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Die Wilden Küken - Auf der Alm (German Edition)

Die Wilden Küken - Auf der Alm (German Edition)

Titel: Die Wilden Küken - Auf der Alm (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Schmid
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auf der Bretterveranda und starrten nach oben.
    Gelatino hockte verzweifelt auf dem flachen Dach des Heustadels und nuckelte an seinem Daumen.
    »I brauch a Pflaster!« Er richtete sich auf und trampelte wütend auf der Säge herum, die neben einem Brett auf den Schindeln lag. »Dummes, blödes, mistverflixtes Drecksding … Giulia?«, wechselte er plötzlich den Tonfall. »Na? Gut geschlafen?«
    Giulia war im Nachthemd vors Haus getreten und verschränkte fröstelnd die Arme.
    Gelatino warf sich in die Brust. »Mei Onkel is ned grad der beste Handwerker …« Seinen eben noch bejammerten Daumen schien er vollkommen vergessen zu haben. »Aber jetz bin i ja da!« Er bückte sich nach dem Werkzeug, das er eben noch malträtiert hatte. »I bring de Bude wieda auf Vordermann!« Er griff sich das Brett und fing zu sägen an.

    Lilli, die ihren Vater oft genug in der Schreinerei beobachtet hatte, fand, dass Gelatino sich alles andere als geschickt anstellte. Andauernd verklemmte sich das Sägeblatt im Schnitt, aber Gelatino pfiff, als ginge ihm die Arbeit ganz leicht von der Hand.
    »Ich leg mich noch mal hin!«, grunzte Giulia. Sie schüttelte den Kopf über Gelatino und ging wieder rein.
    Kaum dass die Tür hinter ihr zufiel, ließ Gelatino die Säge sinken und wandte sich wieder an die Bandenkids. »Da Verbandskasten is in da Kommode. Unterste Schublade!« Er machte ein weinerliches Gesicht und hielt sich den Daumen.
    Kurz darauf kletterten Lilli und Bob die Leiter hinauf. Bob hatte den Verbandskasten dabei und verarztete Gelatino, während Lilli, etwas gekonnter als er, schindelgroße Stücke von dem Brett absägte.
    Bob klebte Gelatino ein Pflaster über den oberflächlichen Schnitt. »Das ist ja nur ein winziger Kratzer.« Kopfschüttelnd klappte sie den Verbandskasten zu und kletterte wieder nach unten.
    »Aber Melken konn i damit ned!« Gelatino wandte sich an die
Olme
, die zusammen mit Very und Enya auf dem Vorplatz standen und das Geschehen beobachteten. »Ned dumm glotzen, Küchenofen anheizen! D’Giulia braucht an heißen Kaffee!«
    Weder die
Olme
noch die
Küken
hatten rechte Lust, sich jetzt in der Küche nützlich zu machen, also brach eine Diskussion los, wer warum und wofür zuständig sei. Niemand rührte auch nur einen Finger. Gelatino kletterte die Leiter hinunter. Lilli sah sich vom Stadeldach aus um. Von hier oben hatte sie einen guten Überblick. Gestern in der Dunkelheit hatte sie das nicht gesehen, aber die Alm befand sich in einem ziemlich heruntergekommenen Zustand. Nicht nur das zum Teil mit einer alten LKW -Plane abgedeckte Dach, auf dem sie stand, war reparaturbedürftig. Die Fensterläden hingen schief in ihren Angeln, überall lagen Plastiksäcke mit Müll. Die kleine abgezäunte Koppel gegenüber vom Stall erinnerte eher an eine Schlammwüste voller Kuhfladen als an die grasgrünen und blumenbunten Almwiesen aus der Fernsehwerbung. Der Holzstapel an der Hauswand war umgefallen, Scheite und Stammabschnitte lagen kreuz und quer um den Hackklotz herum.
    Lilli sägte ein weiteres Schindelstück vom Brett und ließ erneut ihren Blick schweifen. Um den hölzernen Trog des Brunnens herum hatten sich sumpfige Lachen gebildet, weil die Wasserableitung morsch war. Zwischen Stall und Stadel türmten sich auf einer alten Hobelbank kaputte Werkzeuge, verrostete Sensen und Holzrechen mit abgebrochenen Zinken. Aber so abgewirtschaftet die Alm zu Lillis Füßen aussah, so majestätisch erhoben sich um sie herum die Berge.
    Die Luft war kristallklar und frisch, aber die Strahlen der schon hoch stehenden Sonne wärmten Lillis Rücken. Lilli atmete durch, unter ihr auf dem Vorplatz herrschte noch immer miese Stimmung.
    »Freiwillige vor!«, drängte Gelatino. »Wer holt Wasser, wer hackt Holz, wer macht’s Frühstück, wer fegt d’Veranda und wer kümmert sich um d’Viecher?«
    Es sah nicht gerade so aus, als gäbe es viele Freiwillige.
    Ole drückte Little einen Besen und Mitch einen Eimer in die Hand. Dann gab er Erik einen Klaps auf die Schulter. »Und du treibst die Tiere auf die Koppel!«
    »Wieso machst du das nicht?« Erik verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Weil ich Holz hacke!« Ole rüttelte die Axt aus dem Hackstock. »Und weil ich der Boss bin!«
    Erik schnaubte verächtlich, stapfte aber Richtung Stall.
    »Warte, ich helfe dir!«, rief Enya und folgte ihm.
    »Und Very und Bob kümmern sich ums Frühstück!«, bestimmte Lilli. »Ich mach hier das Dach fertig!«
    Bob nickte und verschwand

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