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Die Wildkirsche. Erotischer Roman

Die Wildkirsche. Erotischer Roman

Titel: Die Wildkirsche. Erotischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
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Schulter. Der Schmerz war derart höllisch, dass er die Zähne fest auf das Leder biss und bereits wenige Augenblicke später das Bewusstsein erneut verlor. In kurzen Episoden wachte er im Laufe des Tages auf, schlief doch sogleich vor Erschöpfung wieder ein.
    Erst am Tag darauf kam er zu sich. Zur späten Abendstunde klopfte es an seiner Tür. Lorraine lugte durch den Türspalt. Ihre Augen wurden größer, als sie sah, dass Julien wach war und ihr klar entgegenblickte. »Papa, Papa! Er ist zu sich gekommen«, rief sie aufgeregt. Kurz darauf vernahm er Schritte im Flur.
    »Das sind gute Nachrichten, lass mich nach ihm sehen.«
    Lorraine schob die Tür auf und Beaumont betrat den Raum mit einem prüfenden Blick. Er setzte sich zu Julien auf das Bett, nahm seine Hand und suchte den Puls. Anschließend betrachtete er die Augen und den Rachen seines Patienten, tastete die Verletzung durch den Verband hindurch vorsichtig ab und nickte zufrieden, als Julien nur leicht das Gesicht verzog, da er offenbar kaum noch Schmerzen hatte.
    »Du hast Glück im Unglück gehabt.«
    »Habe ich das ?«
    »Papa hat dich gerettet«, sagte Lorraine stolz und nahm auf dem Stuhl Platz, der vor Juliens Bett stand.
    »Dann war es also kein Traum«, erwiderte Julien.
    Beaumont schüttelte den Kopf. »Nein, das war es gewiss nicht.«
    »Wie hast du mich gefunden?«
    Das Gesicht des Doktors wurde plötzlich sehr ernst. Er zog eine Schublade des kleinen Nachtschranks auf und nahm einen klimpernden Beutel heraus, den er Julien reichte. »Leilas Gebell hat mich letzte Nacht aus dem Schlaf geschreckt. Sie hatte den jungen Mann zuerst bemerkt, der über das Gartentor geklettert war und sich auf unserem Grund und Boden herumtrieb. Ich hielt den Fremden für einen Einbrecher, griff nach einem Küchenmesser, um mich notfalls verteidigen zu können, und riss die Tür auf, um ihn zu stellen. Ich traute meinen Augen nicht, als ich in dem Fremden Chik erkannte, der, ohne dass ich es wusste, ehrenwerte Absichten verfolgte. Ich forderte ihn auf, mir Rede und Antwort zu stehen, denn dass er zu so später Stunde in meinem Vorgarten herumschlich, erschien mir äußerst suspekt. Seine Erklärung erstaunte mich daher umso mehr. Er reichte mir diesen Beutel und erklärte, dass das Geld dir gehöre und dein gerechter Anteil für deinen Auftritt vor dem Comte de Laquises wäre. Er könne jedoch nicht bis morgen warten, um es dir persönlich zu geben, da er im Gasthaus Maryo und Ubaldo getroffen habe, die ihn warnten, dass der Kommissar nach ihm suchen ließe. Aus diesem Grund wollte er Gagnion auf dem schnellsten Weg mit seinen Brüdern verlassen. Ich konnte seine Geschichte nicht recht glauben und sah in deinem Zimmer nach. Doch als ich bemerkte, dass du nicht in deinem Bett lagst, warf ich mir den Mantel über, eilte zum Mietstall, sattelte das Pferd und ritt nach Schloss Laquises, weil ich ein ungutes Gefühl hatte und fürchtete, du könntest in Schwierigkeiten geraten sein. Als ich durch den Wald ritt und eine Karosse erblickte, die mitten auf dem Weg stand, wusste ich, dass etwas Schreckliches passiert war. Ich sah mich um und bemerkte den toten Kutscher am Boden. Als ich die Kutschtür öffnete, erblickte ich dich reglos auf der Sitzbank, stark blutend, jedoch am Leben! Zum Glück hat die Kugel nicht dein Herz getroffen.«
    »Hast du den Täter erkannt?«, fragte Lorraine.
    Julien rieb sich über die Stirn und versuchte sich zu erinnern. Schließlich schüttelte er den Kopf. »Die Person trug eine Kutte, ich konnte ihr Gesicht nicht sehen.«
    »Der Anschlag galt vermutlich de Faucet«, sagte der Doktor ruhig.
    »Woher willst du das wissen, Papa?«
    »Weil die Kutsche sein Wappen trug. Der Mörder musste glauben, dass sie Amaury de Faucet transportierte. Es ist in jedem Fall besser, eine Anzeige zu machen. Auch Monsieur de Faucet wird der Vorfall interessieren.«
    »Wenn ich es recht verstand, befindet er sich auf einer Reise nach Nordamerika«, sagte Julien geschwächt. »Es wird schwierig werden, ihn zu erreichen.«
    »Das ist sehr bedauerlich. Andererseits mag er im Augenblick auf dem Schiff sicherer sein als in Frankreich.«
    »Hört bitte auf, ich bekomme Kopfschmerzen von diesen düsteren Gedanken!«, sagte Lorraine. »Es ist alles gut gegangen, also lasst uns nicht länger darüber nachdenken. Erzähl mir besser, wie das Fest des Grafen war.« Lorraine blickte ihm aus leuchtenden Augen entgegen.
    »Es waren viele Menschen dort. Chik sagte, einige von

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