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Die wilde Jagd - Roman

Die wilde Jagd - Roman

Titel: Die wilde Jagd - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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fest, dass nun alle Männer gut bewaffnet waren. Die Gruppe hatte die Speere eingesammelt, die die Angreifer zurückgelassen hatten, als ihr Anführer gefallen war, und die Bogenschützen hatten ihre Ruhezeit am Nachmittag dazu genutzt, ihre Köcher mit neuen Pfeilen zu füllen. Nachdem Lenna gegangen war, um selbst auch zu essen, wartete Teia, bis Baer dicht an ihr vorbeikam.
    »Willst du nicht einen Tee mit mir trinken, Baer?«, rief sie. Er zögerte, doch dann ging er auf sie zu. Als er sich setzte und den Becher aus ihren Händen entgegennahm, fragte sie leise: »Stimmt etwas nicht?«
    »Nein, Banfaíth. Alles ist in Ordnung«, sagte er, aber sie kannte ihn inzwischen so gut, dass sie seinen gezwungenen Tonfall bemerkte.
    »Du hast die Wachen verdoppelt und sie weit den Weg hinuntergeschickt, fern der Feuer. Mein Vater ist ein Krieger, Baer. Ich weiß etwas über die Sicht bei Nacht und darüber, dass eine Lampe oder Fackel sie verdirbt.« Er wirkte verlegen wie ein Kind, das dabei ertappt wurde, wie es versuchte, sich um seine Arbeit zu drücken. »Wonach halten sie Ausschau?«
    »Vielleicht nach etwas, vielleicht auch nach nichts«, gab er schließlich zu und kratzte sich am Ansatz seines Zopfes. »Der Späher glaubt, hinten im letzten Tal ein Feuer gesehen zu haben. Ziemlich weit weg, etwa einen oder sogar mehrere Tage hinter uns. Er hat es Varn erzählt, als er diesen abgelöst hat, und Varn hat es mir gesagt.«
    »Hast du es ebenfalls gesehen?«
    »Ja.« Er blies in seinen Tee, während Teia nachdachte.
    »Was glaubst du, wie viele Personen es sind?«
    Er zuckte die Schultern. »Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen. Ich weiß nicht einmal genau, wie weit sie weg sind. Hier sind Entfernungen schwierig abzuschätzen, wenn man an die Ebene gewöhnt ist.«
    Waren es Verfolger? Aber wer sollte ihnen folgen? Das Land der Clans hatten sie schon lange hinter sich gelassen, und selbst wenn Drwyn noch glaubte, dass sie seinen Erben unter dem Herzen trug, waren seine Gedanken doch jetzt sicherlich auf das Auseinandergehen und darauf gerichtet, zum Häuptling der Häuptlinge bestimmt zu werden. Dann würde er genug Mädchen zur Verfügung haben. Hübschere und gehorsamere Mädchen. Jeder Clan würde dem Häuptling der Häuptlinge eine Gemahlin zur Verfügung stellen wollen, und dann würde sogar sein außerordentlicher Hunger gestillt.
    Sie biss sich auf die Lippe; den Becher in ihren Händen hatte sie vergessen. Wenn es nicht Drwyns Krieger waren, wer sonst sollte ihnen durch das Gebirge folgen? Dann wusste sie es plötzlich.
    »Verlorene.«
    Baer blinzelte. »Bist du sicher?«
    »Ja.« Sie war sich durch und durch sicher, auch wenn sie ihm nicht hätte sagen können, woher sie das wusste. »Es sind Menschen wie wir, Baer. Ich weiß es.«
    »Und Frauen wissen so etwas nun einmal«, murmelte er und schüttelte den Kopf. »Aedon möge mich retten. Kannst du sie im Wasser sehen?«
    »Nein. Dafür brauche ich einen Ansatzpunkt – jemanden, den ich kenne, oder einen vertrauten Ort, von dem ich ausgehen kann.« Verlegen senkte sie den Kopf und nippte an ihrem Tee. »Ich weiß nicht so viel über den Umgang mit der Gabe, wie du zu glauben scheinst.«
    »Dann werde ich einen Mann hinunterschicken, damit er in Erfahrung bringt, was sie vorhaben.« Baer trank seinen Tee in zwei großen, raschen Schlucken. »Vielleicht wollen sie sich ja mit uns zusammentun«, sagte er säuerlich.
    »Ja, vielleicht.« Teia erkannte, wie wenig ihm diese Vorstellung gefiel. »Es muss nicht unbedingt Schwierigkeiten bedeuten, Baer.«
    »Vermutlich doch«, brummte er. »Die letzte Bande war uns zwei zu eins überlegen. Wenn du ihnen nicht so große Angst eingejagt hättest, hätten wir nicht überlebt.« Er schüttelte wieder den Kopf, und sein Zopf schwang hin und her. »Wenn sie es sind und sie uns überfallen, verlieren wir alles.«
    »Aber wenn sie sich mit uns zusammentun würden, hätten wir mehr Speere zur Verteidigung«, gab Teia zurück. Je mehr sie darüber nachdachte, desto richtiger wirkte es auf sie.
    »Und weitere Mäuler zu stopfen«, erwiderte er. »Wir haben im Augenblick kaum genug für uns selbst.«
    »Sie bringen zusätzliche Männer für die Jagd mit. In einem oder zwei Tagen sind wir aus dem Wald heraus, und dann wird Wild schwerer zu finden sein, bis wir den nächsten Höhenzug überquert haben.«
    Er streckte kämpferisch das Kinn vor. »Das werden wir schon allein schaffen.«
    »Wenn wir mehr wären, hätten wir es

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