Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Winde von Darkover - 13

Die Winde von Darkover - 13

Titel: Die Winde von Darkover - 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
ja, dann konnte sie nichts anderes tun als gehorchen.
Melitta Storn war ein Mädchen aus den Bergen. Die Wurzel ihres Seins war die Loyalität dem Stamm gegenüber, ihre Treue zu Storn, ihrem ältesten Bruder, dem Oberhaupt der Familie. Daß er blind war und sie, den jüngeren Bruder und die Schwester nicht verteidigen konnte, spielte hier keine Rolle. Nie stellte sie seine Autorität in Frage. Er hatte ihr die Aufgabe gestellt, zu entrinnen und Hilfe zu finden, und sie hatte zu gehorchen.
Sie stand vom Bett auf, legte einen Pelzmantel um die Schultern und zog Pelzsocken über die Füße, denn die Nacht war bitterkalt. Sie tastete nach Feuerstein und Zunder und machte Licht. Es war nur eine winzige Flamme, aber sie war tröstlich. Melitta setzte sich vor das Licht und überlegte, was sie tun konnte.
Sie mußte nach Carthon. Dort wartete jemand auf sie, der ihr helfen konnte. Sie vermochte sich allerdings nicht vorzustellen, wie das möglich sein sollte.
Noch immer folgten ihr die Wachen in respektvollem Abstand, und das würden sie auch jetzt tun, sobald sie ihr Zimmer verließ. Sie fürchteten Brynat mehr, als sie ihren Schlaf liebten. Aus Angst vor ihm hatte noch keiner Hand an sie zu legen gewagt. Aber ihm dafür dankbar zu sein, hieße unweigerlich, in seine Falle zu tappen.
Melitta war Realistin; also überlegte sie den nächsten Schritt.
Sie trat ans Fenster und zog den Pelz enger um sich. Sie lehnte sich weit hinaus. Ehe der Schnee die Pässe schließt… Sie glaubte, im beißendkalten Nachtwind den Schnee zu riechen… Die Nacht war noch jung. Die Monde Idriel und Liriel standen hoch am Himmel, und der perlmuttschimmernde Mormalor stieg eben hinter dem Grat eines Berges herauf. Wenn es ihr gelänge, die Burg vor Anbruch der Morgendämmerung zu verlassen…
Jetzt konnte sie noch nicht gehen. Die Männer waren unten in der Halle bei ihrem Gelage. Allira konnte noch nach ihr schicken, und da durfte sie nicht verschwunden sein. Aber in den Stunden vor der ersten Morgendämmerung, wenn sogar die Nachtluft schläfrig und ein wenig benommen war, da mochte es ihr gelingen, so daß sie am Vormittag, wenn sie ihr leeres Zimmer entdeckten, schon weit weg sein konnte. Sie schloß das Fenster, kuschelte sich in ihren Pelz und schmiedete an ihrem Plan.
Wohin konnte sie gehen, wenn sie die Burg hinter sich hatte? Carthon, wo immer es lag, konnte sie sicher nicht in einer einzigen Nacht erreichen. Sie brauchte Unterkunft und Nahrung, denn die Reise konnte sie bis ans Ende der Welt führen. Der eine oder andere Vasall ihres Vaters würde sie sicher aufnehmen, denn sie liebten Storn und auch sie, wenn sie auch gegen den Wegelagerer und Räuber Brynat keinen Schutz bieten konnten. Sie würden sie verstecken, bis sie sicher ihren Weg fortsetzen konnte, sie würden sie mit Lebensmitteln versorgen und sie auf den richtigen Weg nach Carthon bringen.
Die nächsten Nachbarn waren die Aldarans, deren Burg unter dem Hohen Kimbi lag. Soviel sie wußte, hatten sie keine Blutfehde mit den Storns und keine Verpflichtung Brynat gegenüber. Aber auch sie konnten jetzt nicht für die Storns kämpfen. Ihre Großmutter stammte von den Leyniers ab, die mit den Altons von den Sieben Domänen verwandt waren, aber selbst die Macht der Comyn hatte hier in den Bergen eine Grenze.
Obwohl sie ihren Bruder nicht kritisierte, überlegte sie nun, daß es vielleicht zweckmäßig gewesen wäre, wenn er Sich, da er ja wußte, wie schwach er war, unter den Schutz einer der mächtigen Bergherren gestellt hätte. Aber die Klüfte und Abgründe um die Burg Storn waren bisher immer ein ausreichender Schutz gewesen.
Er könnte Allira oder mich an einen Sohn eines großen Hauses verheiratet haben, dann hätten wir deren Schutz gehabt, überlegte sie.
Aber es hatte keinen Sinn, jetzt darüber zu grübeln.
Sie nahm die winzige Lampe und ging damit zu ihrer Truhe. In Mantel und langen Röcken konnte sie sich nicht ausreichend bewegen. Am Boden der Truhe fand sie einen alten Reitmantel, der aus dickem Stoff bestand und mit Pelz gefüttert war. Er würde warm und unempfindlich sein und zu wenig kostbar, um die Habgier von Räubern zu reizen. Dann fand sie alte Reithosen ihres 3ruders, die mit Leder besetzt waren. Die hatte sie getragen, wenn sie auf den Besitztümern herumritt. Sie fügte noch eine warme, gestrickte Bluse hinzu, eine lange, dicke, gefütterte Tunika, ihre Pelzstiefel und Socken. Sie machte ein kleines Paket aus Unterwäsche und einigen kleinen

Weitere Kostenlose Bücher