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Die wilde Jagd - Roman

Die wilde Jagd - Roman

Titel: Die wilde Jagd - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Händen eine Kurve. »Oder ganz vorn, oder hoch?«
    Er dachte nach, während er den Ärmel herunterrollte. »Rund«, sagte er schließlich. »Sie sah rund aus, wie eine Frucht.« Er bildete mit den Händen einen Umriss vor seinem Bauch, dann hielt er verlegen inne. »Und ihre Haare waren weicher geworden.«
    Ytha schürzte die Lippen. Die Anzeichen waren zu stark gemischt, um daraus Schlüsse zu ziehen, außerdem war es beim ersten Mal immer sehr schwierig, das Geschlecht des Kindes vorherzusehen, weil die Muskeln der Schwangeren noch fest und stark waren. Sie seufzte. »Dann kann ich es nicht mit Sicherheit sagen. Aber du solltest sie ziehen lassen, mein Häuptling.«
    Seine Finger erstarrten, und seine Miene verhärtete sich. »Warum?«
    »Zum einen stehen wir kurz vor dem Auseinandergehen, und du darfst dein Ziel jetzt nicht aus den Augen verlieren«, sagte sie und war wütend, dass sie es ihm wieder einmal erklären musste. Seit Teia es gewagt hatte, ihr zu trotzen und sie zu schlagen, war sie nicht mehr bereit, sein Verhalten weiterhin zu dulden. »Und zum anderen wirst du mich nie wieder vor dem Clan bloßstellen, wenn du willst, dass du beim nächsten Vollmond zum Häuptling der Häuptlinge ernannt wirst!«
    Er hob die Brauen und starrte sie an. »Aber ich bin der Häuptling der Crainnh.«
    »Nur, weil ich dich dazu gemacht habe«, entgegnete sie. »vergiss nie, wer dir diesen Ring um den Hals gelegt hat!«
    »Wie könnte ich, wenn du mich jede Stunde daran erinnerst?« Er griff nach seinem Mantel und zog ihn mit raschen, ruckartigen Bewegungen an. »Ich bin nicht dein Schoßhündchen, Ytha, das auf Kommando Männchen macht.«
    »Undankbarer Kerl!« Innerhalb eines Herzschlags war die Kraft in ihren Händen, und sie schlug mit einer Luftfaust zu, die ihn mitten in den Bauch traf. Er rang nach Luft, die Knie gaben unter ihm nach, und er fiel zu Boden. Sie ergriff sein Kinn und hob es.
    »Ohne mich würdest du noch immer auf den Tod deines Vaters warten«, knurrte sie und bohrte die Finger in seine Wangen. »Ohne mich bist du nichts . Vergiss das niemals.«
    Er gurgelte etwas Unverständliches, und ein wenig Speichel tropfte auf ihre Hand.
    »Das Mädchen ist weg. Eigentlich ist es gut, dass wir sie los sind. Ich will nicht, dass ihretwegen all meine Pläne scheitern. Wenn dir ein Erbe so wichtig ist, findest du bestimmt eine andere willige Cuinh , die du durchpflügen kannst.«
    Sie ließ ihn los, und er stützte sich auf den Arm, hustete und rang nach Luft.
    »Wir machen weiter. Morgen werde ich den Himmel lesen, und wenn sich das Wetter hält, treffen wir unsere Vorbereitungen für die Reise zur Versammlung vor dem Auseinandergehen.« Sie hob das Handtuch auf und rieb sich damit die Hand sauber. »Das Clangesetz besagt, dass ich die Crainnh nicht zurück in ihre Heimat führen kann, weil ich eine Frau bin, und Frauen können nun einmal nicht Häuptling werden. Dafür brauche ich einen Mann.« Sie warf das Handtuch vor ihm auf den Boden. »Aber mir ist ziemlich egal, wer dieser Mann ist.«

2 2
    Eine steife Brise blies vom fernen Laraig Anor über das Moor und straffte die Fahnen an ihren Stangen hinter dem Geländer des Turnierplatzes, sodass sie im blassen Sonnenschein des Frühlings wie bemaltes Metall wirkten. Die Frauen hielten ihre Hauben fest, während sie zu ihren Sitzen gingen, und die Männer begrüßten ihre Gefährten auf der anderen Seite. Ansel fragte sich, wie viele strahlende Gesichter dem blauen Himmel und der guten Laune zuzuschreiben waren und wie viele den Dienern, die damit beschäftigt waren, Erfrischungen herumzureichen.
    »Ein guter Tag dafür«, sagte Danilar.
    Ein Windstoß blähte den Leinwandbaldachin über ihm. Ansel grunzte zustimmend. »Ja. So früh im Jahr ist es selten derart warm.«
    Der beständige Südwestwind, der den Schnee auf der Schattenseite der Berge hatte schmelzen lassen und genug Gras freigelegt hatte, dass das Turnier stattfinden konnte, hatte seinem schrecklichen Husten ein wenig Linderung gebracht und die Schmerzen in seinen Gelenken gemildert, doch er brauchte noch immer etliche dicke Daunenkissen zum Schutz seiner Hüfte vor dem harten Holz des Stuhls im Pavillon.
    Gereizt rutschte er hin und her, und der Kaplan warf ihm einen besorgten Blick zu.
    »Geht es Euch gut, Ansel?«
    »Ja, gut genug für einen abgewrackten alten Gaul, der schon vor Jahren hätte aus dem Verkehr gezogen werden sollen.«
    Danilars Lippen zuckten, als er ein Grinsen zu verbergen

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