Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die wilde Geschichte vom Wassertrinker

Die wilde Geschichte vom Wassertrinker

Titel: Die wilde Geschichte vom Wassertrinker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
Vom Netzwerk:
ein
Baum.
    »Nicht gucken«,
sagte sie. »Wenn du guckst, ist alles vorbei.«
    Auspacken, -wickeln, -ziehen und
entkleiden! Oder
besser: Laß sie es selbst tun. Doch warum tut sie es?
    »Wer ist Bill?«
wollte ich wissen.
    »Keine Ahnung«,
sagte sie und schaute in mein Plumeau-Zelt. »Wer bist du ?«wollte
sie wissen und setzte sich mit gekreuzten Beinen, wie ein Indianer, mir
gegenüber. Sie wickelte die Hälfte des Plumeaus um sich, schirmte damit ihren
goldbraunen Körper vom Licht ab. Ihre Socken hatte sie noch an.
    »Meine Füße
werden schnell kalt«, sagte sie und zwang mich, ihr in die Augen zu schauen und
nirgendwo anders hin. Doch ich zog ihr die Socken aus. Große, breite Füße,
kräftige Gelenke. Ich schob ihre Füße in meine Kniebeugen, klemmte sie mit den
Waden fest und umfaßte mit den Händen ihre Sprunggelenke.
    »Hast du auch
einen Namen?« wollte sie wissen.
    »Bogus.«
    [165]  »Nein,
im Ernst…«
    »Im Ernst, ich
heiße Bogus.«
    »Und deine
Eltern nennen dich so?«
    »Nein, die
sagen Fred.«
    »Oh, Fred .«
So , wie sie es aussprach, konnte man
erkennen, daß es ein Wort wie Kacke für sie war.
    »Deshalb heiße
ich Bogus«, sagte ich.
    »Ein
Spitzname?«
    »Eine
Wahrheit«, gab ich zu.
    »So wie
Biggie«, sagte sie und lächelte befangen; sie schaute auf ihren goldenen Schoß.
»Na ja, ich bin schon groß, zugegeben«, sagte sie.
    »Das bist du
auch«, erwiderte ich und ließ meine Hand bewundernd ihre langen Schenkel
hinaufwandern; ein Muskel spannte sich.
    »Ich war schon
immer groß«, seufzte sie. »Die Leute wollten mich immer mit Riesen verkuppeln.
Basketballer und Footballspieler, große, riesige, unbeholfene Burschen. Als
wäre es notwendig, daß man größenmäßig zusammenpaßt. ›Wir müssen jemanden
finden, der groß genug für Biggie ist.‹ Als müßten sie mir was zu essen beschaffen.
Außerdem haben sie mir immer viel zuviel zu essen gegeben; sie sind einfach
davon ausgegangen, daß ich immer Hunger hatte. Dabei ist mein Appetit gar nicht
so groß. Aber anscheinend meinen die Leute immer, daß es etwas bedeutet, wenn
man groß ist – wie wenn man reich ist, weißt du? Sie meinen, wenn man reich
ist, will man nur Sachen haben, die eine Menge Geld kosten. Und wenn man groß
ist, fühlt man sich besonders von großen Sachen angezogen.«
    Ich ließ sie
reden. Ich berührte ihre Brüste, dachte an andere große Dinge, und sie redete
weiter, ohne mir in die Augen zu sehen, schaute dafür jetzt mit einer Art
nervöser Neugier auf meine Hand. Was würde die wohl als nächstes berühren?
    »Selbst beim
Autofahren«, fuhr sie fort. »Man sitzt hinten mit [166]  noch zwei Leuten, und nie werden die Kleineren
gefragt, ob sie genug Platz haben; es wird immer nur der Größte gefragt, ob er
genug Platz hat. Ich meine, wenn sich drei oder vier Leute auf einen Rücksitz
quetschen müssen, hat keiner genug Platz, oder? Aber irgendwie wird man immer
als Experte in puncto Platzmangel betrachtet.«
    Sie hielt inne,
ergriff meine Hand, die sich am Bauch entlangtastete, und hielt sie fest. »Du
solltest jetzt was sagen, meinst du nicht auch?« fragte sie. »Ich meine, du
solltest jetzt was zu mir sagen. Ich bin keine Nutte, weißt du. Ich mach das
nicht jeden Tag.«
    »Das hab ich
auch nicht von dir gedacht.«
    »Aber du kennst
mich ja gar nicht«, wendete sie ein.
    »Ich möchte
dich gern kennenlernen, im Ernst«, sagte ich. »Aber du wolltest ja nicht, daß
ich ernst bin. Du wolltest, daß ich witzig bin.« Sie lächelte und ließ meine
Hand zur Brust hochwandern und unter ihr ruhen.
    »Na ja, du
kannst ruhig ein bißchen ernster sein, als du jetzt bist«, sagte sie. »Du mußt
schon wenigstens ein bißchen mit mir reden. Ich meine, du mußt dich doch
fragen, warum ich das tue.«
    »Das tu ich auch, ganz ehrlich«, sagte ich, worauf sie lachte.
    »Also ehrlich
gesagt, ich weiß es nicht«, meinte sie.
    »Aber ich weiß es«, sagte ich. »Du magst keine großen Leute.« Sie wurde rot, doch jetzt
ließ sie zu, daß ich beide Brüste umfaßte; ihre Hände umfaßten meine
Handgelenke und fühlten meinen Puls.
    »So klein bist
du auch wieder nicht«, meinte sie.
    »Aber kleiner
als du.«
    »Na gut, aber
du bist nicht klein.«
    »Ich hab nichts
dagegen, kleiner zu sein.«
    »Meine Güte,
mir macht das auch nichts aus«, sagte sie und fuhr mit der Hand an meinem Bein
entlang, bis dahin, wo ich ihre Füße festgeklemmt hatte. »Du hast jedenfalls
ziemlich viele Haare«, meinte sie dann. »Das

Weitere Kostenlose Bücher