Die Winterchroniken von Heratia 1 - Der Verfluchte (German Edition)
Lächeln. »Das hat ja jemand geschickt eingefädelt. Und die ach so klugen Großmeister der Hohen Schule fallen auch noch darauf herein.«
»Erspar uns dieses Gesülze!«, zischte Diarell. »Du kannst uns nicht täuschen!«
»Guter Witz. Wäre das alles nicht so furchtbar traurig, würde ich sogar lachen«, erwiderte Seran trocken. »Von dir war es nicht anders zu erwarten, aber zumindest den anderen Großmeistern hätte ich zugetraut, dass sie es erkennen, wenn man sie an der Nase herumführt.«
»Beantwortet meine Frage«, ging Randef dazwischen, ehe Diarell etwas sagen konnte. »Werdet Ihr Euch festnehmen lassen oder wollt Ihr das Ganze noch schmutziger gestalten, als es bereits ist?«
»Ich werde mich festnehmen lassen, wenn vor meinem Richterspruch nach dem wahren Erpresser und Mörder gesucht wird.« Der Utera deutete auf Carath. »Zum Beispiel würde mich interessieren, wer dem Welpen erzählt hat, dass ich hinter alledem stecke.«
Randef neigte den Kopf. »Ihr habt mein Wort.« Er gab den Wächtern einen Wink, Seran die Ketten anzulegen. Die Schlösser schlossen sich klickend um seine Handgelenke und die beiden Weißröcke traten einen Schritt vor ihm zurück. Auf ihrer Stirn glitzerten Schweißperlen und die Erleichterung stand ihnen in die Gesichter geschrieben.
In diesem Augenblick sprengte wie aus dem Nichts ein Mann zwischen sie. Eine Klinge blitzte auf und zielte auf Serans Brust. Geistesgegenwärtig riss der Utera seine Fesseln hoch, um den Schwertstich abzuwehren. Serrashils Augen weiteten sich, als sie den Angreifer erkannte. Kerib! Der Priester, der sie gefangen gehalten hatte! Aber … sollte der nicht auf Serans Seite stehen? Stattdessen attackierte er den Utera nun mit kräftigen Schwerthieben. Die Wächter griffen ebenfalls zu ihren Schwertern, doch Ophales gebot ihnen mit einer Handbewegung Einhalt.
»Eine interessante Wendung, würde ich sagen«, murmelte er, hielt aber sein Schwert einsatzbereit in den Händen. »Offensichtlich scheint doch jemand anderes am Werk, wenn weiterhin versucht wird, Großmeister zu töten.«
Seran wich zurück, die Kette erhoben. Damit fing er die meisten Schläge ab, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis Kerib ihn erwischte.
»Wärt ihr so freundlich, mir zu helfen?«, rief er den anderen Großmeistern zu.
Diarell murmelte etwas Undeutliches und ein magischer Blitz schoss von ihrer Richtung auf Kerib zu. Im letzten Moment hechtete dieser jedoch beiseite und die volle Wucht des Angriffs traf Seran.
Oder besser gesagt: Hätte ihn treffen sollen.
Mit einem unmenschlichen Aufschrei sprengte der Utera die magiebindenden Fesseln und die Kettenglieder schossen davon. Für einen Moment war er ganz und gar in grellweißes Licht gehüllt und Serrashil kniff stöhnend die Augen zusammen, als es sich in ihre Netzhaut brannte. Es schien jedoch selbst durch ihre Augenlider zu dringen und für wenige Sekunden verschwand alles hinter einem weißen Schleier aus Licht.
Einen Augenblick lang fürchtete sie, das Augenlicht verloren zu haben, aber nachdem sie ein paar Mal geblinzelt hatte, kam langsam wieder Farbe in die Welt zurück.
Seran stand an seinem Platz, die Enden der Fesseln baumelten lose von seinen Handgelenken. Er hatte den Kopf leicht schief gelegt, ein Lächeln umspielte seine Lippen. Um ihn herum flimmerte die Luft, als würde er eine große Hitze ausstrahlen.
Kerib kauerte ein paar Schritte weiter auf dem Boden und starrte den Utera mit schreckensgeweiteten Augen an.
»Das ist unmöglich«, stieß Großmeister Pilok schließlich hervor. Der Gnarl hatte seine Streitaxt sinken lassen und musterte Seran ebenfalls entsetzt. »Diese Ketten kann man nicht brechen! Weder mit bloßer Kraft noch mit Feuer oder gar Magie!«
Seran zog die Augenbrauen hoch und hob seine Hände, als würde er der zerstörten Kettenglieder erst jetzt gewahr. »Ach wirklich? In diesem Fall tut es mir schrecklich leid, sie zerstört zu haben. Vielleicht solltet ihr angeblichen Meister der Schmiedekunst noch ein wenig an euren Fertigkeiten feilen.«
»Worauf wartet ihr?«, schrie Kerib und griff nach seinem Schwert. »Tötet ihn, verdammt! Er ist der Verfluchte Fünfte Gott!«
Serrashil hielt die Luft an. Laut ihres Glaubens war der Verfluchte Fünfte Gott von den Vier Hohen Göttern für seine Grausamkeit und Niedertracht bestraft worden, indem sie ihm seine fleischlose Hülle nahmen und ihn an einen Körper banden. Mit großen Augen betrachtete sie Seran. Auch wenn es Teil
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