Die wilde Jagd - Roman
nicht zweitausend oder mehr Männer abstellen.«
Aradhrim breitete die Hände aus und zuckte mit den Schultern. »Wie viele Beweise braucht Ihr denn noch? Wir haben Krieger der Crainnh und der Amhain in der Festung von Saardost angetroffen und den einen ausgiebig befragt. Wenn Drwyn seine eigenen Männer nicht täuscht, wovon wir ausgehen können, dann sind seine Absichten klar.«
Theodegrance schüttelte den Kopf. »Das reicht mir nicht. Wo willst du deine Truppen stationieren? Woher sollen wir wissen, dass dieser Drwyn tatsächlich Häuptling der Häuptlinge wird? Wenn auch nur ein einziger Clan sich weigert, ihn anzuerkennen, wird seine Position erheblich geschwächt sein.«
»Aber er wäre noch immer in der Lage, eine beachtliche Streitmacht nach Arennor zu führen. Es werden mehr Krieger sein, als das Land mit seinen eigenen Soldaten besiegen kann. Die Nimrothi haben es unseren Vorfahren nie verziehen, dass wir die Speere zerbrochen und uns auf die Seite des Reiches geschlagen haben, Theo.«
Theo? Duncan schluckte und war beeindruckt.
»Das reicht nicht«, sagte der Kaiser noch einmal. »Ich kann nicht Tausende von Männern auf eine bloße Vermutung hin nach Norden schicken, während es in Gimrael brodelt wie in einem Milchtopf kurz vor dem Überkochen. Der suvaeonische Präzeptor hat mir einen Bericht geschickt, der die Erkenntnisse meiner eigenen Agenten bestätigt, dass der Kult ein immer größeres Ärgernis darstellt. Bisher geht es nur um einzelne Scharmützel, aber es wird nicht lange dauern, bis sie etwas Größeres anfangen.«
Sein Ton wurde schärfer. »Ich weiß, dass du glaubst, ich nehme deine Sorgen nicht ernst, Aradhrim, aber vertraue mir, der Rest des Rates wird nicht so verständnisvoll sein wie ich. Für die Ratsmänner sind die Angehörigen der Clans mehr als nur ein bisschen seltsam. Sie verstehen eure Geschichte im Zusammenhang mit den Nimrothi nicht und betrachten das Gerede von Maegerns Hunden und dem Schleier als Ammenmärchen.«
»Ich war der Ansicht, es sind kaiserliche Legionen und nicht bloß Soldaten der Lehensherren«, gab Aradhrim gereizt zurück. »Sie nehmen Euer Geld, Theo. Sie folgen Eurer Standarte, und sie sind nicht Syfrien, Leah oder Tylos untergeben, sondern Euch.«
Theodegrance grinste. Krähenfüße zeigten sich um seine braunen Augen, doch es war ein freudloses Grinsen. »Ja, das sind sie, aber wem bin ich untergeben? Dem Rat. Ich brauche bessere Beweise, um ihn zu überzeugen. Die Gründungskriege wurden vor tausend Jahren ausgetragen. Nur wenige Menschen erinnern sich noch an das, was damals tatsächlich passiert ist.«
»Sie hätten es nie vergessen dürfen. Wir haben es nicht vergessen.«
Aradhrims Stimme klang gefährlich sanft. Duncan rutschte auf dem Sofa hin und her; die plötzliche Spannung in der Luft behagte ihm nicht.
»Erinnerungen verblassen, mein Freund«, sagte der Kaiser. »Die meisten Menschen verbringen ihr ganzes Leben von der Geburt bis zum Tod ohne einen einzigen Gedanken an das, was hinter dem Schleier liegt. Sie sorgen sich darum, ob es genug Regen für die Ernte gibt oder ob es zu viel ist und die Ernte verdirbt. Das ist für sie der Anfang und das Ende.« Er spreizte die Hände. »Es tut mir leid, Aradhrim, aber so ist es nun einmal.«
Selbst Duncan, der mit diesem Mann nicht vertraut war, erkannte deutlich, dass Theodegrance sich nicht umstimmen ließ. Auch wenn der Kaiser wie ein freundlicher, umgänglicher Mann wirkte, von dem man sich vorstellen konnte, dass er seine Enkel auf seinen Knien reiten ließ oder mit seinen Lieblingshunden auf dem Boden herumtollte, lag doch ein stählernes Glitzern in seinen Augen. Unter dem aufgeknöpften Hemd und der weinfleckigen Hose waren die festen Muskeln zu erahnen.
Natürlich wusste Aradhrim das auch. Er stand auf. »Ich glaube, es gibt nichts Weiteres zu besprechen«, sagte er. »Arennor muss seine Grenzen so sichern, wie es dem Land am sinnvollsten erscheint.«
»Allerdings.« Der Kaiser war genauso schnell auf den Beinen. Für einen so großen Mann bewegte er sich erstaunlich geschmeidig. Er streckte die fleischige Hand aus. »Ich weiß, dass du das Richtige für dein Volk tun wirst, Aradhrim. Ich vertraue auf dein Urteil, und ich weiß, dass du meines respektieren wirst.«
Er wird uns nicht helfen . Auch Duncan erhob sich. »Aber Ihr erinnert Euch!«, brach es aus ihm heraus. »Ihr versteht es. Wenn die Clans über die Pässe kommen, wird es die Aufgabe Arennors sein, sie
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