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Die wilde Jagd - Roman

Die wilde Jagd - Roman

Titel: Die wilde Jagd - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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zu ihrer Hand und dann in das Wild hineinfloss.
    Keine neue Musik begrüßte sie, denn das Tier war tot, aber da war trotzdem etwas … Fast ein Echo oder eher ein Raum, wo früher einmal etwas gewesen war, was sich nun nicht mehr dort befand. Sie strengte sich an, um dessen Gestalt zu erspüren, und wurde bald von Empfindungen überspült. Es waren keine Bilder, und sie ertastete nichts, aber ihr Bewusstsein wurde von einem solchen Gefühl der Reichhaltigkeit erfüllt, dass ihr beinahe das Wasser im Munde zusammengelaufen wäre.
    Sie öffnete die Augen und sah Isaak an. »Ja, es ist gut. Ausgezeichnet sogar. Und diese Haut«, sie streichelte darüber, »wird sehr feines Leder abgeben, das für Kleidung geeignet ist.«
    Der zottelige junge Mann grinste und zog sein Messer.
    Teia stand auf und überließ ihm den Kadaver. Sie verabscheute die Klänge und Gerüche des Schlachtens, wie notwendig sie auch sein mochten. Ihr Rücken schmerzte wieder, und es schien etwas besser zu werden, wenn sie umherspazierte, doch ihr Gang wurde immer mehr zu dem einer Ente, weil ihr Bauch beständig wuchs, auch wenn das eigentlich gar nicht mehr hätte möglich sein dürfen. Sie hatte bereits einen Zwickel in Drwyns alte Hose eingesetzt, bevor sie die Höhle verlassen hatte, doch nun schnitt der Bund ihr unangenehm ins Fleisch. Auch ihre Brüste waren sehr empfindlich, und die Brustwarzen, die früher so klein gewesen waren, waren nun geschwollen und dunkel.
    Vielleicht sollten sie für eine Weile in diesem Tal bleiben. Es schützte sie vor den schlimmsten Stürmen, die Hänge waren dicht bewaldet, und ein Fluss strömte hindurch, der so schnell war, dass er nicht ganz zufrieren konnte. Sie wären in der Lage, noch mehr Wild zu erjagen, ein Räucherzelt zu errichten und sowohl Fleisch haltbar zu machen als auch Wurst herzustellen. Die Tiere und auch die Menschen könnten sich ausruhen. Nach den vergangenen vier harten Tagen … Sie massierte sich wieder den Rücken und seufzte. Eine Rast wäre eine gute Sache.
    Aber die Zeit arbeitete gegen sie; sie war ein größerer Feind als die Wilde Jagd und Drwyns Kriegerschar zusammengenommen. Wenn es ihr gelang, ihre Warnung an das Reich so früh zu geben, dass Zeit für Vorbereitungen blieb, dann bestand noch eine gewisse Hoffnung. Wenn sie aber zu spät kam, hätte sie erst gar nicht aufbrechen müssen.
    Vor ihr wurde der Wald zwischen den Felsen lichter, die den Fluss umgaben, der in murmelnder Hast durch das ganze Tal floss. Der Schnee fiel nun noch heftiger. Obwohl die Flocken kleiner geworden waren, kamen dafür mindestens doppelt so viele aus dem Himmel. Sie konnte kaum das andere Flussufer erkennen. Am Rand der Bäume blieb sie stehen. Nahe beim Wasser waren die Steine dick mit Eis überzogen und von Schneekappen gekrönt. Es würde sehr schwierig sein, dort sicheren Halt zu finden.
    Sie wischte den Schnee von einem umgestürzten Baum am Rande der Felsen, wo seine Nachbarn ein wenig Schutz boten, und setzte sich auf den Stamm. Als ihr Rücken nicht mehr schmerzte, stachen ihre Füße. Irgendein Teil von ihr tat offenbar immer weh; es war, als ob der Schmerz niemals wegging, sondern sich nur in einen anderen Teil ihres Körpers verlagerte. In etwa drei Monaten würde das alles vorbei sein, Macha sei Dank!
    Die Berge umringten das Tal; die Gipfel waren in den niedrig hängenden Wolken und dem wirbelnden Schnee verborgen. Ohne einen Blick auf die Umrisse der Spitzen konnte sie sich nicht orientieren und hatte keine Ahnung, wo sich die gewaltige Doppelspitze des Tir Malroth befand. Sie wusste nicht einmal mit Sicherheit, ob sie dem richtigen Pfad folgten. Nach einer Weile sahen diese labyrinthischen Täler alle gleich aus. Sie bestanden aus Schnee und Bäumen und Felsen; alles war grau und weiß, und kaum ein Fetzen Farbe war dazwischen zu erkennen.
    Wie weit war es noch bis zum Pass? Fünf Tage? Sechs? Baer würde nicht einmal eine Vermutung äußern wollen. Der Pfad war ihm und allen aus seiner Gruppe vollkommen fremd; das Wissen darum war mit dem Leben derjenigen untergegangen, die dem fischschwanzartigen Gipfel seinen Namen verliehen hatten. Sie würde wieder ins Wasser schauen müssen, um den richtigen Weg zu finden.
    Doch ihr Traum lastete noch immer auf ihr. Er hatte ein Gefühl des Entsetzens in ihr hinterlassen, das genauso düster und gestaltlos war wie das Gefühl, das sie von dem Geisterberg hatte, der irgendwo in der Nähe aufragte. Es war so stark, dass sie es beinahe schmecken

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