Die Wildkirsche. Erotischer Roman
Kragen kosten konnte.
»Werde deutlicher, ich kann dir nicht ganz folgen«, forderte der dicke Gaukler.
»Ich möchte Ihnen den Wolfsmann abkaufen.«
»Was?«
»Sie haben richtig gehört, meine Herren. Ich möchte ihn kaufen.«
»Was ist nur in dich gefahren?« Giffard raufte sich die Haare.
»Du bist ein Schelm, Doktor. Ein wahrer Spaßmacher«, sagte der Dickwanst und brach in schallendes Gelächter aus. Seine Brüder stimmten ein. Doch Beaumont hob die Hand.
»Mitnichten. Ich möchte mit Ihnen ins Geschäft kommen. Aber hier ist nicht der rechte Ort, um alles zu besprechen. Seien Sie meine Gäste, bei einem Glas Wein im Gasthof Cerf Blanc.«
»Wir würden ein Bier im Coq Doré, dem Goldenen Gockel, vorziehen, wenn du nichts dagegen einzuwenden hast.«
»Ganz wie Sie wünschen. Ich richte mich nach Ihnen.«
Wenig später fanden sie sich in einer dunklen Nische der Taverne wieder. Die fünf Männer beäugten sich noch immer misstrauisch. Der Rauch von Zigarren lag in der Luft. An der Bar saß ein leichtes Mädchen, das mit zwei Freiern flirtete. Viel mehr war um diese Uhrzeit nicht los im Coq Doré. Das Ambiente war nicht nach Beaumonts Geschmack, er zog den Gasthof Cerf Blanc vor, in dem eine weniger zwielichtige Atmosphäre herrschte. Doch hier, so glaubte er, konnte er ein gutes Geschäft mit den drei Gauklern machen, die nicht unterschiedlicher hätten aussehen können. Wahrscheinlich waren sie nicht miteinander verwandt, obgleich sie sich selbst als Brüder bezeichneten.
»Ich glaube, wir haben uns noch nicht vorgestellt. Ich bin Gabriel Beaumont, und dies ist mein Freund Serge Giffard.«
»Man nennt mich Ubaldo«, sagte der Dickwanst und deutete auf das Katzengesicht. »Das ist Jacques, aber wir nennen ihn Chik, er ist der Jüngste von uns und ein stolzer Franzose. Der lange Dürre mit den goldenen Haaren heißt Maryo.«
»Sehr erfreut. Es verhandelt sich besser, wenn man weiß, wen man vor sich hat. Ich schätze, Sie drei kommen weit herum und haben viel von der Welt gesehen, nicht wahr?«
»Einiges! Wir sind überall in Europa zu Hause. Am schönsten ist es in Italien, meiner Heimat! Die Frauen sind heißblütig, und die Küche ist die beste, die es gibt!«
»Oh, das glaube ich Ihnen gern. Mein Cousin Giovanni sagt immer ...«
»Giffard! Bitte unterbrich unseren neuen Freund Ubaldo nicht.«
Giffard warf Beaumont einen grimmigen Blick zu, dann lauschte er Ubaldos Ausführungen. Er hatte einiges zu erzählen, gestikulierte leidenschaftlich, lachte tief und ohne Unterlass über seine eigenen Witze und trank ein Bier nach dem anderen. Beaumont sorgte stets für genügend Nachschub, sodass seine Aussprache bald undeutlich wurde. Sorgen bereiteten ihm die beiden anderen Brüder, die zurückhaltend waren und noch immer ihre ersten Humpen vor sich hatten.
»So ... entschiehhhden wir ... unser Glüüück in ... in ... la France ... zu suchen ... wir waren ... in Paris! Und heu... heute ... in Gagnion ... und morgen ... wieder in Gagnion.«
»Sind Sie nur zu dritt angereist?“ Beaumont spülte mit seinem Apfelsaft das trockene Gefühl in seiner Kehle hinunter.
»Nein, wir ... sind eine grrrroooße ... bunte Gauklerfamilie! Wir haben ... Artisten aus ... Russland ... und auch China und von ... überall her bei uns.«
»Sie haben Großmütterchen Veruschka vielleicht bemerkt. Sie bietet als Wahrsagerin ihre Dienste auf dem Jahrmarkt an, und unsere Schwestern tanzen für die französischen Männer«, ergänzte Chik.
»Wie hätte ich die hübschen Mädchen übersehen sollen!« Giffards Gesicht nahm einen seligen Ausdruck an.
»Noch ein Bier, werter Ubaldo?« Beaumont hob den Finger und gab dem Wirt ein Zeichen, ehe sein Gast geantwortet hatte.
»Gern! Du ... bist ganz schöööhn ... flink. Uuund gro... großzühhgig bist duuu auch.«
Die Schankmagd stellte den nächsten Humpen auf den Tisch und verschwand mit einem Schmunzeln.
»Dann treffen Sie nicht allein die Entscheidungen und ich muss eigentlich mit Ihrer Sippe verhandeln?«
Ubaldo nahm den randvollen Krug, setzte ihn an die Lippen und trank ihn in zwei Zügen leer. Mit dem Handrücken wischte er sich den Schaum vom Mund.
»Das kommt ... darauf an!«
»Worauf?«
»Hören Sie, Doktor, wir wissen, was Sie bezwecken«, ergriff Maryo das Wort. »Es nützt Ihnen nichts, wenn Sie unseren Bruder betrunken machen. Der Wolfsmann ist nicht zu verkaufen. Das entscheidet nicht der Zirkus, sondern wir, weil er unser Besitz ist. Denken Sie daran,
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