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Die wilde Jagd - Roman

Die wilde Jagd - Roman

Titel: Die wilde Jagd - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Verlauf der geschäftigeren Gasse. Etwas Besseres fiel ihm nicht ein, da er es nicht wagte, den Sang einzusetzen, denn sogar in Gimrael, wo der Kirche nur wenig Liebe entgegengebracht wurde, konnte es Hexenjäger geben, und er hatte schon genug Schwierigkeiten.
    Vor sich erhaschte er, wo eine weitere Gasse abzweigte, einen Blick auf einen deutlich sichtbaren eisengrauen Haarschopf und ging auf ihn zu, aber schon nach wenigen Schritten hatte er ihn wieder aus den Augen verloren. Er hastete weiter und hoffte, die Menge würde sich ein wenig ausdünnen, doch als er sich endlich bis zu der Abzweigung durchgekämpft hatte, war Alderan – wenn er es überhaupt gewesen war – verschwunden.
    An der Stelle kamen vier Straßen zusammen, und der Markt erstreckte sich in alle Richtungen. Gair drehte sich langsam um und betrachtete die unzähligen auf und nieder hüpfenden Häupter. Dunkle Köpfe, weiße Gewänder, kein Anzeichen von einem blauen Hemd. Er drehte sich noch einmal um die eigene Achse, diesmal auf den Zehenspitzen, aber es half nicht viel. Die Menge wogte weiterhin um ihn herum. Da! Ein Aufblitzen von Farbe, die sogleich wieder zwischen zwei Ständen links von ihm verschwand. So schnell wie möglich bahnte sich Gair einen Weg durch die Menge der Marktbesucher, trat dabei einigen auf die Zehen und folgte beharrlich der vermeintlichen Spur in eine andere Seitengasse hinein.
    Hier waren nicht so viele Menschen unterwegs; es gab weniger Stände, und schließlich konnte er sogar einen oder zwei Schritte rennen. Eine weitere Abzweigung, wieder nach links, und er umrundete hastig einen Handkarren, von dem zwei Männer einige Stoffballen abluden. Dahinter gab es nichts mehr. Die Stände endeten, und vor ihm befanden sich nur noch etwa ein halbes Dutzend Menschen, die durch die Schattenstreifen huschten, die von den weiter voneinander entfernten Baldachinen geworfen wurden; bloß ihre weißen Gewänder waren im Zwielicht deutlich erkennbar. Abgesehen davon bewegte sich nichts hier.
    Gair fluchte wieder, lauter diesmal. Einer der Arbeiter bei dem Handkarren sah ihn an und sagte etwas zu seinem Gefährten, dann starrten die beiden ihn an, während sie den letzten Stoffballen noch in den Händen hielten. Nach einer oder zwei Sekunden trugen sie ihn durch eine offene Tür in der Nähe. Der eine warf die Tür zu und verriegelte sie, während der andere die Deichsel des Karrens hochnahm und davonstapfte.
    Plötzlich war es sehr still auf der Straße. Gair hörte den Lärm des Souks nur noch so gedämpft, als ob er sich nicht hinter der nächsten Ecke, sondern viele Straßen entfernt befände. Die hoch am Himmel stehende Sonne hämmerte mit ihren Strahlen wie mit Fäusten auf seinen entblößten Kopf und die Schultern ein. Ein elender, schwerer Schmerz saß hinter seinen Augen, und seine Füße pochten in den Stiefeln. Das war nicht gut.
    Er zupfte sich das klebrige Hemd von der Haut und fluchte leise über seine eigene Dummheit. Dann nahm er seine Habseligkeiten auf die andere Schulter und wollte zurück zum Markt gehen, um dort nach Anzeichen von Alderan Ausschau zu halten. Vielleicht würde es ihm gelingen, einen Händler aufzutreiben, der die gemeinsame Sprache gut genug beherrschte und den er nach dem alten Mann fragen konnte. Es war der beste Plan, der ihm in den Sinn kam.
    Bevor er drei Schritte gemacht hatte, hörte er einen Lärm hinter sich, der ihm eine Gänsehaut verursachte. Es war der Klang von Schwertern, die gezogen wurden. Gair blieb stehen. Das war gar nicht gut. Langsam drehte er sich um.
    Ihm gegenüber standen drei Gimraeli in der Gasse. Sie trugen die inzwischen vertrauten weißen Gewänder über langen, geteilten Hemden und die kunstvoll gewundenen Turbane und Sandschleier von Männern aus dem Wüsteninneren. Zwei von ihnen hielten einen Quatan in den Händen; der in der Mitte hatte die Arme vor der Brust verschränkt, und sein Schwert steckte noch in der Scheide, aber seine Haltung deutete an, dass er es innerhalb eines Herzschlages ziehen konnte.
    Gairs Brustkorb zog sich zusammen. Sein eigenes Schwert steckte in seinem Gepäck auf dem Rücken. Das war Alderans Vorschlag gewesen, damit sie keine Feindseligkeiten erregten. Nun war es aber doch geschehen, und was noch schlimmer war: Jetzt, da er eine Waffe brauchte, war er nicht in der Lage, sie zu ziehen.
    »Du bist weit weg von der Heimat, mein Freund«, sagte der Gimraeli in der Mitte. Seine Worte in der gemeinsamen Sprache hatten einen Akzent, waren

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