Die Willow Akten
Und niemand hat etwas gemerkt?«
»Wenn er so groß und stark ist«, fragte Xander, »warum hält er sich dann mit Dave auf? Warum greift er Buffy nicht ganz einfach direkt an?«
Giles legte das leere Buch zurück auf den Tisch. »Ich weiß es nicht. Und ich weiß auch nicht, wer das Buch gelesen haben könnte. Es war nicht einmal in englischer Sprache verfasst.«
»Wo hat es gelegen?«, fragte Buffy.
Giles deutete auf einen der Computertische. »Auf einem Stapel. Zusammen mit den anderen Büchern, die…« Er unterbrach sich, und plötzlich wurden seine Augen starr vor Entsetzen, »… die gescannt worden sind.«
Alle drei starrten einander an, bevor sie sich gleichzeitig zu dem Computer umdrehten, der still und scheinbar harmlos gleich neben ihnen auf dem Tisch stand.
»Willow hat alle neuen Bücher gescannt«, sagte Buffy tonlos.
»Und den Dämon befreit«, fügte Xander hinzu.
»Nein«, widersprach Buffy nachdenklich. »Er ist nicht da draußen.« Sie deutete auf den Computer. »Er ist da drin.«
Giles ging einen Schritt auf das Gerät zu und blieb dann, gewissermaßen in sicherem Abstand, wieder stehen. »Der Scanner hat das Buch gelesen«, sagte er langsam. »Und Moloch herausgeholt… als Information, die verarbeitet werden muss.«
Buffy nickte. »Dann haben wir es jetzt also mit einem binären Dämon zu tun.«
Xander hielt die Hand hoch. »Okay, und nun noch einmal für die Anwesenden, die ich sind: Wollt ihr behaupten, der Dämon ist in diesem Computer?«
Buffy sah ihn an. »Und in jedem anderen, der über ein Modem mit diesem Gerät verbunden ist.«
»Er ist überall«, stellte Giles entsetzt fest.
Auf Xanders Gesicht machte sich Bestürzung breit. »Was sollen wir tun?«
Buffy blickte zu Giles. »Ihn zurück in das Buch stopfen?«
Giles wirkte mehr als nur ein bisschen überfordert. »Willow hat ihn in ihre Datei gescannt. Das mag ein vollkommen nutzloser Versuch sein, aber ich schlage vor, wir löschen die Datei.«
»Gut«, stimmte Buffy zu. Sie setzte sich auf den Stuhl vor dem Computer, ließ ihre Fingerknöchel krachen und schaltete das Gerät ein.
»Geh nicht zu nah ran«, sagte Xander nervös.
»Okay, welche Datei mag es denn wohl sein?«, fragte sich Buffy laut. Sie betrachtete die Icons auf dem Bildschirm. »WILLOW«, meinte sie schließlich. »Das dürfte der richtige Ordner sein, nicht wahr? Ich werde einfach… das ganze Ding löschen.«
Ohne weiter zu warten, positionierte sie den Mauszeiger auf dem Willow-Icon und zog es zu dem Icon mit dem Namen ›Papierkorb‹ - und wäre beinahe senkrecht vom Stuhl aufgesprungen, als der Monitor sich plötzlich schwarz färbte und dann sofort ein digitalisiertes Bild von Moloch dem Korrupter höchstpersönlich anzeigte. Das Abbild drehte sich, wurde größer, bis es den ganzen Bildschirm ausfüllte, und eine laute, hasserfüllte Stimme röhrte aus den blechern klingenden Lautsprechern des Computers.
LASS WILLOW IN RUHE! DIE SACHE GEHT DICH NICHTS AN.
Und ohne, dass Buffy ihn auch nur berührt hätte, schaltete sich der Computer ab.
Einen endlosen Augenblick lang rührte sich niemand.
»›Lass Willow in Ruhe.‹« Buffy schwieg einen Augenblick. »Genau das hat Dave auch gesagt, als ich ihn nach ihr und…« Sie starrte Xander und Giles an. »Malcolm.«
Xanders Miene versteinerte. »Was denkst du?«
Buffy senkte den Kopf, und ihr Blick wanderte über ihre zerfetzten Turnschuhe. »So sieht Malcolm also aus«, sagte sie leise. »Ich wünschte, Willows neuer Freund wäre tatsächlich nur ein aus dem Zirkus entsprungener Axtmörder.«
Zehn Minuten später wussten sie immer noch nicht, wie sie weiter vorgehen sollten.
»Okay«, meinte Buffy schließlich wütend. »So viel zum Löschen der Datei.«
Giles’ Miene verfinsterte sich von Minute zu Minute mehr. »Das ist schlimm, sehr schlimm.«
Xander schien noch nicht recht überzeugt, dass sie tatsächlich vor einem ernsten Problem standen. »Kann es nicht auch sein, dass wir etwas zu panisch werden?«, fragte er. »Ich meine, der Bursche sitzt im Computer fest. Was kann er schon anstellen?«
Buffy warf ihm einen Ich-kann-nicht-glauben-dass-du-es-noch-nicht-kapiert-hast-Blick zu. »Du meinst, abgesehen davon, nette, anständige Schüler dazu zu überreden, mich umbringen zu wollen?« Mit gespielter Sorglosigkeit zuckte sie die Schultern. »Ich weiß nicht - vielleicht könnte er die medizinischen Einrichtungen auf der ganzen Welt durcheinander bringen.«
»Signalanlagen im
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