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Die Wilden Küken - Auf der Alm (German Edition)

Die Wilden Küken - Auf der Alm (German Edition)

Titel: Die Wilden Küken - Auf der Alm (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Schmid
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Lilli, ergriff aber seine ausgestreckte Hand und sprang zu Ole in die Seilbahn.

Schwankend setzte sich die Lastenkiste in Bewegung, und sofort bereute Lilli, sich darauf eingelassen zu haben. Aber die Bergstation entfernte sich rasch und es gab kein Zurück mehr. Mit einem flauen Gefühl im Magen kauerte Lilli sich neben Ole zwischen die Milchkannen. Sie klammerte sich an der niedrigen Seitenwand fest. Auf keinen Fall nach unten sehen, dachte sie und konnte der Versuchung doch nicht widerstehen. Dunkelgrüne Baumwipfel wogten unter ihnen, aber je weiter es abwärts ging, desto stärker näherte sich die Lastenseilbahn den zapfenbehangenen Spitzen und schwebte schließlich direkt zwischen den Tannen und Kiefern.
    Ole streckte beide Arme aus wie Flügel. »Glaubst du mir jetzt, dass ich keine Angst habe?«
    Die Transportkiste erreichte den ersten mitten im Wald aufragenden Seilbahnmast, ruckelte über die Laufräder und sackte dahinter ab, als wäre das Stahlseil, an dem sie hing, aus Gummi.
    »Ich hab überhaupt keine Angst!«, beteuerte Ole noch einmal, aber es klang nicht sehr überzeugend.
    Die Milchkannen klapperten und unwillkürlich rückten Lilli und Ole weiter in die Mitte und näher zusammen. Die Transportkiste verließ den Wald, rumpelte über einen weiteren Seilbahnmast, überquerte den Wanderweg, der vom Staigerhof zur Hadersdorfer-Alm hinaufführte, und blieb stehen.
    Entsetzt sahen Lilli und Ole sich an. Die Kiste schaukelte hoch in der Luft. Lilli krallte eine Hand um das kalte Eisen der Seitenwand und zugleich schienen ihre Lungen zu schrumpfen.
    »Hörst du den Motor noch?«, presste Ole hervor. Er reckte ängstlich den Kopf und Lilli folgte seinem Blick.
    Der Staigerhof lag hinter Bäumen verborgen. Lilli hatte Mühe, genug Luft zu bekommen.
    »Ich bin schuld, wenn wir abstürzen!«, murmelte Ole.
    Wie zur Strafe für das Wort ›abstürzen‹ versetzte Lilli ihm einen Stoß, der aber nur zu Folge hatte, dass die Seilbahn noch viel heftiger schwankte.
    »Ich hasse die Berge!« Oles Stimme klang fast weinerlich. »Die ganze Zeit nur Arbeit und dann hängt man an so einem blöden Seil und erfriert um Mitternacht!«
    Trotz ihrer Lage musste Lilli lachen.
    »Was gibt’s da zu lachen?« Jetzt boxte Ole Lilli gegen die Schulter.
    »Wir werden hier schon nicht hängen bleiben«, sagte Lilli. »Und es ist Frühsommer und noch lange nicht Mitternacht!« Lilli kratzte sich am Hinterkopf. »Auch wenn das hier verboten ist, sollten wir vielleicht um Hilf…« Um Hilfe rufen, wollte sie sagen, aber genau in dem Moment lief ein Vibrieren durch das Trageseil. Es gab einen Ruck und sie setzten sich wieder in Bewegung. Die Lastenseilbahn schwebte über das kleine Waldstück hinweg und schon öffnete sich der Blick auf die Talstation und den Staigerhof.
    Auf der Plattform der Station packte Vronis Vater gerade einen Schraubenzieher zurück in seinen Werkzeugkasten und wandte sich zum Gehen.
    Unwillkürlich duckten Lilli und Ole sich zwischen die Milchkannen, aber zu spät. Erst entdeckte Herr Staiger die sich nähernde Seilbahn und dann die blinden Passagiere. »Kruzifix, seid’s ihr narrisch …«, hob er zu schimpfen an, und diesmal gab er sich nicht die geringste Mühe, hochdeutsch zu sprechen. Lilli und Ole verstanden zwar kein Wort, aber sie wussten, was der Staiger Sepp meinte.
    Die Transportkiste hielt über der Plattform und wie zwei schuldbewusste Sünder stiegen Lilli und Ole aus.
    »Wie kommt ihr nur auf so einen Blödsinn!«, sagte Herr Staiger, jetzt wieder mehr bemüht, hochdeutsch zu klingen. Er klopfte auf ein Warnschild und las laut, was darauf stand. »Für Personen verboten!«
    Gleichzeitig näherte sich Vroni vom Berghof her und erkannte sofort die Lage. »Papa, ich fürchte …«
    Der Staiger Sepp fuhr herum und musterte seine Tochter, die inzwischen wieder in einem Dirndl steckte und statt ihrer Baseballkappe einen Blumenkranz auf den strohblonden Haaren trug. »Ich fürchte, den Blödsinn hab ich ihnen vorgemacht!«
    Beeindruckt von Vronis Bereitschaft, die Verantwortung auf sich zu nehmen, fingen nun Lilli und Ole an, ihrerseits zu beteuern, dass Vroni nicht die geringste Schuld für ihr leichtsinniges Verhalten treffen würde, während Vroni immer wieder ihr schlechtes Vorbild in der Angelegenheit betonte.
    Herr Staiger verschränkte die Arme und schmunzelte. »Am besten, ihr streitet euch noch ein wenig, wer jetzt genau schuld ist!« Er griff nach seinem Werkzeugkasten. »Und dann räumt

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