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Die wilde Jagd - Roman

Die wilde Jagd - Roman

Titel: Die wilde Jagd - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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das Gefühl, wirklich Macht über die Kraft in ihrem Innern zu haben. Es war natürlich erst der Anfang, aber sie konnte diese Kraft nun nach ihrem Willen verlässlich heraufbeschwören. Nach zehn Unterrichtsstunden war es ihr möglich, drei Kugeln gleichzeitig zu erschaffen und mit ihnen wie ein Gaukler auf dem Jahrmarkt zu jonglieren, sodass sie zwischen ihren Händen tanzten.
    Ytha missbilligte diese Leichtfertigkeit, aber sie ließ Teia stets etwa eine Minute lang spielen, bevor sie sich räusperte. Dann brachte Teia die wirbelnden Kugeln wieder in eine Reihe und senkte den Blick.
    »Verzeihung. Ich habe mich von meiner Begeisterung mitreißen lassen.«
    »Auch wenn damit Spaß verbunden ist, ist die Gabe doch nicht zum Spielen da«, sagte Ytha streng. »Wenn du die Konzentration verlierst, kann es gefährlich werden. Denk immer daran.«
    »Ja, Sprecherin.« Sie biss sich auf die Lippe. »Ich frage mich, ob ich auch zwischen den Unterrichtsstunden üben darf.«
    »Auf keinen Fall.«
    »Ich dachte, es würde vielleicht meine Konzentration verbessern …«
    »Nein!« Ytha fuhr mit der Hand durch die Luft, und die Kugeln erzitterten unter dem dadurch entstehenden Zug. »Du bist zu ungeduldig und undiszipliniert. Du solltest noch nicht einmal gleichzeitig mehrere Gewebe herstellen. Du willst immer mehr, mehr, mehr.« Sie sah Teia finster an, schnippte mit den Fingern, und ein hüpfendes Licht nach dem anderen erlosch. »Deine Gabe ist stark, aber wenn du dich überanstrengst, wird dich die Kraft allein nicht retten.«
    Wenn sie ihre Gabe nicht unbeaufsichtigt anwenden konnte, war sie nicht in der Lage, in die Zukunft zu schauen. Und wenn sie nicht in die Zukunft schauen konnte, war sie nicht in der Lage, die Gegenwart zu verstehen. Bevor sie es verhindern konnte, begann Teia: »Aber …«
    »Es ist verboten!«
    Teias Hoffnungen erloschen wie die Lichtkugeln. Sie versuchte, ihre Enttäuschung zu verbergen, die sich sicherlich auf ihrem Gesicht zeigte, und senkte den Kopf. »Ja, Sprecherin.«
    Während der nächsten Lektionen war Ytha strenger denn je. Sie wiederholte einfache Übungen und erlaubte Teia keinerlei Freiheiten, ihre Fähigkeiten auszuweiten. Teia zwang sich zum Gehorsam und wurde schließlich eine Woche später mit der Erlaubnis belohnt, das vielfache Weben zu üben. Sie bat nicht mehr darum, unbeaufsichtigt zu üben. Das Verlangen danach hielt sie manchmal nachts wach, doch es war noch zu früh, abermals um Ythas Erlaubnis zu bitten.
    Drei Wochen nach dem Jahreswechsel war der Silbermond wieder voll, und Teia feierte den Erstmond mit ihren Eltern in deren Familiengemach auf der anderen Seite des Versammlungsortes. Ana hatte Mondkuchen für den Festtag gebacken und machte sich so viel Mühe mit Teias Bequemlichkeit, dass Teir meinte, sie sei bloß ihre Tochter und nicht etwa Königin Etheldren höchstpersönlich, die aus der Legende in die Wirklichkeit getreten sei. Bei diesen Worten rümpfte Ana die Nase und gab zurück, dass sie sich für die Königin und ihren Hof nicht so viel Mühe machen würde. Dann schob sie Teia ein weiteres Kissen in den Rücken.
    Zunächst war das Gespräch steif; sie hatten vergessen, wie man sich in der gegenseitigen Gesellschaft wohlfühlte. Ihre älteren Schwestern schienen nicht zu wissen, wie sie Teia behandeln sollten. Sie war kein Mädchen mehr, aber noch keine Ehefrau. Sie war keine Jungfrau mehr, aber noch keine Mutter. Sie besaß die Gabe, war aber noch keine Sprecherin. Sie befand sich in Wartestellung, was die anderen verwirrte, und so behandelten sie Teia mit einer vorsichtigen Förmlichkeit, die ihr fast das Herz brach.
    Aber da Teir großzügig seinen Vorrat an Met verteilte, lösten sich bald die Zungen, und es wurde mehr gelächelt. Ailis hatte ein paar köstliche Gerüchte mitgebracht, und Tevira erzählte eine so anzügliche Geschichte, dass sich ihr Vater die Ohren zuhielt, während die Frauen vor Lachen mit den Füßen trampelten und johlten.
    Für eine Weile schob Teia alles von sich, was ihr Sorgen machte, und ließ sich ganz von der Wärme ihrer Familie einhüllen, doch irgendwann war der Abend zu Ende. Tevira musste mit ihren zwei müden Söhnen gehen, und Ailis hatte sich um ihren jungen Gemahl zu kümmern. Während Ana damit beschäftigt war, Schüsseln und Becher zu säubern, ergriff Teir eine Pechfackel und wollte Teia den Weg zurück zu Drwyn leuchten.
    »Ich brauche kein Licht, Papa«, sagte Teia, während sie sich den Mantel um die Schultern

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