Die wilde Jagd - Roman
Wolfszähne hatten tiefe Spuren in Drwyns Unterarm hinterlassen, die von kleineren Kratzern umrahmt waren, als ob es einen Kampf gegeben hätte und die Zähne mehrfach abgerutscht wären. Wölfe konnten furchtbar fest zubeißen; Drwyn hatte Glück gehabt, dass sein Arm nicht gebrochen war.
Vorsichtig badete sie seine Wunden in der Bitterminze-Lösung. Er ertrug es, ohne zusammenzuzucken, obwohl das Kraut sicherlich stach und biss, und er beobachtete ihre Hände bei der Arbeit.
Seine Blicke machten sie nervös. Noch nie hatte Drwyn ihr so neugierig zugesehen, und aus irgendeinem Grund war dies noch beunruhigender als seine Wut. Es gab ihr keinerlei Hinweise auf das, was als Nächstes kommen mochte.
»Der Wolf ist über uns hergefallen, als wir geschlafen haben«, sagte er plötzlich. »Er hat Joren am Kopf erwischt und ihn aus den Decken gezerrt. Joren hat das Lager mit seinen Schreien geweckt. Wir haben geglaubt, wir würden von einem ganzen Rudel angegriffen.«
Teia tupfte ihm den Arm mit einem sauberen Tuch ab, hob den Blick und fragte sich, ob sie etwas sagen sollte.
»Es war nach Monduntergang, das Feuer war gelöscht, und alle sind in der Dunkelheit herumgestolpert. Joren konnte sich offenbar befreien und ist dann gestürzt. Als wir ihn gefunden haben, lag er über einem abgebrochenen Ast.«
Sie zuckte zusammen. Holzsplitter in einer tiefen Wunde endeten selten gut. Die Fäulnis würde schnell einsetzen, und sein Bauch … Sie zwang sich, optimistisch zu sagen: »Wenn ihn jemand retten kann, dann ist es Ytha.«
Er stieß ein Grunzen aus. »Es war seine erste Jagd. Er war so unnütz wie ein verbogener Pfeil, aber trotzdem …«
Drwyn bemerkte ihren Kräuterbeutel, griff mit der freien Hand hinein und wühlte darin herum. »Du kennst dich mit der Heilkunst aus«, sagte er. Es klang beinahe anklagend.
Ihre Hände zitterten. »Ich weiß nur, was meine Mutter mir beigebracht hat – Hausmittelchen und dergleichen.«
Er zog einen kleinen Beutel heraus, der mit einem Blattmuster bestickt war, und roch vorsichtig daran. »Was ist denn das?«
»Weißnessel.«
»Und wofür ist das?«
»Gegen Blasenkrankheiten. Man gießt es als Tee auf.« Es sah ihm gar nicht ähnlich, sich mit ihr zu unterhalten und ein Interesse an ihren Fähigkeiten jenseits von Schlafstätte und Kochtopf zu zeigen. Wo mochte das noch hinführen? Ihre Angst wuchs.
Er legte den Beutel zurück, holte einen anderen heraus und betrachtete die Perlen, die sie darauf gestickt hatte. »Und das hier?«
»Das ist Feuerdornrinde zur Linderung von Verbrennungen.«
Der Beutel wanderte zurück in die Tasche. »Und was wirst du mit mir machen?«
»Ich werde die Wunde nicht vernähen – Hundebisse müssen offen bleiben, damit sie austrocknen, und deshalb werde ich die Salbe in dem roten Gefäß benutzen.« Sie deutete auf einen kleinen Topf mit Pfennigwurzsalbe, die nach dem Rezept von Anas Großmutter hergestellt war.
Schweigend gab Drwyn ihr die Salbe und sah zu, wie Teia sie auf seine Wunden strich und dann den Arm mit einem sauberen Streifen Stoff verband. »Es wird eine Narbe bleiben«, sagte sie, als sie die Enden zusammenband, »aber es sollte gut verheilen. Sag mir Bescheid, wenn es brennen oder riechen sollte.«
Er betrachtete den Verband, als ob er nach einem Fehler suchte, aber sie war zuversichtlich, dass er keinen fand. Sie hatte gute Arbeit geleistet. Teia verschloss das Gefäß wieder, steckte es in ihre Tasche und machte sich daran aufzuräumen.
»Du bist ziemlich geschickt«, sagte er. Sie schaute auf. Er hatte sich das zerrissene Hemd ausgezogen und legte gerade ein sauberes an. »Glaube aber bloß nicht, dass du deswegen das Recht hast, mich vor meinen Männern zu rügen.«
Seine schwarzen Augen waren hart wie Stein. Sie senkte den Blick.
»Ja, mein Häuptling.« Sie hatte keine Dankbarkeit erwartet; so etwas lag nicht in seiner Natur. Wenigstens wusste sie, wie sie auf Tadel zu reagieren hatte. »Vergib mir meine falschen Worte. Bei all der Aufregung … Ich hatte mir Sorgen gemacht.« In letzter Sekunde konnte sie sich davon abbringen, ihm zu sagen, um wen sie sich Sorgen gemacht hatte.
Er grunzte und war anscheinend mit ihrer Erklärung zufrieden.
In sanftem Tonfall wagte sie zu fragen: »Mein Vater ist doch nicht auch verletzt worden, oder?«
»Teir geht es gut. Er bringt gerade die Pferde nach drinnen. Und vergiss nie, wo dein Platz ist.«
Mit diesen Worten verließ er die Höhle.
Teia sah zu, wie sich der Vorhang
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