Die wilde Jagd - Roman
aber klar und deutlich zu verstehen. »Zhiman-dar ist kein Ort für Ammanai .«
Höflich übersetzt, bedeutete das »Ausländer«. Alderan hatte ihm erklärt, wie die Wüstenbewohner, insbesondere jene aus dem Innern der Wüste, die bleichgesichtigen Einwohner des Reiches nannten. Er hatte sich geweigert, eine andere Übersetzung zu geben, aber es war klar und deutlich, dass es sich nicht um ein Kompliment handelte.
»Ich bin bloß auf der Durchreise«, sagte Gair. »In einem oder zwei Tagen werde ich weg sein.«
»Trotzdem.«
»Was wollt ihr?«
»Dass du verschwindest.« Diesmal sprach der Gimraeli zur Linken. Er machte einen kurzen Schritt nach vorn. Die Klinge seines Qatan blitzte blau auf und spiegelte den Himmel wider.
Gair senkte die Hände. »Ich gehe«, sagte er und trat einen Schritt zurück.
»Ich glaube nicht.«
Er erstarrte. Er hatte den dritten Gimraeli nicht mehr im Auge behalten. Nun drückte dieser ihm seinen Qatan mit der flachen Klinge gegen den Arm, eiskalt trotz der Hitze. Das Sonnenlicht rann an der Klinge herunter wie Quecksilber. Noch ein wenig mehr Druck oder eine Drehung des Handgelenks, und Gair würde keine Hand mehr haben.
Langsam senkte er die Arme. Er war zu unvorsichtig gewesen. Wenn er aufgepasst hätte, wäre er nicht in diese Lage geraten. Aber jetzt gab es keinen Ausweg mehr, der nicht Blut auf dem Boden zurückließ. Seines oder ihres, das spielte keine Rolle. Blut war Blut.
Tief und langsam Luft holen. Das Gewicht auf die Fersen verlagern. Es war Zeit zu kämpfen.
Hinter ihm murmelte eine unvertraute Stimme: »Ich nehme den auf der rechten Seite.«
Gair widerstand dem Drang, sich umzuschauen. Er brauchte nicht zu wissen, wer sich in seinem Rücken befand. Als der Gimraeli vor ihm zustieß, ließ Gair sein Gepäck von der Schulter gleiten und duckte sich. Heißer Schmerz durchfuhr seine Schulter, als der Qatan ihn im Flug streifte, doch er hielt sein Gepäck fest und riss sein eigenes Schwert heraus, ehe er wieder sicher auf den Beinen stand. Dann warf er den Sack auf den Kämpfer zu, der ihm die Wunde beigebracht hatte.
Der Wüstenbewohner wehrte das Gepäckstück mit dem freien Arm ab. Sein Qatan beschrieb einen Bogen und blitzte dabei hell auf. Er traf auf Gairs Langschwert und prallte unter einem fetten Funken ab. Gairs unerwarteter Verbündeter bewegte sich auf der anderen Seite der Straße zwischen zwei glitzernden Klingen hin und her, wobei seine eigene Waffe in fließenden Kurven durch die Luft sang, während er Schläge parierte und zustieß.
Gair blieb bloß ein Augenblick, um den Griff fester zu packen, bevor der Wüstenmann wieder angriff. Er wehrte den Schlag rasch ab, wäre aber beinahe erwischt worden, als der Gimraeli eine Bewegung aus den Handgelenken machte und mit der Klinge auf Gairs Bauch zielte. Gair sprang zurück, wich dem Schlag aus und musste sich ducken, als sein Gegner herumwirbelte und ihm beinahe den Kopf von den Schultern getrennt hätte.
Gair richtete sich wieder auf und konnte gerade noch den nächsten Schlag abfangen. Der Qatan kreischte an seiner Schwertklinge entlang und traf die schwere Parierstange. Schwarze Augen blitzten ihn an. Gair warf sein ganzes Gewicht nach vorn und rammte dem Wüstenmann den rechten Ellbogen ins Gesicht. Knochen splitterten, und als der Gimraeli rückwärtstaumelte und Blut auf seinen Sandschleier tropfte, schwang Gair sein Schwert und schlug zu. Es ertönte ein Grunzen, und der Qatan klapperte zu Boden.
Der Kampf ging weiter, und nun hatte sich Gair dem Rhythmus angepasst. Er war in seinem Kopf und in seinem Blut; sein Schwert zerschnitt die Luft zu einem Gewebe aus Silber. Scharlachrote Tropfen glitzerten wie die Perlen in einem Mandala; sie drehten sich, bildeten ein Muster nach dem anderen, bis sie endlich in anmutigen Spiralen zur Ruhe kamen.
Gair blinzelte, und die Illusion war zerstört. Staub und Hitze erfüllten die schmale Straße, und die Luft roch klebrig süß wie in einem Fleischerladen. Neben dem Hämmern seines Herzens hörte er den Lärm des Souks , aber mehr nicht.
Langsam richtete er sich auf. Er hielt sein Schwert vorsichtig ausgestreckt für den Fall, dass die Bedrohung noch nicht vorüber war, doch nichts regte sich mehr auf der Straße außer seinem unerwarteten Verbündeten, der vor einer Leiche hockte und seinen Qatan an ihrem Hemd abwischte. Zwei andere blutige Bündel, die kurz zuvor noch Männer gewesen waren, lagen auf dem Boden in der Nähe; dunkle Flecken breiteten sich
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