Die Wildkirsche. Erotischer Roman
eine harte Hand gefällt.« Sie schwang den Stab und schlug damit drohend in ihre offene Hand.
Julien erstarrte. Nachdem Chik ihn bereits öffentlich gedemütigt hatte, fand er nicht den geringsten Gefallen an der Vorstellung, noch einmal eine Züchtigung über sich ergehen zu lassen.
»Zieh deine Hose aus«, sagte sie kühl und leckte sich über die Lippen, weil ihr das Wasser im Munde zusammenlief. Ihr gepudertes Gesicht wandelte sich zu einer teuflischen Grimasse. Noch beunruhigender war es jedoch, dass ihn die Art, in der sich ihre Hand ungeduldig, aber kraftvoll um den schmalen Holzstab schloss, zu erregen begann.
»Wird's bald?«
Er schüttelte vehement den Kopf, obgleich sich das Blut bereits in seinen Lenden sammelte und ein herrliches Kribbeln sich seiner bemächtigte.
Madame de Froi riss den Mund auf und brachte sekundenlang keinen Laut heraus, da sie wohl nicht mit Widerstand gerechnet hatte. Als sie jedoch ihre Sprache wiederfand, begannen ihre Augen auf eine eigentümliche Weise zu leuchten.
»Du möchtest mich provozieren? Dir ist bewusst, dass es dadurch nicht angenehmer für dich wird, nicht wahr? Ich werde dich bändigen, mein starker Wilder. Ob du es willst oder nicht.«
Ihre Worte ließen die kleine Flamme der Erregung augenblicklich wieder erlöschen. Er hasste es, Wilder genannt zu werden. Niemand sah die Fortschritte, die er gemacht hatte. Im Gegenteil, der Wilde war es, den sie wollten! Nicht den Mann, zu dem er geworden war. Er hatte es satt, sich den Launen dieser hochgelobten Gesellschaft zu unterwerfen und dafür sogar noch schlagen zu lassen. Die ersten Schritte in den Barockgarten waren bereits getan, als ihm ihre keifende Stimme Einhalt gebot. »Noch einen Schritt und ich schreie um Hilfe!«
Verblüfft sah Julien sie an. Dann verstand er, was die Madame mit ihrer Drohung bezweckte.
»Sie werden denken, du seiest über mich hergefallen wie das wilde Biest, das sie in dir sehen, und dich in Ketten legen, die so schwer sein werden, dass du nicht einmal aufrecht wirst gehen können.« Sie grinste diabolisch.
»Das kann nicht Euer Ernst sein. Ich habe Euch nichts angetan.«
»Wir beide wissen das. Aber wem von uns werden sie Glauben schenken?«
Julien kannte die Antwort bereits. In den Augen der hohen Herrschaften war er kaum mehr als ein unterhaltsames Tier, das von seinen animalischen Instinkten beherrscht wurde. Man sprach ihm menschlichen Verstand ab. Ihre Blicke für ihn hatten von Hochmut und Überheblichkeit gezeugt. Nein, er hegte nicht den geringsten Zweifel daran, dass sie ihn verurteilen würden. Madame de Froi hielt die Fäden in der Hand. Ihm blieb nur, die Marionette in ihrem Spiel zu werden.
»Ich sehe, du kommst zur Vernunft. Das ist sehr erfreulich. Schließlich verlange ich nur das, was mir zusteht. Entkleide dich. Ich möchte dich näher ansehen.«
Julien streifte Hemd und Hose ab, sodass er–von Strümpfen und Schuhen abgesehen – vollständig entblößt vor ihr stand. Die Abendluft, die ihm zuvor so angenehm erschienen war, strich nun kühl über seine von Narben gezeichnete Haut. Madame de Froi schritt um ihn herum und betrachtete ihn von oben bis unten. Ironischerweise war sie es, die ihn nun an ein Raubtier erinnerte, das seine hilflose Beute umkreiste. Mit den Fingerspitzen zeichnete sie einen großen, vernarbten Striemen auf seinem Rücken nach, den ihm einst Maryo mit der Peitsche zugefügt hatte.
»Manche Wunden heilen nie«, sagte sie nüchtern. »Und nun, auf die Knie!«
Julien kämpfte seinen Zorn nieder und sank gehorsam zu Boden, während sie mit einer Hand ihre Unterröcke raffte.
»Ich habe auf einen Reifrock verzichtet. Stattdessen trage ich ›falsche Hüften‹ aus kräftigem Stoff. Paniers sind unbequem und erschweren gewisse Aktivitäten. Krieche unter mein Kleid und lass deine Zunge agieren.« Erneut schwang sie drohend die Rute, ohne ihn dabei zu treffen. »Weil ich ein guter Mensch bin, will ich auf deine Bestrafung verzichten. Narben hast du schon genug«, sagte sie. »Sei dennoch gewarnt, solltest du mich noch einmal enttäuschen, werden es bald ein paar mehr sein! Mach deine Sache gut, dann wird es für uns beide ein unvergessliches Vergnügen werden.«
Julien kroch mit dem Kopf voran unter den Berg aus edlen Stoffen. Um ihm behilflich zu sein, stülpte sie ihre Unterröcke über ihn, sodass nur noch seine Beine und sein ansehnlicher Po unter ihrem Kleid hervorlugten.
Um Julien wurde es dunkel und stickig. Er hielt sich an
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