Die Wildkirsche. Erotischer Roman
dass er uns Profit einbringt.« Maryos Stimme klang gereizt.
Aber noch wollte sich Beaumont nicht geschlagen geben. »Sie übersehen etwas Wichtiges, Maryo. Der Wolfsmann bringt Ihnen nicht nur Geld ein, er verursacht ebenso Kosten. Oder wollen Sie ihn auf Ihren Reisen verhungern und verdursten lassen?«
Maryos Mundwinkel zuckten kaum merklich.
»Verdursten?«, grölte Ubaldo ungläubig. »Wie ... grääässlich. Da brauche ich ... noch ein Bier ... Mademoiselle!«
»Übertreiben Sie es nicht«, sagte die Schankmagd, als sie ihm einen weiteren Krug auf den Tisch stellte. Hastig griff er nach seinem Seidel.
»Langsam ist es wirklich genug, Ubaldo. Ich habe keine Lust, dich später nach Hause zu tragen.«
»Niemand weiß, wie sich Ihre Geschäfte in Zukunft entwickeln werden. Vielleicht geht das Interesse an dem Wolfsmenschen zurück oder er erkrankt und stirbt an einer Infektion. Eine medizinische Betreuung verweigern Sie ihm ja. Gewonnen hätten Sie dann nichts. Ich hingegen verspreche Ihnen eine fixe Summe ohne Risiken, die ich Ihnen bar auf die Hand gebe.«
»Von welcher Summe sprechen wir?«, fragte Maryo und blickte Beaumont kalt an.
Beaumont atmete tief durch. Er hatte bereits alles durchkalkuliert und entschied, alles auf eine Karte zu setzen. Auch wenn dies möglicherweise seinen Ruin bedeutete. Doch er fühlte sich verantwortlich, dem Wilden zu helfen. Und war bereit, einen hohen Preis dafür zu zahlen.
»Ich gebe Ihnen eine Summe, die Ihren Einnahmen innerhalb eines Jahres entspricht.«
Giffard zog für alle hörbar die Luft durch die Zähne und pfiff beeindruckt.
»Die Herren sehen also, dass ich Sie keineswegs übers Ohr hauen möchte.«
»Warum ist Ihnen unser Wolfsmann so viel wert?«, hakte Chik nach. »Sie geben ein Vermögen aus für einen Menschen, den sie nur einmal gesehen haben.«
Beaumont zögerte, inwieweit er die Gaukler in seine Pläne einweihen sollte. Nachdenklich nahm er Tabak aus seiner Porzellandose, stopfte ihn in seinen Pfeifenkopf und entzündete ihn mit einem Schwefelholz.
»Es geht um ein wissenschaftliches Experiment«, erklärte er schließlich, paffte an seiner Pfeife und bedachte die Anwesenden mit einem bedeutsamen Blick. Den drei Männern imponierten seine Worte, lediglich Giffard schüttelte seufzend den Kopf.
»Aber wie kann er Ihnen nützlich sein? Er ist einfältig und dumm, versteht keine Anweisungen und gehorcht nur der Peitsche.«
»Mein lieber Chik, genau das macht ihn so wertvoll für meine Forschungen.«
»Sie suchen also jemanden, der nichts kann?«
Beaumont lehnte sich zurück. »Ich suche jemanden wie ihn. Dies muss Ihnen als Erklärung genügen. Kommen wir ins Geschäft?«
»Das können wir nicht hier und jetzt entscheiden. Wir möchten uns vorher beraten, wenn Sie nichts dagegen haben. Unserem Bruder fehlt es momentan an klarem Verstand. Und die Entscheidung will wohlüberlegt sein.«
»Niemand würde Ihnen mehr zustimmen als ich. Wie viel Zeit werden Sie benötigen?«
»Wir werden uns heute Abend zusammensetzen, sobald Ubaldos Trunkenheit verflogen ist. Morgen teilen wir Ihnen unsere Entscheidung mit.«
»Einverstanden. Ich werde Sie aufsuchen.« Beaumont nickte zufrieden. Zwar war das Verhandlungsgespräch nicht so verlaufen, wie er es erwartet hatte, doch zumindest hatte er seinen Standpunkt deutlich machen können, und es gab eine reelle Chance, dass sie auf seinen Vorschlag eingehen würden.
»Gut, dann gehen wir nun. Herzlichen Dank für die freundliche Einladung.« Maryo und Chik erhoben sich, griffen Ubaldo unter die Arme und halfen ihm auf. Der Dickwanst torkelte voran und zog aufgrund seines Gewichts die anderen beiden hinter sich her. Das Trio gab einen köstlichen Anblick ab, fand Beaumont. Giffard schlug die Hände vors Gesicht und schüttelte den Kopf.
»Beaumont, du bist von allen guten Geistern verlassen«, sagte er, nachdem die Gaukler die Taverne verlassen hatten.
Beaumont legte einige Taler auf den Tisch. »Wie kommst du darauf?«
»Offenbar hast du dir keine Gedanken über dein ach so großartiges Vorhaben gemacht. Woher das Geld nehmen, um den Wilden freizukaufen?«
Beaumonts Züge wurden ernst. »Ich habe Ersparnisse, die ich eigentlich in die Errichtung einer Schule stecken wollte.«
»Du ruinierst dich selbst. Ich hoffe, dass ist dir klar? Und wo willst du den Wolfsmenschen unterbringen? Etwa in deinem Haus? Ich prophezeie dir, nach nur wenigen Tagen wirst du dein Heim nicht wiedererkennen!«
»Sieh nicht immer
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