Die Willow Akten
Jagd?«
Buffy rang sich ein verunglücktes Lächeln ab. »Nicht, wenn ich in Ruhe gelassen werde.«
»Soll ich dir noch ein Sandwich oder was anderes machen, bevor du gehst?«, fragte ihre Mom mit vorgetäuschter Fröhlichkeit. »Du verhungerst sonst vielleicht.«
»Das war ich, bis du… bis du mir nach dem Abendessen diesen Vier-Gänge-Snack vorgesetzt hast.«
»Na schön«, sagte Joyce, während sie ihre Brieftasche von der Kommode holte. »Wie wäre es, wenn ich dich fahre? Ich meine, sie könnten überall sein…«
»Mom«, unterbrach Buffy. »Wenn du nicht willst, dass ich gehe, dann sag es einfach.«
Joyce hielt inne und merkte plötzlich betroffen, was sie tat. »Nein, ich will diese ganze Geschichte hinter uns lassen und wieder ein halbwegs normales Leben führen.« Sie biss sich auf die Lippe. »Du gehst! Viel Spaß.«
»Okay.« Buffy verließ eilig das Schlafzimmer ihrer Mutter, ehe die anstrengende Konversation wieder aufleben konnte. Doch dann hatte sie das Gefühl, sie sollte sich bedanken, also steckte sie den Kopf noch einmal durch die Tür. »Danke.«
Joyce zuckte zusammen und schlug ein weiteres Loch in die Wand.
Sunnydale bei Nacht.
Buffy hatte schon beinahe vergessen, wie still und friedlich das sein konnte, wie trügerisch. Wie jetzt, als sie den Bürgersteig hinunterschlenderte, vorbei an Häusern, in denen hinter den Vorhängen Lampen und Fernseher leuchteten. Nichts rührte sich, nicht einmal eine Katze oder…
Falsch.
Vor ihr war ein Geräusch, als hätte jemand weiter unten in einer Seitenstraße eine Mülltonne umgeworfen. Könnte ein Hund gewesen sein, vielleicht aber auch etwas viel, viel Schlimmeres. Der Instinkt trieb Buffy, die Sache zu überprüfen.
Lautlos schlich sie in die Seitenstraße. Da, auf der anderen Seite einer Garage, entdeckte sie einen Mann. Groß, dunkelhaarig und völlig in Schwarz gekleidet - ein Outfit, perfekt geeignet, um mit den Schatten zu verschmelzen. Sie kroch näher heran, vollkommen auf ihr Ziel konzentriert, gleich würde sie ihn am Kragen packen können…
… dann traf ihr Fuß auf eine Limo-Dose.
Knirsch!
Der Kerl wirbelte herum und riss den Arm hoch. Buffys ganze Wahrnehmung konzentrierte sich auf den Gegenstand in seiner Hand, eben die Waffe, die gerade direkt auf die Mitte ihrer Brust zujagte…
Ein Pfahl.
1
Buffy fing das herabsausende Stück Holz ab und musste sich anstrengen, die Gestalt, die es in der Hand hielt, nicht gleich zu Boden zu schleudern. Immerhin jagte er Vampire, also musste es jemand von der guten Sorte sein. Allerdings brauchte sie beinahe eine ganze Sekunde, um das Gesicht hinter dem Pflock zu erkennen.
Xander.
Sie starrten einander an, und seine Miene spiegelte eine Mischung aus Schrecken und freudiger Überraschung wider.
»Hat dich denn niemand davor gewarnt, wie gefährlich es ist, mit gespitzten Holzpflöcken zu spielen?«, fragte Buffy grinsend. »Es macht nur so lange Spaß, bis jemand ein Auge verliert.«
Sie hielt den Pflock fest, doch Xander war noch immer wie betäubt. »Du… du solltest dich nicht so an Leute heranschleichen.« Er blieb einen weiteren Augenblick wie angewurzelt stehen, ehe er ungläubig den Kopf schüttelte. »Mann, Buffy. Du wieder hier!« Dann fielen sie einander lachend in die Arme.
In diesem Moment zerbarst das verottete Holz der Garagentür hinter ihnen unter dem Ansturm eines Vampirs.
Er packte Xander, ließ jedoch wieder los, als Buffy ihm einen kräftigen Tritt in die Seite verpasste. Beide gingen mit Pflöcken in der Hand auf den verdatterten Blutsauger zu - und hielten inne, als sie merkten, dass der jeweils andere durchaus imstande war, das allein zu regeln. »Oh«, sagte Buffy. »Nach dir.«
Xander machte eine ablehnende Geste. »Nein, nach dir…«
Aber er machte einen so fähigen Eindruck. »Nein«, widersprach Buffy hartnäckig. »Das ist…«
Ein schrilles Piepen schnitt ihr das Wort ab, dann erklang eine blecherne Stimme aus etwas an Xanders Gürtel, das Buffy als eine Art Spielzeug-Walkie-Talkie identifizierte.
»Bitte kommen, Nachtfalke. Alles okay bei dir?« Zweifelnd blickte sie Xander an. »Nachtfalke?« Leicht verlegen fummelte Xander an dem Gerät herum, während der Vampir die Ablenkung nutzte, um sich auf Buffy zu stürzen. Sie ging unter seinem Gewicht zu Boden und hatte Mühe, seine schnappenden Zähne von ihrem Hals fernzuhalten. Da hörte sie das Geräusch schneller Schritte, und plötzlich wurde der Vampir von zwei weiteren Leuten
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