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Die Winde von Darkover - 13

Die Winde von Darkover - 13

Titel: Die Winde von Darkover - 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Schmuckstücken, die sie unterwegs verkaufen oder verschenken konnte, wenn sie Hilfe fand. Dann flocht sie ihre Zöpfe und zog eine wollene Kappe darüber. Nun löschte sie die Lampe und ging zum Balkon. Bis jetzt hatte sie nur gehandelt, ohne genau zu wissen, wie sie aus der Burg gelangen konnte.
Es gab Geheimgänge, und sie kannte einige davon. Einer ging vom Weinkeller aus und führte an den Verliesen vorbei. Sie mußte also nur in den Weinkeller gelangen. Das war ziemlich einfach, vorausgesetzt, sie konnte die Posten so betrunken machen, daß man sie durchließ. Ein anderer Weg, nur unbenutzt und vergessen, sonst aber durchaus nicht geheim, war ein Tunnel, der zu den Felsen führte, wo in alten Zeiten die Schmiedefeuer gebrannt hatten, denn die kleinen, dunklen Bergbewohner hatten das Feuer verehrt, an dem sie ihre Geräte schmiedeten, die, so hieß es, Zauberkraft besaßen. Später hatte sich das kleine Volk tiefer in die Berge zurückgezogen, und die Storns waren erst gekommen, nachdem sie schon lange weg waren. Als Kind hatte Melitta mit ihren Geschwistern die Höhlen und verlassenen Wohnstätten des Schmiedevölkchens erforscht, aber zugleich mit ihnen war ihr Zauber gegangen. Kümmerliche, ärmliche Reste hausten noch in den Dörfern um die Burg Storn, aber sie waren jetzt mit den Bauern fortgetrieben worden.
Sie musterte den Balkon. Ich brauche Schwingen, überlegte sie. Solange sie ihren Raum nicht verließ, belästigte man sie nicht. Und ihre Wächter würden dem Häuptling schwören, sie sei nicht einmal in die Nähe der Tür gekommen. Jetzt wünschte sie, daß sie ihre Kindheit in einem der Räume hätte verbringen können, die einen Geheimausgang hatten. Dann fiele es ihr nicht schwer, zu entkommen. So, wie die Dinge lagen, mußte sie aber zuerst ihr Zimmer verlassen. Doch wie sollte ihr das gelingen?
Ein schwacher Lichtschimmer in einem der unteren Stockwerke und ein Stück von ihr entfernt sagte ihr, daß Allira in der Königssuite herumwanderte. Storn hätte Allira erreichen müssen, dachte sie. Sie wußte, daß von dieser Suite aus ein Geheimgang in das Dorf an den Steilfelsen führte. Allira brauchte nur zu warten, bis Brynat schlief, und leise hinauszuschlüpfen…
Sie überlegte fieberhaft. Sie konnte ihre Schwester besuchen. Die Wachen würden ihr bis zur Tür der Königssuite folgen, aber nicht hineingehen. Vielleicht gelang es ihr, drinnen den Zugang zu dem Geheimgang zu finden. Um welche Zeit konnte sie vor Brynat dort am sichersten sein? Konnte sie auf Allira zählen, daß sie ihn berauschte oder ihn durch ein vorgetäuschtes Liebesspiel ablenkte, damit sie, Melitta, entfliehen konnte?
Nein, auf Allira kann ich mich nicht verlassen, überlegte sie verzweifelt. Sie würde mich nicht betrügen oder verraten, aber sie hätte nicht den Mut, mir zu helfen oder Brynat zu reizen. Wie lange würde es dauern, bis Brynat erführe, daß sie bei ihrer Schwester war? Und was würde er tun, wenn sie nach angemessener Zeit nicht wieder aus deren Zimmer käme? Sie würden Allira in Stücke reißen, um die Wahrheit aus ihr herauszuholen. Nein, das ging nicht. Aber es war ihre einzige Chance. Traf Brynat sie bei Allira an, dann konnte er Verdacht schöpfen und sie fortan strenger bewachen lassen. Sie wußte, daß die Posten strengen Befehl hatten, Brynat zu melden, wenn die beiden Schwestern länger als einige Minuten miteinander sprachen.
Aber wenn niemand wüßte, daß ich bei Allira bin?
Wie konnte sie ungesehen dorthin gelangen?
Die alten Darkovaner waren mit solchen Fragen fertig geworden. Aber Melitta konnte sich des magischen Kraftfeldes nicht bedienen, das Storn schützte. Es gab auch Zaubermäntel, die einen Schleier der Illusion über den Träger warfen, so daß er ungesehen herumgehen konnte. Es war ein Geheimnis einer bestimmten Lichtbrechung. Melitta wußte jedoch nicht, ob Storn je einen solchen Mantel besessen hatte, wo er war und wie er zu gebrauchen wäre. Sie konnte vielleicht in den Sonnenaufgangsturm gelangen und dort ein magisches Vogelkleid überstreifen, mit dem sie von der Burg wegfliegen konnte - aber nur in der Illusion. Ihr Körper würde dann in Trance im Turm liegen. Das war auch keine wirkliche Hilfe. Wenn ich Schwingen hätte, mit denen ich zu dieser Suite hinunterfliegen könnte…
Das war es. Schwingen hatte sie nicht, und es half nichts, wenn sie darüber grübelte. Aber sie hatte zwei kräftige Beine und ebenso kräftige Arme, zehn starke Finger und viel Übung im

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