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Die wilde Jagd - Roman

Die wilde Jagd - Roman

Titel: Die wilde Jagd - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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unter ihnen aus. Als Gair zum ersten Mal ernsthaft gegen einen anderen Mann gekämpft hatte, war ihm hinterher übel geworden, doch diesmal spürte er gar nichts.
    Als der Mann im Wüstengewand seinen Quatan gesäubert hatte, steckte er ihn zurück in die Scheide, erhob sich und zog seinen Sandschleier herunter.
    »Ausgezeichnete Arbeit«, sagte er. »Eine gerade Klinge hält sich nur selten so gut gegen ein Seelenschwert. Ich bin N’ril al-Feqqin.«
    Gair senkte seine Waffe. N’ril war wenige Jahre älter als er selbst und hatte lebhafte schwarze Augen sowie eine Narbe in Form eines Halbmondes auf der rechten Wange. Er schob seinen Turban zurück und enthüllte langes Haar, das so dunkel war und so glänzte wie das Gefieder eines Raben. Es war zu einem Pferdeschwanz gebunden und wurde von einem Zirin aus Grün und Gold gehalten.
    Gair neigte den Kopf und nannte seinen Namen. »Die Sonne lächelt auf unsere Begegnung herab.«
    N’ril grinste und war eindeutig erfreut. »Du kennst die richtige Antwort.«
    »Ein Freund hat mir ein wenig über Gimrael berichtet. Ich schulde dir meinen tiefen Dank.«
    »Du schuldest mir dein Leben, glaube ich, aber den Blutpreis können wir später festsetzen.«
    N’ril bückte sich und öffnete die Hemden der beiden anderen Wüstenmänner. Jeder trug eine Tätowierung in Gestalt einer vielstrahligen Sonne über dem Herzen. »Kultisten, wie der andere«, sagte er. »Ich hatte nicht erwartet, sie so weit entfernt vom Wüsteninneren zu sehen. Alderan wird erstaunt sein, wenn er es erfährt.«
    »Du kennst Alderan?«, fragte Gair und säuberte dabei sein Schwert.
    N’ril schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. »Aber natürlich. Er hat mich gebeten, dich zu suchen.«
    Das erklärte alles. Gair steckte sein Schwert zurück in die Scheide und warf sich den Sack mit seinen Habseligkeiten über die Schulter. »Dieser Tag ist ausgesprochen seltsam.«
    »Ich glaube, er wird noch seltsamer, bevor die Sonne untergeht«, sagte N’ril. »Das ist bei seltsamen Tagen so üblich. Gehen wir?«
    »Was ist mit denen da?« Gair deutete mit dem Kopf in Richtung der Leichen im Straßenstaub.
    »Mach dir darum keine Sorgen. Man wird sich um sie kümmern. Vermutlich werden sie morgen früh die Gelbschwänze im Hafenbecken nähren.«
    Nun, da N’ril sie anführte, benötigten sie nur wenige Minuten, bis sie ihr Ziel erreicht hatten. Das Haus unterschied sich in nichts von den anderen in der Straße. Eine hölzerne Tür war tief in die Wand eines gedrungenen vierstöckigen Gebäudes an der Ecke zu einer schmalen Gasse eingelassen. Die unteren Geschosse besaßen keine Fenster, und die in den oberen beiden waren schmal und mit Läden verschlossen. Die abblätternde Farbe an der Tür war einmal grün gewesen.
    »Schutz gegen Hitze und Sturm«, sagte N’ril, als er Gairs Blicken folgte. »Wie eine Frau, so trägt auch ein Heim seine wahre Schönheit im Innern.«
    Er entriegelte die Tür und stieß sie weit auf. Dahinter befand sich ein Gang, der so dunkel war, dass Gair nach dem Sonnenlicht auf der Straße angestrengt blinzeln musste, um etwas zu erkennen. Der Gang führte in einen rechteckigen Arkadenhof, in dem duftende Kräuter und farbenfrohe Blumen in Terracotta-Töpfen wuchsen und ein Springbrunnen mit einem Mosaikbecken ein Gefühl von Kühle vermittelte. Kreischende Schwalben zogen ihre Bahnen am strahlenden Himmel über ihnen.
    In der Kühle des schattigsten Arkadengangs zu ebener Erde stand ein langer, geschnitzter Tisch, darauf eine Mahlzeit. Alderan saß dort lässig auf einer Bank, hatte den Rücken gegen die Wand gelehnt und hielt einen Becher in der Hand. Er schaute auf, als sich die beiden ihm näherten.
    »Alles in Ordnung, N’ril?«
    »Es gab kaum Schwierigkeiten«, sagte der Gimraeli. »Kultisten. Es waren drei.«
    »Bist du sicher?«
    N’ril nickte. »Sie trugen das Zeichen.«
    Alderan schaute in seinen Becher und zog eine Grimasse. »Irgendetwas sagt mir, dass sie nicht einfach ihre Hemden geöffnet und es dir gezeigt haben, nur weil du sie so nett darum gebeten hast.«
    »Allerdings nicht! Wir waren ziemlich unhöflich zu ihnen, aber sie haben damit angefangen, grob zu sein.«
    N’ril gab Gair ein Zeichen, er solle sich setzen; dann deutete er auf die Schüsseln und abgedeckten Speisen auf dem Tisch. »Bitte, Gair, sei mein Gast.«
    »Hat niemand etwas gesehen? Gibt es nichts, was dich in Verbindung mit ihnen bringen könnte?« Alderan griff nach einem großen Krug auf dem Tisch und

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