Die Willow Akten
sie das könnte«, sagte er schließlich, »wie sollte ich ihr beibringen, dass sich ein Dämon im Internet verbirgt?«
»Na schön«, sagte Buffy in einem etwas zu lockeren Ton. »Dann bleiben Sie eben hier und denken sich was Besseres aus.« Sie packte Xander am Arm und zerrte ihn in Richtung Tür. »Komm schon.«
Tief besorgt sah Giles ihnen nach.
Der Tag war lang gewesen, und die letzte Unterhaltung mit Malcolm lastete schwer auf Willows Seele. Sie war Xander und Buffy aus dem Weg gegangen und hatte sich sogar von der Bibliothek fern gehalten, obwohl sie nirgends so gern lernte wie dort. Nun war sie froh zu Hause zu sein, fern von der Schule und den Freunden, die scheinbar endlos viele Fragen über Malcolm ausbrüteten - Fragen, von denen sie langsam befürchtete, sie nicht beantworten zu können.
Sie schloss die Haustür auf, trat ein und zog die Tür dann sorgsam hinter sich wieder zu. »Mom?«, rief sie. »Dad?«
Niemand zu Hause. Vielleicht war das auch ganz gut so. Willow stieg die Treppe zu ihrem Zimmer hinauf. Sie brauchte jetzt Zeit, um über alles nachzudenken und vielleicht eine Entscheidung zu treffen. Sie ließ ihre Schultasche auf das Bett fallen und fing gerade an, in ihren Büchern zu wühlen, als ihr Computer plötzlich piepte und verkündete:
SIE HABEN POST!
Als sie sich von ihrem ersten Schrecken erholt hatte, fragte sie sich, ob Malcolm ihr geschrieben hatte. Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden, und einige wenige Tastenanschläge lieferten ihr die Antwort.
GENUG GEWARTET. ICH MUSS DICH SEHEN.
Malcolms Worte leuchteten sie vom Bildschirm an und es ging etwas leicht Bedrohliches von ihnen aus. Willow starrte auf die Schrift und wusste nicht, was sie tun sollte. Dann schaltete sie plötzlich entschlossen den Monitor ab und widmete sich erneut ihrer Büchertasche.
SIE HABEN POST!
Entsetzt wirbelte sie herum und sah, dass der Monitor wieder an war - wie war das möglich? Verunsichert näherte sie sich dem Computer. Was mochte er jetzt geschrieben haben? Wie…
Die Türglocke klingelte.
Vom Türklingeln gerettet, dachte Willow. Abgedroschen, aber hilfreich. Sie warf noch einen Blick auf den Computer, ehe sie die Treppe hinuntereilte, um nachzusehen, wer da war. Sie hatte schon eine Vermutung, und als sie die Tür öffnete, fragte sie mit einem Lächeln. »Dad, hast du wieder deine Schlüssel vergessen?«
Aber dort stand niemand. Verwundert steckte Willow den Kopf zur Tür hinaus und sah sich um - nichts. Kinder, dachte sie. Wollten mir wohl einen Streich spielen. Sie wollte sich gerade wieder umdrehen, da bewegte sich etwas hinter ihr.
Unvermittelt legte sich eine Hand mit einem chloroformgetränkten Lappen grob über ihren Mund. Willow versuchte sich zu wehren, doch vergebens. Der Angreifer war groß, der Arm, der ihr über die Schulter griff, muskulös. Sie zerrte an seiner Hand, aber unwillkürlich atmete sie bei dieser Anstrengung noch mehr von dem klinischen Gestank des Lappens ein. Ihr schwanden die Sinne. Der Kerl, der sie überfallen hatte, sagte etwas, und irgendwo in ihrem Geist, so verwirrt er auch sein mochte, erkannte sie die Stimme von Fritz.
GENUG GEWARTET.
Willow merkte nicht mehr, wie Fritz sie fortzerrte.
6
»Ein Sprecher des Erzbischofs wies die Vorwürfe zurück und machte einen Computerfehler für die scheinbaren Unstimmigkeiten in der Buchführung verantwortlich. In Washington hat heute das FBI bekannt gegeben, dass sämtliche Profile von Serienmördern auf noch ungeklärte Weise aus dem Zentralcomputer abgerufen wurden…«
Giles ignorierte die Stimme, die im Hintergrund aus dem Radio drang. Die Nacht war bereits angebrochen, und er hatte sich durch ein ganzes Dutzend Bücher gearbeitet, bis er auf die entscheidenden Hinweise gestoßen war. »Bindungsrituale«, murmelte er. »Da haben wir es doch. Wenn ich jetzt nur…«
»Hi«, sagte Jenny Calendar hinter ihm. »Ich habe Ihre Nachricht erhalten. Was ist denn so wichtig?«
Giles lehnte sich zurück. »Danke, dass Sie gekommen sind. Ich brauche Ihre Hilfe. Aber zuerst müssen Sie an etwas glauben, an das Sie vermutlich nicht glauben wollen.« Er atmete tief durch und wünschte, die Zeit würde schneller vergehen, damit diese peinliche Situation vorbei wäre. »Etwas«, setzte er an, »ist… nun… in…« Um Worte ringend starrte er sie einen Augenblick an, aber dann platzte es aus ihm heraus.
»Ein Dämon hat sich in das Internet eingeschlichen.«
Zu seinem größten Erstaunen
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