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Die Wildkirsche. Erotischer Roman

Die Wildkirsche. Erotischer Roman

Titel: Die Wildkirsche. Erotischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
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wurde getuschelt. Einige Damen verließen entrüstet den Raum. Andere klatschten entzückt.
    Fromage zog Juliens Kopf hoch und flüsterte warnend in sein Ohr: »Noch ein Fehler und du wirst es bitterlich bereuen, das verspreche ich dir!« Mit diesen Worten ließ er ihn abrupt los, sodass Julien zu Boden stürzte.
    Während Fromage die Bühne eiligen Schrittes verließ, kam Chik auf ihn zu und half ihm auf. »Alles in Ordnung?«, fragte er leise.
    »Ich möchte gehen«, erwiderte Julien in ebenso gedämpfter Tonlage und blickte sich hektisch um, weil er nach einem neuen Fluchtweg suchte.
    »Das ist unmöglich. Halte durch. Die Schau ist fast vorüber. Geben wir ihnen den dramatischen Kampf, den sie sehen wollen, und verschwinden danach von diesem unseligen Ort.«
    »Ich halte es hier nicht länger aus.«
    »Vergiss nicht, für wen du das alles tust.«
    »Ich weiß nicht mehr, was ich denken soll.«
    Die Leute wurden ungeduldig.
    »Sag ihren Namen.«
    »Was?«
    »Du weißt, von wem ich spreche. Sie ist es, für die du dieses Opfer bringst.«
    Er schloss gequält die Augen und stellte sich ihr Lächeln vor. Dann hauchte er zärtlich: »Lorraine.« Allein der Gedanke an sie gab ihm Kraft.
    »Sie wird stolz auf dich sein, weil du nicht aufgegeben hast. Und jetzt komm.«
    Ehe er antworten konnte, stellte sich Chik ihm gegenüber auf und hob provozierend den Stab. Julien zögerte noch immer. In der Nähe des Bühnenausgangs sah er Fromage, der mit zornigem Blick die Faust in seine Richtung ausstreckte. Nein, es gab keinen anderen Ausweg. Er musste durchhalten und den Auftritt so schnell wie möglich hinter sich bringen. Julien atmete tief durch und ging auf Chik zu. Der Applaus stieg an, als sich die Kontrahenten stolzen Kriegern gleich umkreisten. Julien in seinem bizarren Wolfskostüm, Chik in der Garderobe eines jungen Helden. Ihre Blicke hafteten konzentriert aneinander, jeder ihrer Muskeln war zum Zerreißen angespannt. Und dann schoss Chik nach vorn. Er täuschte eine Finte vor, holte plötzlich aus und schlug von oben mit solcher Wucht auf Juliens Schulter, dass dieser in die Knie ging. Sekundenlang sah er Sterne vor seinen Augen tanzen, weil ihn der Schmerz derart übermannte. Die Zuschauer pfiffen vor Begeisterung, und es wurde offensichtlich, welchen der beiden Kämpfer sie favorisierten. Julien schüttelte benommen den Kopf. Da schob sich Chiks Unterleib in sein Blickfeld, der sich provokativ vor seinem Gesicht bewegte. Die Herrschaften lachten, weil die Bewegungen immer eindeutiger wurden. In Julien lösten sie Beklemmungen aus.
    »Heh, du Held. Nimm ihn dir richtig vor!«, brüllte jemand aus dem Publikum. Erneut brachen die Zuschauer in Gelächter aus. Dieses Mal blieb es jedoch verhalten.
    »Skandal!«, wurden die ersten Rufe laut. »Ordinär!« »Hier geht es zu wie im Hurenhaus!« Nun waren es nicht nur ältere Damen, die pikiert den Saal verließen. Julien ahnte, dass Fromage von der Entwicklung seines Schauprogramms alles andere als begeistert sein würde und fragte sich, welche Folgen das für ihn haben mochte. Noch mehr fürchtete er, Chik könne der Aufforderung des jungen Adligen folgen, sein Glied aus der Hose befreien und es in Juliens Mund stoßen. Wenn es den hohen Herrschaften gefiel, zwei Männern beim Oralsex zuzusehen, dann wurde eben genau dies auf der Bühne gezeigt. Völlig gleich, ob die Beteiligten Spaß daran hatten oder nicht. In Juliens Hals bildete sich ein dicker Kloß. Zorn befiel ihn. Ihn vor aller Augen zu demütigen, war eine Sache. Doch das ging zu weit. Julien stieß einen unmenschlichen, ohrenbetäubenden Schrei aus, der durch Mark und Bein ging. Dann packte er Chiks Handgelenke und versetzte ihm einen Stoß. Es kostete ihn kaum Mühe, die viel kleinere Gestalt trotz seiner schmerzenden Schulter aus dem Gleichgewicht zu bringen.
    »So geht das nicht, Julien. Ich bin der Held – ich muss gewinnen«, flüsterte Chik aufgebracht.
    »Dann besiege mich, wenn du stark genug bist.«
    Gebannt verfolgten die Zuschauer den überraschenden Machtwechsel. Der Wolf hatte die Oberhand gewonnen und der Held nahm Reißaus.
    »Was hast du vor, um Himmels willen?«, fragte Chik ehrlich verwirrt, denn er hatte nicht im Sinn gehabt, Julien in irgendeiner Weise zu bedrängen.
    »Ich biete den Leuten die Schau, die sie sehen wollen.«
    »Ich glaube nicht, dass sie wirklich einen toten Helden sehen möchten.«
    Julien folgte ihm zu den Kulissen, Chik war jedoch schneller. Er rannte im Halbkreis

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