Die wilde Jagd - Roman
eines Zimmermanns, und dabei befand er sich noch in den Hafenanlagen. Nur die Heiligen wussten, wie heiß es weiter im Inneren der Stadt war. Er warf sich das Gepäck über die andere Schulter und verfluchte die Sonne, das Gedränge und besonders Alderan, während er dem alten Mann auf der Hafenstraße folgte.
Zhiman-dar war wie keine andere Stadt, die er bisher gesehen hatte. Im Gegensatz zu der abwechslungsreichen Architektur von Mesarild oder Yelda sahen hier alle Häuser gleich aus. Sie waren gedrungen, rechteckig, selten höher als drei oder vier Stockwerke und bedeckt von dickem, grobkörnigem Verputz, der die Farbe bleichen Sandes hatte. Sie waren wie zufällig übereinander und in verrückten Winkeln nebeneinander angeordnet und wurden von schmalen Gassen begrenzt. Die Türen waren aus einfachem, bemaltem Holz; die Farbe war rissig und an der Sonne zu allen möglichen Braun- und Grauschattierungen verblichen. Es gab nur wenige Fenster, von denen keines im Erdgeschoss lag, und alle waren schmal und mit Läden verschlossen. Die Stadt machte nicht gerade einen einladenden Eindruck.
Sogar die Leute auf der Straße wirkten gleichartig. Sie waren nicht groß, und alle Männer trugen weiße oder schwarze Gewänder über gestreiften Pluderhosen. Goldringe an den Fingern und Ohrläppchen bildeten einen Kontrast zu der Haut, die so dunkel wie Leder war, und schwarze Augen in verschlossenen Gesichtern beobachteten die vorübergehenden Männer aus dem Norden ausdruckslos.
Doch gelegentliche starre Blicke verursachten Gair ein Prickeln im Nacken. Jeder Gimraeli, der ihn anrempelte oder ansah, wenn Gair ihm aus dem Weg ging, schien feindseliger als der letzte zu sein, obwohl nie die Hand gegen ihn erhoben und er nie mit einem bösen Blick bedacht wurde. Diejenigen, die ein oder zwei Worte in der gemeinsamen Sprache an ihn richteten, waren stets höflich, aber ihr schwerer Akzent war kaum zu verstehen. Er ging schneller, damit er zu Alderan aufschloss, der sich mit der Sicherheit eines Eingeborenen einen Weg durch die Menge bahnte. Dies war kein Ort, an dem man eine falsche Abzweigung nehmen durfte.
Gair umrundete eine Ecke und trat mitten in ein verrücktes Durcheinander. Baldachine aus verblassten, an Seilen befestigten Decken hingen zwischen den Häusern und spendeten ein wenig Schatten, ohne die Hitze abzuhalten, und darunter bildeten Verkaufsstände auf beiden Straßenseiten ein Farbmosaik. Zwischen diesen Ständen befanden sich mehr Menschen, als Gair je an einem Ort versammelt gesehen hatte; es gab nicht mehr den geringsten Platz zwischen ihnen. Er sah dunkle Häupter, weiße Gewänder, farbenfrohe Schleier, und alle waren lauthals mit etwas beschäftigt, was auf den ersten Blick wie Handel aussah, aber mehr an Theater erinnerte. Gair war umgeben von aufrichtigem Flehen und übertriebenen Gesten der Enttäuschung oder Wut. Es war ein Chaos, in das sich Alderan hineinstürzte, ohne langsamer zu werden.
Gair eilte hinter ihm her. Wenn er den alten Mann mitten im Souk verlor, würde er ihn nie wiederfinden. Die Baldachine schienen die Hitze und den Lärm der Menge zu verschlimmern und ebenso seine Kopfschmerzen. Gewürz- und Parfümdüfte kitzelten ihn in der Nase. Kleine Jungen fuhren mit Fliegenwedeln über Tabletts mit Süßigkeiten und bedienten sich hier und da, bis ihre Meister sie wieder an die Arbeit schickten. Während Alderan mit einem Nicken oder Lächeln einen Weg durch die Menge fand, wurde Gair immer wieder durch wunderbar verarbeitetes Leder oder Seidenballen aufgehalten, die ihm rasch entgegengestreckt wurden. Es reichte nicht, eine abwehrende Handbewegung zu machen; oft musste er sich mit Gewalt an den aufdringlichen Händlern vorbeidrücken, und jede kleine Verzögerung führte dazu, dass sich der Abstand zwischen ihm und Alderan vergrößerte. Nur das gut erkennbare blaue Hemd des alten Mannes hob diesen von der Menge ab.
Als ein Händler und sein Kunde in einen erhitzten Streit miteinander gerieten und mit den Händen voreinander herumfuchtelten, blieben alle in Hörweite stehen und zwangen Gair, sich einen Weg um sie herum zu suchen. Aber das gelang ihm nicht. Die Straße war verstopft von Passanten, die das Schauspiel der beiden Männer genossen, die sich nun über aufgetürmten Früchten anbrüllten und anscheinend herausfinden wollten, wer von ihnen der lautere war.
Gair drückte sich in einen schmalen Spalt zwischen zwei Ständen, musste aber sofort feststellen, dass ihm der Weg durch
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