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Die wilde Geschichte vom Wassertrinker

Die wilde Geschichte vom Wassertrinker

Titel: Die wilde Geschichte vom Wassertrinker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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haben
wollte. Couth, der sich fragte, wovon sich Bogus einen Chauffeur leisten konnte,
fragte ihn: »Dieser Mr. Trumper, Dante – womit verdient der so
viel Geld?«
    »Die Zwölf in
die rechte Ecke«, sagte Dante. Wenn er einen Stoß plante, hörte er nicht, was
um ihn herum gesagt wurde.
    Couth war
verwirrt; er dachte, Dante wolle ihm ausweichen. Er sah aus dem riesigen
Fenster und sah Biggie am Ende der Mole stehen und aufs Meer hinausblicken; an
ihren Handbewegungen konnte er erkennen, daß sie redete. Drei Meter weiter weg
stand Bogus an einen Pfahl gelehnt, reglos, als wolle er dort Wurzeln schlagen.
    Dante schoß den
Spielball quer über den Tisch und versenkte den Zwölferball, doch Couth rührte
sich nicht vom Fenster weg. Dante sah zu, wie der Spielball die Zehn von der
Acht wegstieß und dann langsam hinter die Vierzehn rollte, so daß er genau auf [384]  das Loch gegenüber zielen
konnte. Er wollte es gerade ankündigen, als Couth etwas zum Fenster sagte.
    »Bleib hart«,
sagte Couth. Es war fast ein Flüstern.
    Dante
beobachtete Couth. Mein Gott, dachte er, er macht einmal im Monat seine
gottverdammte Post auf, und alle sind plemplem hier, die beiden sind völlig
verrückt auf die Wuchtbrumme. Heut nacht mach ich kein Auge zu, Leute, und
diesen Billardstock werd ich nicht aus der Hand legen, da könnt ihr Gift drauf
nehmen… Aber Dante sagte nur: »Sie sind dran.«
    »Was?«
    »Sie sind
dran«, wiederholte Dante. »Ich hab nicht getroffen.«
    Lügen war das
geheime Handicapsystem, das sich Dante Calicchio ausgedacht hatte.
    Ich warf eine Schnecke von der Mole. Mit einem Ploink fiel sie ins Wasser, und ich
überlegte, wie lange sie wohl brauchen würde, um wieder ans trockene Land zu
kommen.
    Und du, Biggie,
hast geredet und geredet.
    Unter vielem
anderen hast du auch gesagt: »Natürlich wirst du nie aufhören, mir etwas zu
bedeuten. Du bedeutest mir viel, Bogus. Aber weißt du, ich bedeute Couth auch
sehr viel.«
    Ich schleuderte
eine Salve von drei Schnecken: Ploink!
Ploink! Ploink!
    Und du hast
weitergeredet, Big. Hast gesagt: »Du warst so lange weg! Aber irgendwann war es
nicht mehr die lange Zeit, die du weg warst, die mir etwas ausgemacht hat,
sondern die Zeit, die wir zusammengewesen waren; so wie ich sie in Erinnerung
hatte, war sie nicht schön…«
    Mit der Hand
ertastete ich ein paar Rankenfußkrebse und drückte darauf, rieb mit der
Handfläche darauf herum wie mit einem Stück Käse auf der Reibe.
    Ich sagte: »Ich
gebe dir Zeit, Big. Soviel du willst. Wenn du eine Zeitlang hierbleiben
willst…«
    [385]  »Ich
bleibe für immer hier«, hast du gesagt, Big.
    Wieder warf ich
eine Schnecke. Ploink! Dann sprang ein Fisch im Wasser,
eine Seeschwalbe kreischte, eine Eule heulte, und von der anderen Seite der
Bucht wurde das Bellen eines Hundes durch die Luft herangetragen.
    »Du sagst, daß
du Couth viel bedeutest, und Colm ihm auch. Aber was empfindest du für Couth,
Big?«
    »Das ist schwer
zu sagen«, hast du geantwortet, dich umgedreht und auf die Bucht gestarrt. Ich
dachte, du meinst, es sei schwer für dich zu sagen, weil du ihm keine sehr
großen Gefühle entgegenbringst, aber dann sagtest du: »Er bedeutet mir sehr
viel.«
    »Sex?« fragte
ich.
    »Oh, ja. Da klappt’s
auch ganz gut.«
    Ploink! Ploink!
    »Bitte, Bogus,
ich will dir nicht sagen müssen, wie sehr ich ihn liebe«, sagtest du. »Ich will
dir nicht weh tun. Es ist viel Zeit vergangen, und jetzt bin ich nicht mehr so
wütend.«
    »Merrill ist
tot, Big«, flüsterte ich – warum, weiß ich nicht. Und du bist zu mir
herübergekommen, hast mich von hinten umarmt und so fest gedrückt, daß ich mich
nicht umdrehen und dich auch umarmen konnte. Und als ich mich so weit aus
deinem Griff befreit hatte, daß ich dich in die Arme nehmen konnte, hast du
mich weggeschoben.
    »Ich wollte
dich nur wegen Merrill umarmen, Bogus«, hast du gesagt. »Bitte versuch nicht,
mich in die Arme zu nehmen.«
    Also ließ ich
deine Umarmung zu deinen Bedingungen zu. Wenn du denken wolltest, du hättest
Merrill im Arm, dann wollte ich dich nicht daran hindern.
    Ich fragte sie:
»Und was ist mit Colm, Big?«
    »Couth liebt
ihn sehr«, antwortete sie. »Und er liebt Couth.«
    » Jeder liebt
Couth«, erwiderte ich mit einem Ploink!
Ploink! Ploink!
    »Couth hat dich
sehr gern, Bogus«, hast du gesagt. »Und du [386]  kannst Colm sehen, wann immer du willst. Natürlich bist du uns
hier jederzeit willkommen…«
    »Danke, Big.«
    Dann hast du
auch eine

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