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Die wilde Jagd - Roman

Die wilde Jagd - Roman

Titel: Die wilde Jagd - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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wieherte und warf den Kopf herum, sodass sich die Zügel in Teias Hand spannten.
    Wieder und wieder schlug Ytha zu, jedes Mal wilder als zuvor, jedes Mal gröber, und schließlich ballte die Sprecherin die Fäuste, stemmte sie in die Seiten und warf den Kopf zurück. »Tötet sie! Tötet die Verräterin!«
    Drwyn packte sie bei der Schulter. »Nein! Sie trägt meinen Sohn, Ytha!«
    »Fass mich nicht an!« Ytha packte seine Hand und grub ihre Fingernägel hinein, als er den Griff nicht lockern wollte.
    »Ich bin dein Häuptling.« Seine dunklen Augen funkelten gefährlich.
    Sie drehte sich zu ihm um und riss sich los. »Und ich bin deine Sprecherin!«, tobte sie. »Hunde, tötet sie! Fresst euch an ihr satt!«
    Die beiden gelbgrauen Bestien tauschten einen raschen Blick aus und ließen sich auf dem Steinboden nieder.
    Ytha sah sie böse an. »Auf! Auf, sage ich!«
    »Ihr könnt ihnen nichts befehlen, Ytha«, meinte Teia. »Ich habe es Euch ja gesagt. Sie gehorchen nur der dunklen Göttin persönlich. Jetzt werde ich gehen, und Ihr könnt mich nicht aufhalten. Hier trennen sich unsere Wege. Möge die Mutter Mitleid mit den Crainnh haben.«
    Sie schnalzte in Finns Richtung und ging die letzten Schritte die Rampe hoch. Die Schwere war aus ihren Füßen gewichen; nichts, was Ytha tun mochte, konnte sie jetzt noch aufhalten. Dennoch juckten ihre Schulterblätter in Erwartung eines Pfeils, den einer von Drwyns Männern auf sie abschießen mochte.
    »Dann geh!«, rief die Sprecherin hinter ihr her. »Geh zu den Verlorenen und sieh, was dich dort erwartet, wenn dich der Winter nicht schon vorher erledigt!«
    »Und was ist mit meinem Sohn, Ytha?«, rief Drwyn. »Halte sie auf!«
    Teia ging auf den Tunnel zu, der sie in die Freiheit bringen würde, und zögerte keinen Augenblick. Sie hatte ihr Bestes versucht. Nun konnte sie nichts mehr tun, außer wegzugehen.
    Verzerrte Rufe hallten durch den nach oben führenden Gang und wurden bald von Finns dumpfem Hufgetrappel übertönt, der neben ihr herschritt. Sie versuchte, nicht an die Größe der Aufgabe zu denken, die vor ihr lag und wie ein Gewitter in ihrem Kopf tobte. Stattdessen hielt sie sich an ihrem Glauben fest, dass sie nicht anders handeln konnte. Dieser Gedanke war wie eine Kohle in einem Feuertopf, die ihr eines Tages ein wärmendes Feuer bescheren würde, wenn sie es schaffte, ihr Glühen heil durch den Sturm zu tragen.
    Finn schnaubte und schüttelte den Kopf, als er den Duft der frischen Luft schnupperte. Sie klopfte ihm liebevoll gegen die stämmige graubraune Schulter. »Wenigstens ein Freund ist mir geblieben, nicht wahr?«, murmelte sie. Hinter ihr ertönten plötzlich schnelle Schritte. Eine feste Hand packte ihren Arm und wirbelte sie herum. Sie stand Drwyn gegenüber. Er hatte ein langes Messer in der Hand.
    »Ich kann dich nicht gehen lassen, Teia«, sagte er. »Meine erste Frau hat mir nichts als eine Tochter geschenkt. Die Pest hat mir die zweite genommen und mit ihr auch meinen Jungen. Ich will nicht noch einen Sohn verlieren.«
    »Nein, Drwyn.« Sie schüttelte den Kopf. »Du wirst dir eine neue Zuchtstute suchen müssen. Von mir bekommst du keine Söhne.«
    Er zog sie zu sich heran und hielt ihr das Messer an die Kehle. »Ich werde meinen Erben haben, und wenn Ytha ihn dir aus dem Leib schneiden muss.«
    Die Messerspitze drang in die zarte Haut ihres Halses. Teia umwebte rasch seine Hand mit Luft und drückte sie von sich weg. Fassungslosigkeit rang auf seinem Gesicht mit Wut, als sie seine Muskeln und Knochen nur mit ihrem Willen bezwang.
    »Ich trage eine Tochter in mir, mein Häuptling. Ich bin wertlos für dich.«
    »Du lügst.«
    Er biss die Zähne zusammen und versuchte wieder, mit dem Messer auf sie einzustechen, doch es gelang ihm bloß, mit den Stiefeln rückwärts über den feuchten Fels zu rutschen. Er fiel auf die Knie, und das Messer glitt ihm aus der Hand.
    »Ich sage nichts als die Wahrheit«, meinte Teia. »Ich weiß, was ich gesehen habe, und ich weiß, dass es wahr ist.«
    Ihr Licht trieb auf Schulterhöhe neben ihr her, als sie sich umdrehte und zusammen mit Finn weiter auf den Ausgang zuschritt. Hinter ihr heulte Drwyn auf.
    Teia verschloss die Ohren davor und konzentrierte sich ganz darauf, einen Schritt vor den anderen zu setzen, während sie von allem wegging, was sie je gekannt hatte. Nun gab es kein Zurück mehr. Sie hatte versucht, Ytha zu warnen, doch es war ihr nicht gelungen. Sie hatte versucht, ihrem Clan die Wahrheit zu

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