Die Wildkirsche. Erotischer Roman
so schwarz, Giffard. Er kann im Gästezimmer wohnen.«
»Und was wird Lorraine sagen, wenn plötzlich ein fremder Mann bei euch wohnt? Noch dazu ein solches Exemplar, bei dessen Anblick einem Angst und Bange wird. Kein schöner Umgang für ein Mädchen in ihrem Alter.«
»Lass das meine Sorge sein, Giffard. Sie ist mit ihren achtzehn Jahren mitunter noch etwas naiv, aber sie wird es bestimmt verstehen.«
Der Winzer hob die Schultern. »Du musst wissen, was du tust. Vergiss trotzdem nicht, dass es sich auf deine Arbeit nachteilig auswirken wird. Niemand geht freiwillig zu einem Arzt, der sich ein wildes Tier im Hause hält.«
»Ich bin der einzige Arzt in Gagnion. Sie werden es vorziehen, zu mir zu kommen, anstatt sich auf den langen Weg nach Paris zu machen.«
2. KAPITEL
Das Läuten der Türglocke schreckte Lorraine auf. Eilig stieg sie aus dem Badezuber, hüllte sich in ein großes Stofftuch und schob vorsichtig den Vorhang zur Seite, um aus dem Fenster zu spähen. Ihr Herz pochte heftig, als sie Etienne Poméroy, den Sohn des Apothekers, im Vorgarten entdeckte. Er hatte angekündigt, heute Medikamente zu liefern. Dass er allerdings so früh vor ihrer Tür stehen würde, hatte sie nicht erwartet.
Lorraine öffnete leise das Fenster, vergewisserte sich, dass kein neugieriger Nachbar zu sehen war, und schaute vorsichtig heraus.
»Bonjour, Etienne. Vater ist nicht da. Warte einen Augenblick, ich komme sofort«, rief sie ihm zu.
»Lorraine!«, erwiderte Etienne und winkte. Sein strahlendes Lächeln ließ sie förmlich dahinschmelzen. Er war ein gut aussehender Mann! In seinem marineblauen Rock machte er eine hervorragende Figur, und die Zopfperücke stand ihm gut zu Gesicht. Außerdem besaß er Charme und Witz. Auch war er eine gute Partie. Eines Tages würde er die kleine Apotheke seines Vaters am Ende der Straße übernehmen.
Lorraine rannte aus dem Bad, hielt jedoch vor der Haustür inne. Sie hatte sich sehr auf ihr Wiedersehen gefreut. Nun, da es unmittelbar bevorstand, hatte sie plötzlich Angst, er könne schlecht von ihr denken. Schon längere Zeit hatte er versucht, sie zu berühren, doch Lorraine hatte ihn stets zurückgewiesen. Bis auf das letzte Mal im Wald, als sie sich an den kleinen See gesetzt hatten. Er hatte sie geküsst und dann Dinge mit ihr angestellt, die sie sich in ihren kühnsten Träumen nicht ausgemalt hatte. Sie straffte ihre Schultern und atmete tief durch, bevor sie die Tür öffnete.
Kaum hatte sie ihn eingelassen, zerstreute er sämtliche Zweifel, indem er einen Arm um ihre Taille legte und sie leidenschaftlich küsste. Lorraine hielt vor Schreck den Atem an und streckte beide Hände aus, um die Tür hinter ihm zuzustoßen. Niemand sollte mitbekommen, dass sie einen Geliebten hatte.
»Ich habe dich so vermisst«, stöhnte Etienne und fuhr mit einer Hand durch ihr dunkles, nasses Haar.
»Oh Etienne, mir geht es genauso.«
Er schob sie ins Wohnzimmer, stellte den Beutel, den er unter dem Arm geklemmt hatte, auf den Tisch und griff mit beiden Händen nach ihrem Gesicht.
»Ich habe deinem Vater die Salbe für seinen Ausschlag gebracht. Er muss sie zweimal täglich auftragen, aber das weiß er sicherlich selbst.«
»Ich richte es ihm aus.« Ihre Worte gingen in seinem Stöhnen unter. Fordernd schob er seine Zunge in ihren Mund, und Lorraine schloss seufzend die Augen, weil sie endlich das bekam, wonach sie sich so sehr verzehrt hatte. Bis vor Kurzem hatte sie nicht einmal gewusst, dass man beim Küssen auch die Zunge zum Einsatz bringen konnte. Nun ließ sie die ihre spielen, indem sie sanft seine Lippen nachfuhr. Etienne war ihr Lehrmeister gewesen. Von ihm wusste sie alles, was eine Frau normalerweise erst nach ihrer Heirat erfuhr. Am liebsten hätte sie sich ihm ganz und gar hingegeben, doch das war im Moment nicht möglich.
»Ich ... ich muss mich ankleiden«, keuchte sie atemlos und wich einen Schritt zurück, als sie merkte, dass die Situation außer Kontrolle geriet.
»Warum? Du gefällst mir gut, wenn du nur in ein Stück Stoff gehüllt bist.« Er lächelte verwegen.
Lorraine wickelte das Tuch enger um ihre weiblichen Rundungen. »Vater könnte jeden Augenblick vom Jahrmarkt zurückkommen. Ich weiß nicht wieso, aber das Frühjahrsfest hat es ihm dieses Jahr angetan. Dies ist bereits der zweite Tag, an dem er es aufsucht. Wenn er uns hier sieht, wird er gewiss böse mit dir, Etienne.«
Das sah er glücklicherweise ein.
»Ich bin gleich zurück«, versprach Lorraine
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