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Die wilde Jagd - Roman

Die wilde Jagd - Roman

Titel: Die wilde Jagd - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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schenkte zwei weitere Becher ein.
    »Abgesehen von uns und ihnen war die Straße leer«, sagte N’ril. »Sie hatten Gair in die Enge getrieben. Es hätte nicht ohne Blutvergießen ausgehen können.«
    »Trotzdem wäre es besser gewesen, wenn es nicht so weit gekommen wäre. Ich hatte gehofft, ohne großes Aufsehen wieder aus Zhiman-dar verschwinden zu können.«
    N’ril ließ sich auf einen Stuhl fallen, nahm seinen Turban ab und warf ihn auf den Tisch. »Der Kult ist hier nicht gut angesehen. In der letzten Zeit geht es der Stadt wegen der Handelsbeziehungen mit dem Reich gut, und die Kaufleute von Zhiman-dar beten nur vor dem Altar des Handels. Sie werden es nicht gern sehen, wenn jemand ihre Andacht stört. Niemand wird diese drei betrauern, außer vielleicht ihre Waffenbrüder.«
    Nun, da er sich im Schatten befand, stellte Gair fest, dass seine Kopfschmerzen deutlich nachließen. Er besah sich die Speisen auf dem Tisch und entdeckte gekochten Reis in einer der Schalen sowie einen aromatisch duftenden Eintopf mit Rosinen in einer anderen. Eine dritte enthielt ein Gemüse in einer süßsauren gelben Soße. In einem Korb befand sich in ein Tuch eingewickeltes Fladenbrot. Sein Magen knurrte.
    N’ril lächelte ihn an, als er seinen Teller füllte. »Schwertarbeit macht hungrig, nicht wahr? Iss dich satt, mein Freund.«
    Für Gairs Geschmack waren die Speisen seltsam gewürzt, doch er hätte genauso gut Asche im Mund haben können. Nichts schmeckte mehr gut. Trotzdem brauchte er Nahrung, also arbeitete er sich durch seine große Portion, kaute und schluckte mechanisch und spülte alles mit Wein herunter, bis sein Magen gefüllt war.
    Danach schob er seinen Stuhl vom Tisch zurück, streckte die Beine aus und versuchte sich zu entspannen. Aber seine Muskeln fühlten sich fest und gereizt an, als ob sie ihn jederzeit wieder auf die Beine reißen wollten. Auch als er seinen silbernen Zirin löste und die Haare ausschüttelte, verließen ihn die Kopfschmerzen nicht vollständig.
    Je schneller dieser Auftrag in Gimrael erledigt war, desto besser. Gair hatte keine Lust, nur herumzusitzen; er brauchte Bewegung. Er wollte die Schlacht in die Reihen des Feindes tragen und nicht seine Zeit in irgendeiner Bibliothek verschwenden. Er rieb sich die Schläfen und stöhnte.
    »Also, Alderan, was braucht Ihr?«, fragte N’ril, als sie das Mahl beendet hatten. »Ich kann Pferde und Vorräte für Eure Reise beschaffen. Gibt es sonst noch etwas, was Ihr begehrt?«
    »Wüstenkleidung und vorübergehende Aufnahme in deinem Haus.« Alderan goss ihre Becher wieder voll. »Und Neuigkeiten aus der Hauptstadt, falls du welche hast.«
    »Es gibt nicht viele – und noch weniger gute. Wenn der Gesandte des Kultes eine öffentliche Rede schwingt, hören ihm immer mehr Leute zu. Der Friede hält, aber er hängt von der Lanzenspitze des Reiches ab. Theodegrance musste die Garnisonstruppen in El Maqqam verstärken, und ich glaube, es wird nicht mehr lange dauern, bis er auch in andere Städte Truppen schicken muss – vielleicht sogar hierher, wo die Kultisten inzwischen so dreist sind und Reisende am helllichten Tag auf der Straße angreifen. Dafür werden seine Wüstenlegionen nicht reichen, und wenn er schwer bewaffnete Ammanai – verzeiht mir den Ausdruck – hierher sendet, wird das die Lage nur zuspitzen.« N’ril breitete die Arme aus. »Ich glaube, es gibt nur ein einziges mögliches Ende dieser Sache.«
    Alderan runzelte die Stirn und tippte mit dem Becher gegen sein Kinn. »Wie hat sich Kierim positioniert?«
    »Mein prinzlicher Vetter hat sozusagen einen Lyrran beim Schwanz gepackt. Er kann ihn nicht festhalten und wagt es nicht, ihn loszulassen. Wenn er gegen die Aktivitäten des Kultes vorgeht, wird er die Stämme beleidigen, die dem Abgesandten wohlgesonnen sind, was seine Herrschaft noch schwieriger macht, als sie ohnehin schon ist. Aber er kann auch nicht zulassen, dass der Abgesandte und sein Gefolge allzu mächtig werden und ihn dazu zwingen, sich vom Reich loszusagen. Als sich die Macht des Kultes auf eine Handvoll Wüstensiedlungen beschränkte, war er kaum mehr als ein Ärgernis. Aber jetzt, da er auch in den Städten auftritt, insbesondere in denen, die starke Verbindungen zum Reich haben …« N’ril stützte sich auf den Ellbogen und hob den Becher an die Lippen. »Nicht für alle Pferde in seiner Herde möchte ich an seiner Stelle sein.«
    »Der Abgesandte?«, fragte Gair. »Ich war der Meinung, die Suvaeoner hätten

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