Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wilden Küken - Auf der Alm (German Edition)

Die Wilden Küken - Auf der Alm (German Edition)

Titel: Die Wilden Küken - Auf der Alm (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Schmid
Vom Netzwerk:
Oles Gesicht fiel in sich zusammen. Er blickte zu Little und zu Mitch, aber niemand lachte und niemand klatschte ihm Beifall.
    Er drehte sich auf dem Absatz herum, schlug die Tür zu und kurz darauf hörte man ihn Holz hacken.

    Die
Wilden Küken
öffneten den Stall und ließen die Kühe und Ziegen auf die Weide. Aber bevor Ambrosia, Walli, Resi und Zenzi davontrabten, schauten sie alle zu Kunigunde. Und Kunigunde schaute mit ihren sanften großen Kuhaugen zu Bob. So wie Milli irgendwie Lillis Ziege geworden war, war Kunigunde Bobs Kuh. Bob rieb ihr Gesicht kurz über das weiche Fell hinter den Kuhohren. »
Avanti
, Kunigunde … Vorwärts!« Kunigunde muhte und führte folgsam die Herde an. Auch wenn die fünf Kühe sich auf dem weitläufigen Gelände frei bewegen konnten und jede mal eigene Wege ging, so blieben sie doch immer als Gruppe beieinander.
    Und von Millis Alleingängen einmal abgesehen, war das auch bei den Ziegen so. Eine Herde, dachte Lilli, eine Herde ist eigentlich auch eine Bande.
    »Ab mit euch, ihr wilden Ziegen!«, rief sie und gab Milli einen Schubs. »Nein, Milli, heute gehen wir nicht zum Windbruch.« Sie senkte ihr Gesicht vor die Bronzeaugen der Ziege. »Unser gestriger Besuch bei der Schrader Fanni hat mir gereicht!«
    In waghalsigen Sprüngen jagte Milli den steilen Hang hinunter und die restliche Herde setzte fröhlich meckernd hinter ihr her.

    »Waren jetzt endlich alle?«, fragte Mitch mit zugehaltener Nase und zeigte auf die Herzchenbude.
    Scheinbar waren noch nicht alle, denn gerade erklang das Geräusch ausgekippten Wassers, und Giulia erschien mit dem Eimer in der Hand in der sich öffnenden Tür.
    »Daran gewöhne ich mich nie!« Sie ließ den Eimer fallen. »Und wenn über der Grube ein Palast stünde anstatt dieser Wackelbude!«
    Wackelbude war genau das richtige Stichwort für die zur Arbeit verdonnerten drei
Olme
. Little band sich mit Schnürsenkeln ein Taschentuch vor die Nase und wirkte damit wie ein Arzt mit Mundschutz. Mitch hatte Alois Hadersdorfers Skimütze auf dem Kopf und sah aus wie ein maskierter Bankräuber und auf Eriks Nase klemmte eine Wäscheklammer.
    Widerwillig traten die drei seltsamen Gestalten ihre Strafe an, aber als sie die Herzchenbude schließlich zum Einsturz gebracht hatten, johlten sie vor Begeisterung. Erik, Little und Mitch spuckten in die Hände, zerlegten die baufällige Hütte in ihre Einzelteile, zogen die rostigen Nägel aus dem Holz und zersägten die maroden Bretter in ofentaugliche Stücke.
    Eine Weile schauten ihnen die
Wilden Küken
bei der Arbeit zu, dann fragten sie Giulia, ob sie ihr Notebook anderthalb Stunden entbehren könnte. Konnte sie – und so sahen sich die
Wilden Küken
auf der Veranda den Liebesfilm an und schnieften vor Rührung um die Wette.
    In der Zwischenzeit war Gelatino an der Bergstation der Seilbahn eingetroffen. Er hatte Erik, Mitch und Little per Funk zu sich zitiert und kehrte nun gemeinsam mit ihnen zurück zur Alm. Auf dem Leiterwagen, den sie zogen, türmten sich die für den Neubau der Herzchenbude zurechtgesägten Bretter.
    Noch ganz erfüllt vom Film schnäuzte sich Lilli und hielt nach Ole Ausschau. Auf dem Holzplatz klemmte die Axt im Hackklotz. Vom Almkino abgelenkt, hatte Lilli gar nicht an Ole gedacht. Einer Ahnung folgend, stieg sie auf den Dachboden hinauf, während die anderen
Küken
das Notebook zurück in Giulias Kammer brachten.
    Anders als das Oberküken erwartet hatte, lag der von seiner Bande angezweifelte Olmboss nicht grübelnd auf seinem Schlafsack. Er hockte auch nicht vor dem Giebelfenster und starrte hinaus in die Bergwelt. Ole war einfach nicht da. Lilli fröstelte, obwohl die Luft hier oben eher stickig als kühl war. Sie ging auf ihre Seite des Dachbodens, stakste über die Schlafsäcke und fischte sich eine Jacke aus ihrem Gepäck. Sie wollte schon wieder hinunter zu den anderen laufen, da stach ihr ein kleiner mehrfach zusammengefalteter Zettel ins Auge, der auf dem Kopfteil ihres Schlafsacks lag. Lilli faltete das Briefchen auseinander und starrte auf Oles Handschrift.
Ich warte in der Schutzhütte auf dich!
    Lilli streifte ihre Sandalen ab und schlüpfte in ihre Wanderschuhe. Dabei entdeckte sie im linken Schuh noch einen Zettel.
Ich warte in der Schutzhütte auf dich!
Ole hatte anscheinend auf Nummer sicher gehen wollen. Sie griff nach ihrem Rucksack, in dessen Seitenfach die gleiche Nachricht steckte.
    Mit klopfendem Herzen schlich Lilli die Treppe hinunter.
    Ihre Freundinnen

Weitere Kostenlose Bücher