Die Winterchroniken von Heratia 1 - Der Verfluchte (German Edition)
seelenruhig stehen blieb. Serrashil konnte nicht glauben, dass er sich einfach so töten ließ. Sein Blick huschte immer noch hin und her, vermutlich suchte er nach einem Ausweg aus seiner misslichen Lage.
Carath trat neben sie, den Blick düster auf Seran gerichtet. »Am Liebsten würde ich ihm für seine Taten selbst das Leben nehmen, aber ich habe keine Kraft«, knurrte er.
»Was wird aus deinem Haelra? Wie willst du es finden, wenn er tot ist?«, fragte Serrashil, ohne den Blick vom Geschehen abzuwenden.
»Sobald er tot ist, werden seine Zauber ebenfalls sterben. Arkanura muss sich hier ganz in der Nähe befinden, nur ihre Präsenz überschattet, damit ich sie nicht spüren kann. Sobald er tot ist, werde ich wissen, wo sie ist«, antwortete Carath zuversichtlich.
Serrashil erwiderte nichts mehr darauf, denn bei den Großmeistern regte sich etwas. Koril hatte die Flasche entkorkt, die er immer an seinem Gürtel befestigt bei sich trug, und Wasser schoss daraus hervor. Auf seinen Befehl hin attackierte es Seran, zur selben Zeit wie Diarells Gesteinsbrocken. Wasser und Gestein rasten auf den mutmaßlichen Gott zu, der sich immer noch nicht regte. Lediglich seine Lippen bewegten sich lautlos. Die Geschosse zerschellten einen halben Meter vor ihm wie an einer unsichtbaren Mauer. Undarat versuchte, Seran mit seinen Klauen von oben zu attackieren, drang jedoch ebenfalls nicht zu ihm durch. Seine Krallen verbogen sich kurz, als sie auf versteckten Widerstand stießen, und prallten dann mit einer Wucht zurück, die ihn heftig mit den Flügeln schlagen ließ, um nicht davongeschleudert zu werden.
In der Zwischenzeit starteten Pilok, Ophales und Randef ihren Angriff von drei Seiten. Pilok holte mit seiner mächtigen Streitaxt aus, Ophales mit seinem Schwert und Randef machte einen Satz nach vorne, wirbelte in der Luft um seine eigene Achse und zielte mit voller Körperspannung einen Kick gegen seinen ehemaligen Kollegen.
Für einen Moment wirkte es so, als würde das Schild um Seran nachgeben. Im nächsten flogen die Waffen in hohem Bogen davon, Ophales hatte Mühe, seiner eigenen Klinge auszuweichen. Randef wurde ebenfalls von der Wucht erfasst und zurückgeschleudert. Serrashil ballte die Hände zu Fäusten. Es behagte ihr gar nicht, untätig herumstehen zu müssen, während die anderen kämpften. Sie sah jedoch ein, dass sie den Großmeistern mit ihren bescheidenen Fähigkeiten nur im Weg herumstehen würde. Wenn sie es schon nicht schafften, an Seran heranzukommen, würde Serrashil es erst recht nicht zustande bringen.
»Serrashil!«
Sie wandte sich in die Richtung, aus der ihr Name gerufen worden war, und konnte gerade noch die Arme hochreißen, um den Stein aufzufangen, der sie direkt ins Gesicht getroffen hätte. Überrascht starrte sie auf den Kristall in ihren Händen. Der Garshakin! Sie sah auf. Kerib warf ihr einen Blick zu, voll grimmiger Entschlossenheit. Dann stürzte er sich direkt in das Gefecht, ohne Rücksicht auf Verluste. Ein Zauber streifte seine Brust und grub sich durch seine einfache Lederrüstung bis in sein Fleisch, Undarat streifte ihn versehentlich mit seinen Klauen bei dem Versuch, Seran zu treffen.
Randef sprang zurück auf die Beine. »JETZT!«, brüllte er aus vollem Halse, drehte sich blitzschnell um seine eigene Achse und zielte mit seiner Ferse auf Serans Schild. Zur selben Zeit riss Diarell die Arme nach oben und mehrere Gesteinsbrocken rasten auf den Utera zu. Ophales, seine Wächter und Pilok schlugen mit aller Kraft gegen den schützenden Energiewall und auch Koril und Undarat beteiligten sich an dem Angriff.
Seran krümmte sich zusammen, als bereitete ihm der Angriff körperliche Schmerzen. Kleine Blitze zuckten durch die Luft und für einen Moment überzog ein Schimmer den Kokon, der den Utera umgab. Die Energiemembran riss unter den vielfachen Angriffen der Großmeister und explodierte. Die freigewordene Energie entlud sich schlagartig und erfasste in Form einer unaufhaltsamen Kraftwelle die Angreifer und riss sie zurück. Serrashil hob instinktiv die Arme, um ihren Kopf zu schützen, dann traf die Kraft auch sie. Alle Luft wurde ihr aus den Lungen gepresst, es fühlte sich an, als würden sie mehrere Faustschläge zugleich treffen. Sie wurde von den Beinen gerissen, überschlug sich mehrmals und blieb am Boden liegen.
Es dauerte einen Augenblick, ehe sie wieder atmen konnte. Serrashil keuchte auf und hielt sich die geprellten Rippen. Sand kratzte unter ihrer Kleidung und
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