Die wilde Jagd - Roman
dem Weg zu den Vorratsräumen befand. Sie musste durch die Versammlungshöhle gehen, um dorthin zu gelangen, und diese füllte sich bereits mit Leuten, die sich ängstlich miteinander unterhielten und sich über den plötzlichen Befehl zur Zusammenkunft wunderten.
Die wenigen, die Teia grüßten, bedachte sie mit einem Lächeln, einem knappen Winken und einem gehetzten Nicken zu dem Korb auf ihrer Hüfte. Es sollte heißen, dass sie leider ihre Pflichten zu erledigen hatte; ansonsten würde sie gern stehen bleiben. Zur Antwort erhielt sie verständnisvolles Kopfnicken. So konnte sie weitereilen und musste nicht die Nervosität in ihrem Blick verbergen.
Als sie die Vorratsräume erreicht hatte und sich in die Schatten duckte, um Luft zu holen und sich zu beruhigen, stolperte ihr Herz so wie ein dreibeiniger Hirsch. Die Angst drückte ihr die Brust zusammen. Das Atmen fiel ihr schwer. Ihre Haut prickelte unter der Kleidung vor Schweiß.
Bitte, lass noch alles da sein . Das Kind trat verdrießlich in ihrem Bauch. Macha, sieh gnädig auf mich herab, von Mutter zu Mutter .
Sie hatte einige Satteltaschen in der hintersten Vorratskammer versteckt. Rasch nahm sie nun ihre Sachen aus dem Korb und trug sie dorthin, wo – Macha sei Dank! – die Satteltaschen noch immer außer Sichtweite hinter den Dungsäcken lagen. Sie hatte schon befürchtet, jemand könnte sie auf der Suche nach Brennmaterial bemerkt haben, doch die Vorräte waren groß genug gewesen.
Teia zerrte die Taschen hervor und stopfte die letzten Sachen überall dort hinein, wo noch ein wenig Platz war. Als sie schließlich fertig war, musste sie recht heftig an den Verschlussriemen zerren.
Schon seit Wochen versteckte sie haltbare Vorräte wie gesalzenen Fisch und getrocknete Beeren, Haferflocken und Mehl sowie ihre wärmste Kleidung. Die Taschen waren so voll, dass Teia sie kaum tragen konnte. Nur unter heftigem Fluchen gelang es ihr, sie zu schultern. Nun musste sie sich beeilen. Sie musste ihr Pferd aus dem Gehege holen, es satteln und dann den Weg nach draußen finden.
Es klang einfach, aber dabei gab es ein Problem, an das sie bisher nicht hatte denken wollen, weil es ihr eine ungeheure Angst einjagte. Es gab nur einen einzigen Weg durch die Höhlen nach draußen, und dieser führte unter den Augen des gesamten Clans durch die Versammlungshöhle.
Als sie das Gehege erreichte, brach sie beinahe unter dem Gewicht der Satteltaschen und ihres angeschwollenen Bauches zusammen. Sie keuchte und machte kurze, rasche Schritte, sodass sie immer in Bewegung blieb. Ihr eigenes Pferd wartete bereits auf sie. Es war nicht die hübsche graue Stute, die Drwyn ihr geschenkt hatte, sondern ihr eigener breitschultriger Wallach, der bereits eine Satteldecke über dem Rücken trug.
Fast hätte sie ihre eigene Zunge verschluckt, als sie ihren Vater mit Finns Sattel auf seiner Hüfte bemerkte.
»Was machst du denn hier, Papa?«
Sein grau-schwarzer Schnauzbart zitterte. »Ich könnte dich dasselbe fragen, Tochter, wenn ich es nicht schon wüsste.« Er hob den Sattel auf den Pferderücken und zurrte ihn fest. »Ich weiß, was Ytha vorhat, Teisha. Ich habe sie auf dem Ausguck gesehen und wollte dich warnen, aber du hattest das Häuptlingsgemach schon verlassen. Und da dachte ich, dass ich dich entweder hier antreffe oder Finn schon weg ist.«
Er nahm ihr die ausgebeulten Taschen von den Schultern und befestigte sie hinter dem Sattel. Finn bleckte die Zähne, wirkte aber nicht sehr gefährlich.
»Ich muss gehen«, sagte sie traurig. Tränen traten ihr in die Augen, und sie streckte die Arme nach ihrem Vater aus.
Er nahm sie hoch, als wäre sie noch immer ein kleines Kind, und drückte sie an sich. »Ich weiß, Teisha. Ich wünschte, ich hätte dir mehr helfen können.« Er küsste sie auf die Stirn und wischte ihr mit seinen harten Daumen über die Augen. »Nicht weinen, mein Liebes.«
»Ich bin sicher, dass sie es weiß, Papa. Seit ich versucht habe, sie zu warnen, behandelt sie mich mit Verachtung.«
»Ich habe gehört, dass du deine Kraft gegen sie eingesetzt hast.«
»Ich wollte sie bloß aufhalten, als sie die Ihre gegen mich gebraucht hat.« Sie drängte sich noch einmal an ihren Vater und machte dann einen Schritt zurück. »Ich muss jetzt gehen, Papa. Es ist die einzige Möglichkeit für mich. Wenn sie die Aufmerksamkeit des gesamten Clans hat, ist sie zu trunken von ihrem Erfolg, um mich zu bemerken.«
Ihr Vater sah sie zweifelnd an. »Das ist gefährlich,
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