Die wilde Jagd - Roman
wunderbar, von der Farbe des Feuers, und wärmten sie, sodass sie dahinschmolz wie Butter in einer Bratpfanne. Ihre Widerstandskraft schwand, als er den Kopf neigte und sie küsste.
Meine Liebste , flüsterte er in ihren Gedanken. Meine einzige Liebe, meine Tanith, meine Braut. Ich bin dein, bin immer dein gewesen. Sei wieder die meine .
Sein Kuss und der Duft nach Zedernholz und Lorbeer waren schmerzhaft vertraut. Die Berührung durch seine Farben beschwor eine Flut von Erinnerungen in ihr herauf. Starke Hände um ihre Hüften, die sie auf das moosige Seeufer setzten. Nasse Körper, die übereinanderglitten, streichelnde Finger, die so fest an ihr zupften wie an einer Laute, bis sie vor Verlangen sang.
Damals war es falsch gewesen, und auch heute wäre es falsch. Sie machte sich von seinen Lippen frei und trat zurück.
»Nein. Nicht mehr.« Ihre Stimme zitterte – vor Zorn, vor Verlangen, vor zu vielen verworrenen Gefühlen, die sie nicht benennen konnte. Sie verachtete das, wozu er geworden war, und sie verachtete den Teil ihrer selbst, der trotzdem noch auf seine Berührung reagierte. »Mach das nie wieder.«
Er spreizte die Hände und trat einen halben Schritt zurück. »Ich will dich doch nur begleiten – wenn schon nicht um meinetwillen, dann um deines Vaters willen.«
Der Bregoriner regte sich. »Ich habe zugestimmt, eine Person zu führen, Herrin. Nur eine einzige.«
Ailric schenkte ihm ein gewinnendes Lächeln »Sind zwei so viel anstrengender als eine?«
»Du würdest nicht fragen, wenn du wüsstest, worum du bittest.« Der Waldbewohner seufzte; er war offenbar entrüstet. »Also gut. Ich führe euch beide, aber macht euch bewusst, dass der Wildniswald kein Vergnügungspark ist. Ihr müsst sofort und ohne Nachfrage jedem Befehl gehorchen, den ich euch gebe. Ansonsten kann ich nicht für eure Sicherheit garantieren.«
»Verstanden«, murmelte Ailric und neigte den Kopf gerade so weit, dass es als Verbeugung durchgehen konnte. An Tanith gerichtet fügte er hinzu: »Wenn du schon entschlossen bist, diesen Weg zu gehen, dann erlaube mir bitte, dich sicher ans Ziel zu bringen. Mehr möchte ich gar nicht.«
Er klang aufrichtig. Sie wusste nicht, was er zu ihrem Vater gesagt hatte, aber der Großherr Elindorien würde sich weniger Sorgen machen, wenn er wusste, dass Ailric bei ihr war. Sie hatte ihm schon genug Schwierigkeiten bereitet, da er nun als ihr Stellvertreter an den Hof zurückkehren musste. Wenn es ihm einige Sorgen ersparte, würde sie Ailric noch eine Weile ertragen. Außerdem konnte sie es sich nicht leisten, ihn völlig zu verprellen, denn möglicherweise benötigte sie eines Tages die Stimme des Hauses Vairene im Rat. Obwohl sie die Zehn beleidigt hatte, war sie noch immer die Erbin des Hauses Elindorien und Zweite Regentin nach Morwenna. Irgendwann würde sie die Brücken neu bauen müssen, die sie nun hinter sich abgebrochen hatte. Reumütig fragte sie sich wieder einmal, ob ihre Ansprache anders aufgenommen worden wäre, wenn sie Ailric erlaubt hätte, sie an den Hof zu begleiten, doch dann verbannte sie diesen Gedanken. Nun half er ihr nicht mehr.
»Also gut«, sagte sie, »aber nur als Eskorte. Das ist alles.«
»Selbstverständlich.« Er legte die Hand auf sein Herz. »Meine Herrin.«
Er überquerte die Lichtung, weil er sich um sein Pferd kümmern wollte, und Tanith sah ihm nach. Die Reithose schmeichelte seinem schlanken Körper mit den schmalen Hüften, und sie musste sich auf die Lippe beißen, als eine plötzliche Hitzewelle sie durchspülte. Was immer aus Ailric geworden war, er war noch immer ein außerordentlich anziehender Mann.
Sie blies die Backen auf, fuhr sich mit der Hand durchs Haar und war sich der Wärme in ihrem Gesicht deutlich bewusst. Bei allen Geistern, dieser Kuss! Sie hätte sich fast wieder in ihn verliebt, hätte fast alles wieder vergessen, was sie voneinander entfremdet hatte während der Zeit, die sie auf den Inseln und unter den Menschen verbracht hatte, die er so sehr verachtete. Fast hätte sie nicht mehr an seine selbstsüchtige Forderung gedacht, sie solle zurück nach Astolar und zu ihm kommen und ihren Traum aufgeben, Heilerin zu werden. Sie durfte nicht zulassen, dass ihr Körper ihren Geist ein zweites Mal beherrschte.
Sie wollte sich ablenken, indem sie sich um das Abendessen kümmerte, die Teller und Becher verteilte und das Brot schnitt. Als der Waldbewohner still an ihrer Seite mit einem Lederkübel voll Wasser erschien, zuckte sie
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