Die Wildkirsche. Erotischer Roman
ihnen hätten Einfluss. Aber mir hat es nicht gefallen, vor ihnen aufzutreten.“
»Das wundert mich nicht im Geringsten. Wieso hast du dir das nur einfallen lassen?«, fragte Beaumont vorwurfsvoll. Juliens Blick fiel zur Antwort auf den prall gefüllten Geldbeutel. Der Doktor schien zu verstehen und seufzte schwermütig. Nachdenklich strich er über seinen Bart. »Ich verstehe deine Beweggründe und werde sehen, was ich für dich tun kann, Julien. Vielleicht finde ich eine Arbeit, die deinen Fähigkeiten entspricht. Versprich mir nur, künftig vorsichtiger zu sein.«
»Julien möchte arbeiten?«, wunderte sich Lorraine und sah verwirrt zwischen beiden Männern hin und her.
»Wenn er eines Tages ein normales Leben führen und eine Familie ernähren möchte, ist dies wohl unumgänglich.« Beaumonts Blick wanderte vom Geldbeutel zu den harten Zügen Juliens, der in diesem Moment nur zu gern gewusst hätte, was in Gabriels Kopf vor sich ging. »Und wie ich unseren Julien kenne, wird er alles daran setzen, sein Ziel zu erreichen. Ich wäre ein schlechter Lehrmeister, wenn ich ihm dabei nicht helfen würde.«
***
Zwei Tage nach dem Überfall ging es Julien deutlich besser. Er hatte ordentlich Appetit und verspürte einen Tatendrang, wie schon lange nicht mehr. Lorraine beobachtete seine Genesung mit Freude und entschied, ihrem Liebsten, der so lange enthaltsam hatte leben müssen, am Abend einen Besuch abzustatten, sobald ihr Vater zu Bett gegangen war. Glücklicherweise hatte Beaumont einen äußerst tiefen Schlaf.
Als Lorraine zur zehnten Abendstunde in Juliens Zimmer kam, empfing er sie mit offenen Armen. Das Licht der wenigen Kerzen, die auf dem Nachttisch standen, flackerte, weil er schwungvoll die Bettdecke zurückwarf. Er rutschte ein Stück zur Seite und machte für sie Platz. Lorraine streifte ihr Nachthemd ab, ließ es zu Boden gleiten und schlüpfte unter die Decke. Wie lange sie sich nach diesem Augenblick gesehnt hatte! Ihr schien, als wäre es eine Ewigkeit her, seit sie sich zuletzt geliebt hatten. Zärtlich glitten ihre Hände über seinen Rücken, während sie sich sacht an ihn schmiegte. Er hauchte ihr einige unanständige Worte ins Ohr, wobei sein heißer Atem sie kitzelte und ungewollt zum Lachen brachte. Julien erschien ihr leidenschaftlicher, als es sonst der Fall war. Hatte ihnen die kleine Pause gutgetan, die sie gezwungenermaßen hatten einlegen müssen? Ihre Finger wanderten tiefer, gruben sich besitzergreifend an seinen Po, da zischte er plötzlich und schob ihre Hände zurück.
»Was ist?«, wunderte sie sich.
»Nichts ... Es ist nur eine Verspannung.« Er begann ihre Brüste zu küssen. Liebevoll saugte er an ihrer linken Warze, bis diese sich aufrichtete und wunderbar hart wurde. Dann riss er die Decke zurück, legte sich auf Lorraine und knabberte an ihrem Ohrläppchen. Ihre Hände berührten erneut ungewollt die Stelle, die ihn schmerzte. Julien stöhnte auf.
»Was ist los mit dir?« Sie schlüpfte unter ihm hervor, um sich sein Hinterteil genauer anzusehen und erschrak, als sie die blauen Flecke bemerkte, die seine kräftigen Backen verunzierten. Entsetzt presste sie die Hand auf den Mund. »Wie konnte das nur geschehen?«
Julien seufzte schwer und dachte lange nach, ob er ihr ein Geständnis machen sollte. Er fürchtete sich vor ihrer Reaktion. Lorraine konnte sehr irrational sein. Und im Überschwang der Gefühle traute er ihr einiges zu.
»Es sieht aus, als hätte dich jemand geschlagen.«
Er nickte und wich ihrem Blick aus.
»Bitte sage mir, was geschehen ist.« Sorge schwang in ihrer Stimme.
Julien entschied, ihr die Wahrheit zu sagen, da er sie nicht anlügen wollte und außerdem nicht wusste, wie er ihr die Blutergüsse erklären sollte.
Lorraines Augen weiteten sich voller Unglauben, als er ihr die Einzelheiten schilderte. Fassungslos schüttelte sie den Kopf. Und für seine Dienste, wie er abschließend fast ein wenig stolz verkündete, habe er eine ordentliche Summe erhalten, die er jedoch nicht in genauen Zahlen ausdrücken konnte.
Ihre Miene versteinerte. Auch wenn er nach seiner eigenen Aussage von Chik dazu getrieben worden war, so erinnerten sie seine Worte zu sehr an das, was ihr Etienne einst gesagt hatte. Sie hatte geglaubt, Julien wäre anders als die meisten Männer, doch nun musste sie feststellen, dass er keinen Deut besser war. Nein, er war sogar schlimmer! Schließlich hatte er sie gleich mit zwei Frauen betrogen! Verbittert stieg sie aus dem
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