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Die wilde Jagd - Roman

Die wilde Jagd - Roman

Titel: Die wilde Jagd - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Achseln. »Ich wollte dich nicht beleidigen.«
    »Das hast du nicht getan.« Er bückte sich, zwackte einen Trieb einer blau blühenden Pflanze ab, die zwischen den Steinen vor seinen Füßen wuchs, und hielt ihn Tanith entgegen.
    »Was ist das?«
    »Waldkraut. Es schmeckt gut zu Hasen.«
    Tanith rieb mit den Fingern über die Blätter und hielt sie an die Nase. »Sehr gut. Pikant.« Sie lächelte. »Danke. Ich bin mit den meisten Kräutern vertraut, aber dieses habe ich nicht erkannt.«
    »Es wächst nur hier im Wald.« Er hockte sich auf die Fersen und hielt den Bogen locker in den Händen.
    Sie warf die Blätter in den Topf und fragte: »Hat es auch medizinische Eigenschaften? Ich suche stets nach neuen Heilmitteln.«
    »Ein Tee aus den Blüten hilft gegen Kopfschmerzen. Darüber hinaus …« Er verstummte. »Ich war der Meinung, du bist allein hier.«
    Tanith senkte den Deckel auf den Kochtopf. Unruhe sandte einen Schauer über ihren Rücken. »Das bin ich auch.«
    »Dann ist dir jemand gefolgt.«
    Im nächsten Augenblick war er auf die Beine gesprungen, hatte einen Pfeil aufgelegt, die Sehne bis zu seinem Ohr gespannt und zielte auf etwas hinter ihr. »Zeig dich, Fremder!«, befahl er.
    Tanith legte die Hand auf den Griff des Dolches an ihrem Gürtel. Hier am Rande des Wildniswaldes sollte sie eigentlich nichts zu fürchten haben, aber die Vorsicht des Waldbewohners hatte ihren Instinkt geschärft. Sie spähte zwischen die Bäume und bemerkte schließlich die Umrisse eines Mannes, der ein Pferd mit sich führte. Als er näher kam, erkannte sie sein blondes Haar und die kantigen, gut aussehenden Gesichtszüge.
    »Es ist in Ordnung«, sagte sie und seufzte. Ailric war ihr gefolgt? »Ich kenne ihn.«
    Der Waldbewohner senkte seinen Bogen, hielt aber einen Finger am Pfeil. »Bist du sicher?«
    »Ja. Er stellt keine Bedrohung dar.«
    Ailric blieb am Rande der Lichtung stehen und spreizte die Hände zum Beweis, dass er keine Waffen hatte. Er trug Reitkleidung und hatte prall gefüllte Taschen hinter den Sattel seines schwarzen Pferdes gebunden.
    Taniths Herz sank wie ein Stein. Er hatte sich auf eine lange Reise vorbereitet. »Was machst du hier, Ailric?«, fragte sie.
    »Ich will dich beschützen.« Er band sein Pferd neben ihrer braunen Stute an einen Baum. »Als ich dein Haus leer vorgefunden habe, habe ich mir Sorgen um dich gemacht.«
    »Und so bist du zu meinem Vater gegangen?«
    »Tanith …«
    »Hat er dich auf die Suche nach mir geschickt?«
    »Er hat mir gesagt, wohin du unterwegs bist.« Ailric kam auf sie zu und griff nach ihren Händen. »Bitte, Tanith, mach ihn nicht für meine Entscheidung verantwortlich. Die Menschenländer sind kein Ort für eine Tochter des Weißen Hofes – vor allem dann nicht, wenn sie ohne Begleitung reist.«
    Sie verschränkte die Arme und steckte die Hände unter die Achseln, sodass er sie nicht ergreifen konnte. »Weißt du, ich bestehe nicht aus Porzellan. Ich kann sehr gut selbst für mich sorgen.«
    Er senkte die Hände. »Wir erhalten fast täglich Berichte aus dem Reich über Banditen und Diebe. Selbst die großen Straßen sind nicht mehr sicher, und dazu deine Nachrichten über den Geistplünderer … Ich kann es nicht erlauben, dass du dich allein in diese Gefahr begibst.«
    Er hatte Nerven! »Du kannst es nicht erlauben ?«, wiederholte sie. »Du bist nicht mein Vater, Ailric, und auch nicht mein Gemahl und hast mir daher nichts zu erlauben . Außerdem bin ich nicht allein. Der Waldbewohner wird mich bis zum Rand des Großen Waldes nördlich von Mesarild bringen. Von dort ist es kaum mehr ein halbtätiger Ritt bis in die Stadt. Ich bin also nicht in Gefahr.«
    »Verzeih mir, wenn ich mich falsch ausgedrückt habe.« Er trat noch näher an sie heran; sein Blick war sanft und sorgenvoll. »Es geht mir nur um dein Wohlbefinden. Ich könnte es nicht ertragen, wenn dir etwas zustoßen sollte, Liebes«, sagte er leise.
    »Geh nach Hause, Ailric.«
    Schmerz umwölkte sein Gesicht. »Warum bist du so wütend auf mich?«
    Sie steckte die Hände in die Hosentaschen und wandte den Blick ab. Der Waldbewohner, der auf der anderen Seite des Feuers wartete, hatte vermutlich den größten Teil der Unterredung mitbekommen.
    Sie senkte die Stimme. »Bitte tu das nicht. Es ist nichts zwischen uns.«
    Er legte seine langen Finger auf ihre Wange und drehte ihr Gesicht, sodass sie ihn ansah. »Wirklich nicht?«
    Der Blick seiner goldgesprenkelten Augen liebkoste ihr Gesicht. Sie waren so

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