

Die wilde Geschichte vom Wassertrinker

Titel: Die wilde Geschichte vom Wassertrinker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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Schnecke von der Mole geworfen. Ploink! »Und was wirst
du jetzt tun, Bogus?« wolltest du wissen.
    Und ich dachte: Ploink! Und sagte: Ploink! Ploink! Ploink! Ploink-ploink-ploink! Ich sah zu, wie du dich von mir
abwandtest, und schaute hinauf zu den beiden Gestalten, die sich hinter der
breiten Fensterfront des Billardzimmers abzeichneten; sie standen nebeneinander
da und hatten die Billardstöcke über die Schulter gelegt, wie Gewehre bei einer
Militärparade. Doch sie marschierten nicht; sie sahen zur Mole herüber, und
keiner rührte sich, bis du schließlich den Weg zum Haus hinaufgingst. Da trat
die größere, schlankere Gestalt vom Fenster zurück, verschwand im Zimmer und
ging dir entgegen; die kleinere Gestalt bog den Billardstock wie einen
Fechtdegen; dann ging auch sie vom Fenster weg.
    Ploink! dachte ich, als ich die Fliegentür
zuschlagen hörte.
    Irgendwo tief
im Innern des Landes, jenseits der Salzsümpfe, wo Couth und ich früher mit
einem Boot an den Kiefern im Salzschlick vorbeigerudert waren, verkündete ein
Seetaucher, was ihm gerade durch den Kopf ging.
    Dante
gewann dreimal klar gegen Biggie, ehe er absichtlich danebenstieß, nur um zu
sehen, wie sie ihren Körper mit all seinen Kurven und festen Rundungen unter
dem weichen, aufreizenden Morgenrock über den Billardtisch beugte. Wenn sie die
Kugel anstieß, klemmte sie sich die Unterlippe zwischen die Zähne.
    Unten an der
Mole saßen, so glaubte er, ihre beiden Liebhaber beieinander, ließen die Beine
baumeln und besiegelten mit einer Handvoll Schnecken einen Pakt.
    Lieber Gott,
dachte Dante. Was wird hier eigentlich gespielt?
    [387]  Du
warst immer nett, Couth, und so siehst du auch aus. Im Gegensatz zu mir hast du
blonde Haare, ein Gesicht voller Sommersprossen, wohingegen ich eher wie in
grobfaseriges Holz eingeriebenes Leinöl bin. Deine Größe vertuscht, daß deine
Hüften breiter sind als deine Schultern, aber dick wirkst du nicht; im
Gegenteil, deine langen, dürren Beine, die Pianistenfinger und die edle,
ungebrochene Nase lassen dich regelrecht schlank aussehen. Du bist der einzige
mit rötlichblonden Haaren, den ich je mochte. Ich weiß, du hast dir den Bart
nur stehen lassen, um deine Sommersprossen zu kaschieren, aber ich hab das nie
jemandem erzählt.
    Von der
Körperstatur her sind wir so verschieden wie Robbe und Giraffe. Du mußt einen
ganzen Kopf größer sein als ich, Couth, und es geht mir nicht aus dem Sinn, was
Biggie immer von Menschen hielt, die größer sind als sie selbst. Allerdings,
fällt mir gerade ein, ist sie sicherlich schwerer als du.
    Ich meine,
deine Brust würde in die Mulde zwischen ihren beiden Brüsten passen.
    Biggie mochte
es, daß sie mich nicht ganz umarmen und dann noch die Finger verschränken
konnte, wenn ich tief Luft holte. Nun, deine Lungen könnte sie einfach so
zusammenquetschen. Und wenn sie ihre Beine um deine Hüfte schlingt, paß auf
deinen Rücken auf! Eigentlich ist es ein Wunder, daß sie dir noch nicht den
Garaus gemacht hat. Aber ganz offensichtlich hast du’s überlebt.
    Doch ich sagte
nur: »Du siehst gut aus, Couth.«
    »Danke. Bogus.«
    »Hm, sie will
also bei dir bleiben.«
    »Ich weiß.«
    Ich warf eine
Schnecke so weit hinaus, wie ich konnte, und du hast eine hinterhergeworfen.
Allerdings nicht annähernd so weit wie meine, bei deiner mädchenhaften
Wurftechnik. Deine Arme sind nicht besonders kräftig, und obwohl du so lange
Zeit auf [388]  Booten
verbracht hast, siehst du beim Rudern immer aus wie ein Vogel mit einem
gebrochenen Flügel. Und ausgerechnet du willst Colm das Schwimmen beibringen.
    Doch ich sagte
nur: »Du mußt aufpassen, wenn Colm ans Wasser geht in diesem Sommer. Er kommt
jetzt in ein gefährliches Alter.«
    »Mach dir keine
Sorgen um Colm, Bogus«, gabst du mir zur Antwort. »Ihm wird schon nichts
passieren, und ich hoffe, daß du ihn besuchen kommst, wann immer du willst. Und
uns auch – komm uns ruhig besuchen.«
    »Ich weiß,
Biggie hat’s mir auch schon gesagt.«
    Ploink!
    Doch du hast
deine Schnecke so schlecht geworfen, daß sie nicht mal ins Wasser fiel, sie
landete mit einem Platsch im Schlick.
    »Ich wäre dir
für Fotos dankbar, Couth. Wenn du welche von… von Colm machst, schick mir doch
einen Abzug.«
    »Ich kann dir
jetzt gleich ein paar geben.«
    Ploink!
    »Gott, es tut
mir leid, Bogus«, entfuhr es dir. »Wer hätte gedacht, daß es so kommen würde?«
    »Ich. Ich hätte
es mir denken können, Couth…«
    »Sie hatte dich
schon

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