Die Wildkirsche. Erotischer Roman
verstohlen kicherten und sich dabei frische Luft mit ihren Spitzenfächern zuwedelten.
Gequält schloss er die Augen. Obgleich auch er auf seine Kosten gekommen war und das Spiel teilweise sogar sehr genossen hatte, fühlte er sich benutzt und nun, da die Erregung verflogen war, auch beschämt. Schlimmer war jedoch das schlechte Gewissen, das Besitz von ihm ergriff. Was würde Lorraine von ihm denken, wenn sie von der heutigen Nacht erfuhr?
Die kühle Nachtluft streichelte seinen Leib. Er begann zu zittern. Heute war nichts verlaufen, wie er es sich vorgestellt hatte. Nun wollte er zumindest seine Belohnung abholen! Chik wartete gewiss bereits. Gnade ihm Gott, wenn es keine ordentliche Summe war. Wo war seine Kleidung? Suchend blickte er sich um und entdeckte sie in der Nähe der Steinbank, auf der vorhin Madame de Froi gesessen hatte. Auch die Rute lag noch am Boden. Bei ihrem Anblick verspürte er ein schwaches Aufflammen seiner Lust. Vorsichtig strich seine Hand über die geschundenen Pobacken, die de Froi gnadenlos malträtiert hatte. Dann sah er sich nach etwas um, das er zur Entfernung seines Spermas benutzen konnte, das noch immer an ihm klebte. Die Cravate! Auf das Halstuch konnte er verzichten. Er griff nach dem weißen Stoff und reinigte seinen Körper, streifte sein Gewand über und nahm das Halsband ab, um es kurz zu betrachten und dann hinter einer Steinbank verschwinden zu lassen. Dann machte er sich auf den Weg ins Schloss.
Kaum hatte er den Pavillon verlassen, sprengte ein grandioses Feuerwerk den Nachthimmel. Einer Fontäne gleich schossen bunte Lichter empor, malten Feuerbilder in den Nachthimmel und erhellten sekundenlang das Firmament. Er hielt inne, um das atemberaubende Spektakel einen Moment lang zu genießen.
***
Als er in den Ballsaal zurückkehrte, kam ihm Giselle mit einem strahlenden Lächeln entgegen. »Monsieur Julien, wie schön, dass Sie zu uns zurückgefunden haben.« Ihre gespielte Freundlichkeit weckte sein Misstrauen. Irritiert sah er sich nach Chik um, doch er konnte ihn nirgends entdecken. »Suchen Sie Ihren Freund? Der hat das Fest bereits verlassen. Aber keine Sorge, ich habe mich dazu bereit erklärt, Sie in meiner Kutsche mitzunehmen.« Sie leckte sich über die vollen, roten Lippen.
»Chik ist fort?« Juliens Herz setzte vor Schreck einige Takte aus. Er hatte ihm seinen Anteil noch nicht ausgezahlt!
»Monsieur Chik sagte, er sei müde und könne nicht länger auf Sie warten. Also was sagen Sie, Julien? Nehmen Sie mein freundliches Angebot an?«
»Ich bin nicht sicher.« Die Tatsache, dass Chik bereits aufgebrochen war und ihre gesamten Einnahmen mitgenommen hatte, bereitete ihm Sorgen.
»Sehen Sie darin eine kleine Wiedergutmachung. Meine Cousine und ich wollten Ihnen nichts Böses antun, das müssen Sie mir glauben.« Sie klimperte mit den Augen und lächelte ihn süß an. »Ich bin ein junges Ding, eine naive Gans. Manchmal schlage ich über die Stränge. Daraus können Sie mir unmöglich einen Vorwurf machen.«
Julien lachte verächtlich über ihre Worte. »Es schien Euch zu gefallen, mich wehrlos und unbekleidet am ...« Seine Stimme wurde leiser. »Boden liegen zu sehen.«
Giselle kicherte vergnügt und hielt sich den Fächer vor den Mund. Verschmitzt blickte sie über den Spitzenrand zu ihm. »Reden Sie doch nicht so unanständig daher.«
Da er noch immer nicht einwilligte, verlor sie allmählich die Geduld. »Sie haben ohnehin keine andere Wahl. Wie wollen Sie ohne Pferd und ohne Kutsche um diese Uhrzeit nach Gagnion gelangen?«
»Ich könnte Ihnen aushelfen, Monsieur«, sagte Amaury de Faucet und trat auf Julien zu. »Der Comte lud mich ein, im Kreise der Familie zu nächtigen, bevor ich morgen meine große Fahrt antrete. Daher könnte ich Ihnen meine Kutsche zur Verfügung stellen.«
»Warum wollt Ihr das für mich tun?«
De Faucet lachte. »Mein werter Monsieur Julien, misstrauen Sie jedem, der Ihnen seine Hilfe anbietet?«
»Ich wollte nicht unhöflich erscheinen.«
»Aber nein, das tun Sie nicht«, sagte der Adlige und winkte ab. »Ich verstehe Sie. Vorhin war ich vielleicht ein wenig schroff, bitte vergeben Sie mir. Mein Angebot steht. Ob Sie es annehmen, überlasse ich Ihnen.«
Julien musste nicht lange überlegen und entschied sich, in de Faucets prachtvoller Karosse zu reisen, die das Wappen seiner Familie trug, ein Greif auf rotem Grund und silbernem Rand. Giselle wandte sich beleidigt ab, während Amaury de Faucet ihn in den Hof begleitete
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