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Die Wildkirsche. Erotischer Roman

Die Wildkirsche. Erotischer Roman

Titel: Die Wildkirsche. Erotischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
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Geschichte in den Journalen und freue mich, Ihnen nun persönlich gegenüberzustehen. In meiner Position lerne ich viele wichtige Menschen kennen, und Menschen, die sich für wichtig halten. Einen Waldmann im eigenen Heim willkommen zu heißen, erlebt man jedoch nicht alle Tage.« Er prostete Julien zu und nahm einen Schluck Wein aus seinem Glas, das er lässig in der rechten Hand hielt.
    »Wo sind Sie aufgewachsen, wenn ich das fragen darf?“
    »Darüber lässt sich nur mutmaßen. Wahrscheinlich verbrachte ich meine Kindheit im Wald von Gagnion, der mir auch heute sehr vertraut ist. Ich ziehe mich oft dorthin zurück, wenn ich allein sein möchte.«
    »Ah, der Forst.« Der Comte nickte gedankenversunken. »Mit ihm verbinde ich viele Erinnerungen, und nicht alle davon sind glückliche.«
    »Vater, hier seid Ihr. Ich habe Euch überall gesucht.«
    Ein Mann in einem roten Rock tauchte hinter dem Comte auf. Er war dem Grafen wie aus dem Gesicht geschnitten. Lediglich seine Nase war stärker ausgeprägt, und seine dunklen Augen standen enger zusammen.
    »Ihr solltet nicht so viel trinken«, sagte er scherzhaft, doch auch ein wenig tadelnd.
    »Ich weiß, aber was soll der Mensch tun, wenn er sonst keine Freude mehr im Leben hat. Darf ich bekannt machen? Monsieur Julien, der Waldmensch. Und dies ist mein jüngster Sohn Antoine. Der Einzige, der mir von meiner Familie noch geblieben ist.« Wehmut spiegelte sich in den Augen des Grafen.
    Antoine nickte Julien zu. »Ich hoffe, ich habe Ihre Unterhaltung nicht gestört?«
    »Keineswegs, ich wollte mich ohnehin gerade von Ihrem Vater verabschieden.«
    »Ach, das ist schade. Wollen Sie nicht das Feuerwerk sehen?«, fragte der Comte sichtlich enttäuscht.
    »Vielen Dank für das freundliche Angebot. Aber ...« Julien stockte. Nicht weit entfernt entdeckte er einen hageren Mann in der Menge, der ihn aus kalten Augen anstarrte. Sein Blick bereitete ihm großes Unbehagen. Gleichzeitig weckte er ein Gefühl der Vertrautheit in ihm. Und zwar ein solch starkes, dass Julien sich plötzlich sicher war, ihm schon einmal begegnet zu sein, ohne dass er sich dabei an ein Zusammentreffen erinnern konnte!
    »Wer ist dieser Mann?«, fragte er aufgewühlt.
    »Sie meinen Amaury de Faucet? Er ist der Schwager meines Vaters. Warum fragen Sie? Kennen Sie ihn?«
    Julien antwortete nicht. Sein Blick haftete an der bleichen, in einen schwarzen Rock gekleideten Gestalt, die nun langsam in seine Richtung schritt. Die Bewegungen des Mannes waren geschmeidig. Erhobenen Hauptes ging er an Julien vorbei und steuerte auf den Comte zu, vor dem er sich verneigte. »Ich wünsche Euch einen angenehmen Abend.«
    »Amaury de Faucet, welch freudige Überraschung, dass Ihr es doch noch geschafft habt. Ich hoffe, Ihr genießt Euren letzten Abend in Frankreich, mein werter Schwager. Freut Ihr Euch auf Amerika? Ich hörte, es wäre dort sehr schön! Gerade zu dieser Jahreszeit.«
    »Ach, ich wünschte selbst, ich könnte mich meinen Pflichten entziehen. Unsere indianischen Verbündeten brauchen in diesem Krieg jede Unterstützung, die sie bekommen können. Und meine militärische Erfahrung wird ihnen von großem Nutzen sein. Aber lasst uns bitte von erfreulicheren Dingen sprechen.«
    Mit einem schmalen Lächeln wandte er sich Julien zu und musterte ihn von oben bis unten. Sein Blick blieb auf der Narbe haften, die trotz der Cravate gut zu sehen war. Ein seltsames Funkeln trat in seine Augen, und sein Lächeln wurde zusehends breiter.
    »Ich habe Ihre Darbietung gesehen. Mein Kompliment.“
    »Es freut mich, dass mein Auftritt so viel Anklang fand«, zwang sich Julien zu einer diplomatischen Antwort.
    »Verdientermaßen! Wie, sagten Sie, war noch gleich Ihr Name?«
    »Julien.«
    »Und weiter?«
    »Nur Julien.«
    »Ah, richtig. Als Waldmensch haben Sie natürlich keinen Nachnamen.« De Faucet lachte, als hätte er einen äußerst geistreichen Scherz gemacht. »Wie amüsant, in Ihrer Wolfskluft sahen Sie vorhin deutlich unzivilisierter aus. Ich darf annehmen, dass Sie ein talentierter Schauspieler und nicht der echte Wolfsmensch sind, dessen dramatische Geschichte in aller Munde ist?«
    »Ihr irrt, ich bin wahrhaftig der Mann, den die Leute den Wilden von Gagnion nennen.«
    »Tatsächlich, wer hätte das gedacht? Sie müssen folglich einen ausgesprochen guten Lehrer haben. Sie sprechen ein fantastisches Französisch.«
    Julien nickte langsam. »Ich hatte den besten.«
    Die Mimik de Faucets, das leichte Spötteln seiner

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