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Die Wilden Küken - Auf der Alm (German Edition)

Die Wilden Küken - Auf der Alm (German Edition)

Titel: Die Wilden Küken - Auf der Alm (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Schmid
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Lilli duckte sich in den gestreiften Schatten unter den Verandadielen und rüttelte an der winzigen Tür. Sie war verschlossen. Gebückt presste Lilli ihr Auge ans Schlüsselloch, sah aber nichts als Dunkelheit. Direkt über ihr breitete Giulia jetzt eine Decke über die Flickenteppiche und seufzte. »Wissenschaftliches Arbeiten unter erschwerten Bedingungen!« Giulia machte es sich gemütlich und schlug ihre Fachbücher auf.
    Lilli kam unter der Veranda hervor, blickte auf ihre Armbanduhr und suchte Gelatino.
    Sie fand ihn in der offenen Stadeltür, wo er, auf eine Heugabel gestützt, mit verträumten Augen dabei zuschaute, wie Giulia sich mit Verys Sonnencreme einschmierte, ihre Sonnenbrille aufsetzte und sich bäuchlings zwischen ihre Bücher legte. Das Ganze erinnerte weniger an wissenschaftliches Arbeiten als an Sonnenbaden.
    »Wolltest du nicht längst nach Hochdorf?« Lilli musste Gelatino dreimal knuffen, um ihn von Giulias Anblick loszueisen.
    »Doch, aber i brauch no mindestens zwoa Helfer!«, sagte Gelatino und versammelte alle Bandenkids um sich.
    »Also, wer huilft ma beim Großeinkauf?«, fragte er und löste damit erneut eine ziemlich lange Diskussion aus, weil sich die
Wilden Küken
und die
Grottenolme
nicht einigen konnten, wer ihn ins Tal begleiten sollte. Erst wollte niemand, aber als dann klar wurde, welche Aufgaben auf die Zurückbleibenden warteten, wollten plötzlich alle. Die Aussicht auf Abwasch, Heuwenden und Stallausmisten ließ einen Abstieg zum Staigerhof in gänzlich anderem Licht erscheinen.
    Gelatino bedrängte Giulia, ihn doch zu begleiten, aber sie winkte ab, ohne auch nur von ihren Büchern aufzusehen. Um die Debatte zu beenden, entschied Gelatino, sowohl ein
Wildes Küken
als auch einen
Grottenolm
mitzunehmen – und zwar jeweils den Kopf der Bande.
    Ole stimmte die Frequenz seines Walkie-Talkies noch rasch mit den Geräten der anderen
Olme
ab, dann brachen er, Lilli und Gelatino auf.

Anders als Lilli erwartet hatte, war der Abstieg fast noch mühsamer als der Aufstieg gestern. Da der Weg jetzt steil bergab führte, musste sie jeden Schritt in den Knien abfedern. Gelatino, der vorausging, gab dabei ein Tempo vor, das es Lilli und Ole nicht leicht machte, mit ihm Schritt zu halten.
    Um auf dem unbefestigten Weg aus lockerem Gestein und Geröll nicht zu stolpern, konzentrierte Lilli sich auf jeden Tritt.
    Oles Walkie-Talkie piepste und Ole blieb so abrupt stehen, dass Lilli ihn fast umgerempelt hätte. Ole hielt sich das Gerät vor den Mund und drückte die Sprechtaste. »Hier Ole, was gibt’s? Over!«
    Die Reichweite der kleinen Funkgeräte endete oberhalb vom Staigerhof, aber bis zur Bergstation der Lastenseilbahn konnte man von der Hadersdorfer-Alm aus Kontakt halten.
    »Hier Mitch!«, ertönte es knisternd aus dem Gerät. »Gruß von Very, ihr sollt eine Großpackung dieser, was …«, unterbrach Mitch sich und dann hörte man Verys Stimme. »Lilli, bringt ihr bitte eine Großpackung von diesen Biomüsliriegeln mit, du weißt schon, meine Lieblingssorte mit weißer Schokolade … Oder nein, am besten gleich zwei Packungen! Danke und Over!«
    Wieder knackste das Walkie-Talkie und verstummte.
    Noch bevor sie die Bergstation der Lastenseilbahn erreicht hatten, verspürte Lilli vom Abwärtswandern ein unangenehmes Zittern in den Knien, das sie auf dem ganzen Weg hinunter zum Staigerhof nicht mehr loswurde.
    »Ab hier hat man Handyempfang!« Ole kramte sein Handy raus und checkte seine neuen Nachrichten. »Von Mama!« Er wanderte in den Schatten der Bäume und tippte eine Antwort. Lilli trank erst einen Schluck aus ihrer Wasserflasche, dann nahm auch sie ihr Handy aus dem Rucksack und rief daheim an. »Luisa, wie geht’s dem Baby?«
    »Das strampelt gerade in meinem Bauch. Wahrscheinlich Morsezeichen für dich. Warte, ich übersetze mal: Hallo Lilli, Papa, Mama und ich haben dich lieb!«
    »Ich euch auch!«, flüsterte Lilli und hockte sich auf die armdicke Wurzel einer Bergkiefer. »Und was machen Bussi, Birdie, Ines und Flocke?«
    »Die machen Urlaub bei uns im Garten!«, antwortete Luisa. »Und bei euch? Alles in Ordnung?«
    »Die Berge sind fantastisch …!« Lilli wandte den Kopf. Jenseits der Lastenseilbahn konnte sie klein die Dächer der Hadersdorfer-Alm erkennen und dahinter reihten sich die Gipfel zu einem wirklich grandiosen Panorama aneinander.
    Luisa hatte das in Lillis Tonfall unfreiwillig mitschwingende
Aber
herausgehört und hakte nach: »Aber?«
    Lilli sah hinunter

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